ArchiveFebruar 2011

Interview: Frauenbewegung in Österreich – Teil 1

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In Wien demonstrierten 1911 erstmals rund 20.000 Menschen für Frauenrechte, 2011 „feiern“ wir das Jubliäum 100 Jahre Internationaler Frauentag. Aber wo liegen eigentlich die Wurzeln der österreichischen Frauenbewegung? Ein Gespräch mit Maria Mesner, Historikerin und wissenschaftliche Leiterin des Bruno-Kreisky-Archivs:

Maria Mesner

In Deutschland wird derzeit heftig über Frauenquoten debattiert, in Österreich wird das Thema noch weitaus zurückhaltender verhandelt. Welche Geschichte hat die Diskussion um Quoten in Österreich? Handelt es sich dabei um ein neues Thema auf der politischen Agenda?

Die Debatte begleitet uns zumindest seit den 80er Jahren, würde ich meinen. Die Grünen haben bereits bei ihrem ersten Antreten 1986 ein Reißverschlusssystem für die Aufteilung von Mandaten umgesetzt, was in Wirklichkeit eine 50-Prozent-Quote bedeutet. Die SPÖ hat dann ungefähr zur selben Zeit eine 30-Prozent-Quote eingeführt, die sie später auf eine 40-Prozent-Quote erhöht hat. Anlässlich dieser Einführung von Quoten in politischen Parteien wurde das Thema bereits heftig diskutiert. Es hat sich auf alle Fälle herausgestellt, dass die Einführung von Quoten zu einer Erhöhung des Anteils von Frauen führte. Vielleicht nicht im geplanten Ausmaß, aber es gab eine deutliche Bewegung nach oben. Erst später hat die Diskussion über die Quote auch andere Bereiche wie Aufsichtsräte erfasst.

Aber die Quote ist eine begleitende Diskussion seit den späten 70er Jahren. Dazwischen gab es verschiedene Ansätze, Forderungen wie zum Beispiel die Vergabe von öffentlichen Mitteln an bestimmte Frauenquoten zu koppeln, wie das ja zum Teil in den skandinavischen Ländern der Fall ist. Der langen Rede kurzer Sinn: Es ist keine neue Debatte.

Warum birgt die Debatte dennoch nach wie vor solchen Zündstoff?

Wenn eine Hälfte der Bevölkerung mehr Macht anstrebt, muss die andere Hälfte der Bevölkerung diese abgeben. Das trifft auf Widerstand. Und daher ist das unbeliebt. Also es geht da schlicht um Macht, es geht um Repräsentation, es geht um Einfluss. Und wenn eine neue Gruppe stärker repräsentiert wird, muss die bislang unverhältnismäßig stark repräsentierte Gruppe einen Teil ihrer Positionen, ihres Einflusses abgeben.

2011 begehen wir den 100. Internationalen Frauentag, in Wien sind 1911 erstmals 20.000 Menschen für Frauenrechte auf die Straße gegangen. Wann ist in Österreich eigentlich eine politische Frauenbewegung entstanden? Lässt sich das an einem konkreten Ereignis festmachen?

Der erste politische Frauenverein ist eigentlich schon 1848 entstanden, aus den revolutionären Ereignissen von 1848 heraus, allerdings war er wie alle Vereine des Jahres 1848 von kurzlebiger Dauer. Eine zweite Welle von Frauenbewegungen entstand dann im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, als das bürgerliche Ideal brüchig wurde. Jenes der Ehefrauen und der Männer, die für die Erwerbsarbeit und damit die Sicherung der ökonomischen Existenz zuständig waren. Die Frauen haben festgestellt, dass sie keine Voraussetzungen im Sinne einer Ausbildung hatten, die sie dazu befähigte, ihre eigene Existenz zu sichern. Daraus folgte auch die Forderung nach Bildung, nach dem Zugang zu Bildungsinstitutionen.

