Willkommen oder: Ein schwieriges Projekt…

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Es gibt Themen, die sind nicht einfach zu bearbeiten. Dazu gehören Feminismus, Gleichstellungspolitik, geschlechtergerechte Sprache, Sexismus – kurz gesagt: alles, was im weitesten Sinne mit „Geschlecht“ zu tun hat. Wer wie ich „Gender Studies“ studiert, ist es gewohnt, angefeindet oder belächelt zu werden. Da gibt es häufig vorgefasste und festgefahrene Ansichten und das Wissen tausender Expert_innen. Schließlich „hat“ jede_r ein Geschlecht und fühlt sich dementsprechend (teils zu Recht) als Experte und Expertin. Damit geht jedoch auch folgendes einher: Die meisten Menschen haben einen sehr emotionalen Zugang zu den angesprochenen Themen und bringen diesen auch in Diskussionen ein, die eigentlich über den persönlichen Erfahrungshorizont hinausgehen. Wer schon einmal „diestandard.at“ besucht hat, dem/der wird vermutlich aufgefallen sein, dass dort kaum sachlich diskutiert wird. Eher hat sich die Website zum Anziehungspunkt für anonyme User_innen entwickelt, die unabhängig vom Thema immer wieder die selben diffamierende Parolen posten. Als Reaktion darauf hat „diestandard.at“ den „forumfreien Dienstag“ ausgerufen – der Wochentag, an dem keine Kommentare der Leser_innen veröffentlicht werden.

Noch schwieriger wird es, wenn es um Wissenschaft geht. Gender Studies. Geschlecht als Wissenskategorie, feministische Theorie, Masculinity Studies, Queer Studies sind nur Wenigen ( – einem eingeweihten Zirkel – ) ein Begriff. Obwohl die Wissenschaft von den Geschlechtern schon viele Jahre auf dem Buckel hat, ist sie (vor allem in Österreich) akademisch kaum etabliert. Viele Menschen verbinden mit Feminismus oder Gleichstellung ausschließlich ein politisches, kein wissenschaftliches Programm. Auch wenn feministische Wissenschaft und/oder Gender Studies schon immer von politischen Anliegen geprägt waren, unterscheiden sie sich von einer Frauen- oder Männerbewegung. Gender-Wissenschafter_innen interessiert, wie Geschlecht in wissenschaftlichen Diskursen und im Alltagshandeln konstruiert und produziert wird. Sie untersuchen sexuelle Identitäten, analysieren, ob Heterosexualität tatsächlich „natürlich“ ist, fragen nach den Effekten von Geschlecht – und noch vieles, vieles mehr.

In der Denkwerkstatt werde ich versuchen, geschlechtsspezifische Themen, die unter anderem auch mit meiner Dissertation und mit meiner Masterarbeit in Verbindung stehen, aufzugreifen und zur Diskussion zu stellen. Auf möglichst sachlicher Ebene (und trotzdem bleibt viel Raum für Emotionen!) Nicht zuletzt ist es mir ein Anliegen, einen kleinen Beitrag zur Wissenschaftskommunikation zu leisten – denn Gender Studies sollten ihren Platz in der Öffentlichkeit haben. Ich freue mich auf anregende Diskussionen!

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brigittethe

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By brigittethe

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