Hat uns diese Frage vor allem in früheren Jahren in ihrer abgewandelten Form beschäftigt, nämlich wie weit ist „nicht mehr weit“, soll sie uns heute in Bezug auf unsere Chancen auf eine lebenslange Bindung beschäftigen. Diese sinke nämlich, wenn das Ausprobieren potentieller Lebenspartner (innen?) weit über die Zahl von zehn bis zwölf hinausgeht, auf Null. Die Angabe „weit“ ist sehr ungenau. Ungenau ist auch, was „ausprobieren“ in diesem Zusammenhang bedeutet. Also ist nach wie vor alles offen. Das aber nur am Rande.
Wirklich erstaunlich finde ich immer wieder die Versuche gesellschaftlichen Konservativismus naturwissenschaftlich zu fundieren. So ist, wie im Standard nachzulesen ist, anscheinend als Faktum biologischer Forschung bzw. biologistischer Auslegung zu akzeptieren, dass ein Mann in heterosexuellen Paarbeziehungen größer als die Frau zu sein hat, dass Frauen attraktiv dafür weniger intelligent zu sein haben, dass Männer beruflich gut positioniert sein müssen usw. Und was das Fass zum Überlaufen bringt: Das Ziel von all dem ist eine lebenslange Beziehung mit vielen Kindern darin. Darob wird sich die Kirche/ÖVP aber freuen!
Die Rolle der Geschlechter bei der Fortpflanzung und die Bedeutung der körperlichen Unterschiede zwischen Frau und Mann darin, sind in der Biologie seit jeher zentrale Aspekte. Dass dabei die Arbeiten der Forscher_innen und Wissenschaftler_innen Kinder ihrer Zeit sind, die Theorien und Fakten also, die sie entwickeln und produzieren, nicht zu trennen sind von der Weltsicht ihrer Zeit, bleibt unerwähnt. Und so stellt sich angesichts dieser Forschungsergebnisse die Frage, wo Forschungsbeobachtung und normative Setzung ineinander über gehen, wo patriarchale Vorstellungen, Ideologien und Irrtümer zu Fakten erhoben und wo Normen und Tatsachen miteinander vermischt sind?
Und zum Schluss bleibt nur zu sagen, wir können alle nichts dafür, es ist die Biologie!
ba
Omg, dieser Artikel im Standard ist ja die reinste Sammelstelle für Klischees und biologistische Generalurteile…