Außerdem entstand zu dieser Zeit die Forderung nach einer Ausweitung des Wahlrechts, also nach einem allgemeinen gleichen Wahlrecht statt des geltenden Kurienwahlrechts. 1906 wurde das allgemeine Wahlrecht eingeführt, das aber nur ein Männerwahlrecht war. Somit haben auch die Frauen, die bis dahin aufgrund ihres Vermögens Wahlrechte hatten – wenn auch nur vermittelte – ihre Wahlrechte verloren. Damit war ein wesentlicher Fokus der Mobilisierung von Frauen Ende des 19. Jahrhunderts gegeben. Frauen waren generell von der Mitgliedschaft in politischen Vereinen ausgeschlossen, das wurde zu einem dritten Schwerpunkt für die Organisierung von Frauen.

Ein vierter Schwerpunkt stellte das patriarchale Eherecht dar, das eine klare Hierarchie innerhalb der Ehe vorschrieb und den Mann zum Oberhaupt der Familie machte. Daraus entstand dann zum einen eine bürgerliche Frauenbewegung und andererseits eine sozialdemokratische, also eine Arbeiterinnenbewegung, die zum Teil die selben oder ähnliche Forderungen hatte, zum Teil aber einen anderen Schwerpunkt setzte. Es ging um Fragen der sozialen Zugehörigkeit und der Diskriminierung, die daraus folgte. Das war für die Arbeiterinnenbewegung natürlich eine wesentlich relevantere Frage als für die bürgerlichen Frauen.

Hat die Demonstration im Jahr 1911 Wellen geschlagen?

Nun ja, was auch immer Wellen sind – die Zeitungen berichteten über das Ereignis, es gab erhebliche Resonanz. Außerdem gibt es Bilder von der Demonstration. In einer Zeit, die an Bildern noch arm ist, ist allein die Tatsache, dass es von einem Ereignis viele Bilder gibt, schon ein Hinweis darauf, dass es Resonanz gefunden hat. Die zentrale Forderung der ersten Frauentagsdemonstration 1911, die Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen, wurde allerdings erst 1918 realisiert.

Machen wir einen großen Sprung in die 70er Jahre. Ich habe in Ihrem Buch „Land der Söhne“ von einer Protestaktion gelesen, bei der ein Chefredakteur aufgrund eines sexistischen Titelblatts gewaltsam entkleidet wurde – inwiefern kann man die Frauenbewegung der 70er Jahre im Vergleich mit einer heutigen Frauenbewegung charakterisieren?

Die autonome Frauenbewegung der 70er Jahre hat noch aus der Studentenbewegung heraus das Mittel der Provokation mitgenommen. Provokation war ein wichtiges Werkzeug, um öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Das trifft natürlich nicht nur auf die 70er Jahre, sondern auch noch viel später auf die autonome Frauenbewegung zu. Es ist eine Form, Aufmerksamkeit für politische Anliegen zu generieren, während dann die frauenbewegten Aktivitäten der Nullerjahre oder Ende der 90er Jahre mehr auf mediale Präsenz im Sinne von breiter Berichterstattung gesetzt haben. Also weniger die Provokation von einem wie auch immer gedachten Außen, sondern die Nutzung der Massenmedien, um Forderungen zu stellen, Aufmerksamkeit zu gewinnen und auch Verständnis für die Forderungen herzustellen. Das war bei den provokativen Aktionen der frühen autonomen Frauenbewegung wohl nicht erste Priorität – da ging es vorrangig darum, Aufmerksamkeit zu erregen.

Schließlich kam das Thema vom Rand der Gesellschaft – insofern ist das auch ein notwendiger Schritt gewesen. Mittlerweile haben diese Themen ihren Weg in den Mainstream gefunden. Gender Mainstreaming ist heute ein Ziel der Europäischen Kommission, dabei handelt es sich nicht um eine marginalisierte Gruppe, sondern eine zentrale Körperschaft in Europa. Dementsprechend haben sich auch die Aktionsformen verändert, die handelnden Personen und auch die Haltungen haben sich verändert.

Würden Sie sagen, dass mit dieser Institutionalisierung von Frauenpolitik eine Frauenprotestkultur mehr und mehr in den Hintergrund tritt?

Nein, ich denke, es gibt immer noch Protestkulturen, nur hat sich das Ganze verschoben. Wenn es eine Bundesministerin für Frauenangelegenheiten gibt, wenn es eine Stadträtin gibt, also institutionalisierte Frauen und Politiken, dann verschiebt sich der Protest. Ich denke, das ist weder gut, noch schlecht, sondern notwendig. Wenn eine politische Forderung immer nur an den Rändern der Gesellschaft ausgehandelt wird, dann ist das eine sehr mühsame Sache, die mit wenig Erfolgschancen ausgestattet ist. Die Institutionalisierung und das Rücken der Themen in die Mitte der Gesellschaft ist also durchaus ein Erfolg der Frauenbewegung.

Dass sie dabei weniger radikal wird, liegt zwar nicht in der Natur der Sache, wohl aber in der Natur der österreichischen politischen Kultur, wo Massenbewegungen – sieht man einmal vom Nationalsozialismus ab – ja nie radikale gewesen sind. Es gab und gibt in Österreich keine radikale emanzipatorische Massenbewegung. Zumindest nicht im 20. Jahrhundert.

Trotz der von Ihnen geschilderten Erfolge ist Frauenpolitik nur bedingt ein Erfolgsprojekt – seit vielen Jahrzehnten werden die selben Forderungen wie „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ formuliert. Woran liegt das?

Nun ja, ich denke, diese Fragen sind Machtfragen, sind Verteilungsfragen – und da gibt es Widerstand. Deshalb ist das eine langwierige Angelegenheit. Die Dinge haben sich zugleich langsam und schnell bewegt, das hängt von der jeweiligen Perspektive ab. Ich bin Historikerin, deshalb bin ich der Meinung, dass sich einiges bewegt hat. Es ist viel passiert seit 1945. Es haben sich die Bilder völlig verschoben, es haben sich die Werte völlig verschoben und es haben sich auch die Handlungsspielräume der Frauen verändert.

Aber um auf die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit zurückzukommen – da ist in Österreich die Schere ja besonders groß. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass Österreich in den Geschlechterbildern wegen des starken katholischen Einflusses sehr konservativ ist. Und es geht wiederum um Macht und es geht um die Verteilung von Ressourcen. Da wäre es seltsam, wenn es hier keinen Widerspruch gäbe. Bei allen entscheidenden Machtfragen ist mit Widerstand zu rechnen. Das ist ja auch Teil des demokratischen Prozedere, dass eine bestimmte Form von Mehrheit gefunden werden muss. Daher müssen eben die dicken Bretter langsam gebohrt werden, aber das bedeutet nicht, dass sie nicht gebohrt werden.

Demnächst in Teil 2: Über das ewige Vorbild Skandinavien, die Ikone Johanna Dohnal und Kreiskys Frauenpolitik…

Links:
Stiftung Bruno Kreisky Archiv

Maria Mesner auf Wikipedia

Frauentag: Events und Medienschwerpunkte

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Der 8. März rückt immer näher – zum 100. Jubiläum des Internationalen Frauentags gibt es diesmal eine Fülle von Veranstaltungen und auch in den Medien werden entsprechende Schwerpunkt gesetzt. Hier einige Termine, die ihr schon mal in eure Kalender eintragen könnt!

Am 19. März steigt in der Wiener Ottakringer Brauerei die große femous Eröffnungsparty – A femous centenary night. Mit dabei ist unter anderem die von uns allen geschätzte Peaches, das vollständige und unglaublich umfangreiche Line Up findet ihr auf der Website. Karten (VVK: 15 Euro) gibt es ab sofort z.B. bei Wien Xtra, Wien Ticket und der ÖGB-Kartenstelle.

Am 3. März wird die Ausstellung Feste.Kämpfe – 100 Jahre Frauentag im Wiener Volkskundemuseum eröffnet. „Die Ausstellung dokumentiert anhand eindrucksvoller Bild-, Ton- und Filmdokumente die wechselvolle Geschichte des Frauentages in den Kontexten gesellschaftspolitischer und kulturgeschichtlicher Rahmenbedingungen“, ist in der Presseaussendung zu lesen. Das ÖH-Referat für feministische Politik und das Referat für Menschenrechte und Gesellschaftspolitik bieten am 9. und am 10. März zwei kostenlose Führungen durch die Ausstellung an, eine Anmeldung ist erforderlich. Infos gibt es hier.


(c) Stichwort, Archiv der Frauen- und Lesbenbewegung

Heute Donnerstag starten die FrauenFilmTage 2011. Von 24. Februar bis zum 3. März werden im Filmhaus Kino und im Filmcasino internationale Spiel- und Dokumentarfilme mit dem Schwerpunkt „Frauen im Spannungsfeld zwischen Moderne und Tradition” gezeigt. Das Programm findet ihr hier.

Der ORF setzt vom 1. bis 8. März den Schwerpunkt „Starke Frauen hat das Land.“ Am 2. März widmet sich etwa das neue Format „Bürgerforum“ dem Thema Frauenpolitik (wenn auch unter dem fragwürdigen Titel „Halbe-Halbe – wer hat hier die Hosen an?“).


(c) Bildarchiv der KPÖ

Einen umfangreichen Frauentags-Schwerpunkt wird es auch im Programm von Ö1 geben. Gesendet wird unter anderem das Interview mit Monika Hauser, sowie ein Radiokolleg zum Thema 100 Jahre Frauentag. Eine Liste mit allen Sendungen findet ihr hier.

Auch Radio FM4 widmet sich zwischen 8. und 19. März „100 years of herstory.“ Link

Am 7. und am 8. März kann mensch auf Okto TV feministisch fernsehen. Unter dem Titel „Feminist Fights – Forever?“ werden zwei Gesprächsreihen mit Wissenschafterinnen, Aktivistinnen und Künstlerinnen ausgestrahlt.

Die neue Ausgabe der „Anschläge“ widmet sich ebenfalls ganz dem Thema „100 Jahre Frauentag“.

Webschau

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Am Sonntag vor einem Jahr verstarb Johanna Dohnal. Susanne Feigl, ihre Biografin, hat im Standard die letzten O-Töne der großen Politikerin unter dem Titel „Was sie empörte – bis zuletzt“ veröffentlicht.

Auch in Österreich tut sich endlich etwas in Sachen Quote: Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner diskutierte am Montag mit Frauenministerin Heinisch-Hosek über eine mögliche Quote für Aufsichtsrät_innen in staatsnahen Betrieben, berichtete diestandard.at. Laut einer Umfrage des Sora-Instituts ist die Zustimmung zur Frauenquote übrigens unter jungen Frauen am höchsten – 70 Prozent der Männer lehnen sie ab.

Auch Trendforscher Matthias Horx meldet sich im Standard zur Quotendebatte zu Wort und kritisiert die hierzulande weit verbreitete „männerbasierte Präsenzkultur“ im Arbeitsleben. Die Karrierewelt kann sich nur ändern, wenn eine kritische Masse von Frauen in den Chefetagen eine generell andere Zeitkultur durchsetzt – in Kooperation mit starken Männern, die auch kein Interesse mehr daran haben, mit ihrer Familie nur noch auf diplomatischem Wege zu verkehren, so Horx.

Zum 100. Jubliäum des Internationalen Frauentag hat die Mädchenmannschaft bereits allerlei Veranstaltungstermine gesammelt. Weitere Hinweise sind erwünscht.

Für alle Leute, die aus den österreichischen Bundesländern zur 20000frauen Demo am 19. März anreisen möchten, gibt es gute Nachrichten: Mit einer Vorteilscard der ÖBB gibt es ein Zugticket nach Wien und retour um 60 Prozent billiger, ohne Vorteilscard erhält frau 25 Prozent Rabatt.

Ab heute Montag am Kiosk: Die neue Ausgabe der Missy! Zur Feier der zehnten Ausgabe gibt es eine CD mit 11 brandneuen Tracks aus dem „queer-pop-feministischen Umfeld“ mit dazu.

Neues aus der Blogosphäre: „Die chaotische Welt der Geschlechter“ – unter diesem Titel bloggt Khaos.Kind seit wenigen Monaten „aus dem Alltag einer angehenden Berufsfeministin“.

Positive Diskriminierung in Utopia

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„Die Männer und Die Frauen gibt es überhaupt nicht, und sie sollten auch nicht als platonische Idee zu moralischen Zwecken konstruiert werden, weil erst dadurch konkrete Individuen diskriminiert würden“, schreibt Georg Schildhammer auf standard.at. Unter dem Titel „Platon meets Gender-Mainstreaming“ widmet der Autor eine Reihe logischer, nein –  zynischer – Argumentationsketten einer Schmähung der „positiven Diskriminierung“. Denn wirklich ernst meinen kann der Autor seinen Text dann doch nicht.

Schon sein Eingangsbeispiel eines Chirurgen und einer Chirurgin, die sich beide um den selben Job bewerben, scheint sich eher im luftleeren Raum als in der Realität abzuspielen: „Peter ist 50, Single und Gehirnchirurg. Er hat hunderte von Operationen erfolgreich durchgeführt, international geforscht, publiziert und gelehrt und mehrere Auszeichnungen für seine Arbeit erhalten. Sabine ist ebenfalls 50, Single und Gehirnchirurgin. Sie hat genau so viele Operationen erfolgreich durchgeführt wie Peter, im selben Umfang international geforscht, publiziert und gelehrt und dieselbe Anzahl und Art von Auszeichnungen erhalten wie ihr männlicher Kollege.“

Zumindest hierzulande ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, dass Sabine 50, erfolgreich und Single ist, während Peter drei Kinder hat, die von seiner Ehefrau betreut werden. Oder aber Sabine hat weit weniger Auszeichnungen, da sie während ihrer Karenzzeit nicht in Harvard studieren konnte und vermutlich hat sie auch weniger Publikationen vorzuweisen, weil sie an ihrer männlich dominierten Universität nicht (so wie Peter) vom Institutsvorstand in „wichtige Kreise“ eingeführt wurde.

„Peter und Sabine bewerben sich um den Posten eines Primarius/ einer Primaria an einem Wiener Spital. Sabine bekommt den Job. – Warum? Weil sie eine Frau ist“, fährt der Autor fort. Und das sei ungerecht und moralisch nicht vertretbar, so Schildhammer. Peter nehme als Bewerber nämlich nur eine passive Rolle ein, er selbst entscheide nicht über die Vergabe des Postens und diskriminiere somit Sabine auch nicht.

Nun, dem kann mensch nicht wirklich widersprechen – dennoch scheitert die gesamte Argumentationslogik des Autors an den praktischen Gegebenheiten. Die Arbeitswelt besteht nämlich nicht aus unabhängigen Individuen, die freie Entscheidungen treffen und in einem gesellschaftlichen Vakuum agieren. Vielmehr besteht sie aus einem partriarchalisch geprägten System mit entsprechenden Führungskulturen und einer Tradition der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung. Dies völlig auszublenden, wenn es um Dinge wie „positive Diskriminierung“ oder Quoten geht, ist schlicht irrsinnig. Zumindest, wenn entgegen eines falsch verstandenen Liberalismus Begriffe wie „Gerechtigkeit“ eine Bezugsgröße darstellen sollen.

„Um weder Peter, noch Sabine ad personam zu benachteiligen, beiden die gleiche Chance auf den angestrebten Posten zu ermöglichen und mittel- bis langfristig den erwünschten Männer-Frauen-Gleichstand hervorzurufen, kann es nur einen Weg geben: Unter allen gleich qualifizierten Bewerbern entscheidet das Los“, schließt der Autor. Vielleicht ist das auch gar keine so schlechte Idee. In Utopia.

Bridalplasty

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Wer meint, dass Formate wie „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ oder „Germany’s Next Top Model“ schon zu den furchterregendsten Reality-Shows zählen, hat vermutlich noch nie von „Bridalplasty“ gehört. Im vergangenen November startete diese Horror-Show auf „E! Entertainment Television“ – zwölf verlobte Frauen kämpften dort um ihre Traumhochzeit und das dazugehörige Aussehen. Jede Teilnehmerin durfte ihre „wish list“ an Schönheitsoperationen vorlegen, die Gewinnerin der wöchentlichen Wettbewerbe legte sich dann für eine der Wunsch-Operationen unters Messer.

Auf die Gewinnerin der gesamten Staffel wartete schließlich ein operative Runderneuerung und eine „Traumhochzeit“ – erst dort wurde der Schleier gelüftet und das neue Ich der Braut präsentiert. Hier ein Bericht (auf Fox News, entschuldigt) über die unglaubliche TV-Show:

20000frauen

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Am Dienstag hat sich die Plattform 20000frauen (die Denkwerkstatt berichtete) bei einer Pressekonferenz im Wiener KosmosTheater erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Rund hundert Organisationen und feministische Initiativen haben sich bereits der Aktion angeschlossen – die Liste der frauenpolitischen Forderungen wird immer länger. Um am 19. März wie einst 1911 wieder 20.0000 Frauen auf die Straße zu bringen, wird derzeit in allen Bundesländern Österreichs mobilisiert. Auch Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek hat bereits ihre Unterstützung angekündigt, sie wird am 19. März bei der Abschlusskundgebung vor dem Parlament sprechen.

Bei der Pressekonferenz stellten sich sieben Vertreterinnen unterschiedlicher Organisationen den Fragen der Journalist_innen, Petra Unger, Sprecherin der Plattform brachte die zentrale Motivation der Aktivist_innen auf den Punkt: „Jede verfügbare Statistik beweist das Gegenteil der vielzitierten, angeblich schon erreichten Emanzipation. Frau-Sein bedeutet nach wie vor Benachteiligung, Diskriminierung, Sexismus und Gewalt ausgesetzt zu sein.“

Auf der Website der Initiative findet sich kein eigener Forderungskatalog, denn: „Unzählige Forderungen liegen seit Jahrzehnten auf dem Tisch, es ist gar nicht notwendig, einen neuen Forderungskatalog zu erstellen.“ So ist die Forderung „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ etwa schon gute hundert Jahre alt und klingt so abgedroschen, dass manche Aktivistinnen ihr bereits mit (Galgen)humor begegnen. „Frauen verdienen mehr als ein Drittel weniger, seit es Statistiken gibt. Bist du deppert!“, war da auf einem Plakat zu lesen.


Empfangskomitee für die Presse


v.l.n.r.: Brigitte Ruprecht, Christa Pölzlbauer, Barbara Klein, Petra Unger,
Joana Adesuwa Reiterer, Melitta Toth, Birge Krondorfer


Sprecherin Petra Unger


Bist du deppert!

Alle, die sich noch aktiv an der Organisation der Demonstration beteiligen wollen, können dies in den öffentlichen Plena tun. Die entsprechenden Termine finden sich auf der Website. Auch eure wichtigsten Forderungen sind nach wie vor gefragt. Weitere Infos dazu gibt es hier.

20000frauen auf Facebook
20000frauen auf Twitter
Bericht in Wien Heute
Artikel auf diestandard.at
Artikel in der Presse
Beitrag auf Radio ö1 / Radio FM4

Fotos: Bettina Frenzel

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