Vor einigen Jahren war das Single-Dasein afroamerikanischer Frauen ein beliebtes Thema in US-Talkshows: 70 Prozent sind angeblich alleinstehend, 42 Prozent von ihnen waren noch nie verheiratet. Beim TV-Sender ABC haben sich JournalistInnen dem „Problem“ angenommen und gehen der Frage nach, warum schöne, intelligente Frauen mit Mercedes doch alleine bleiben. Der Beitrag enthält so unglaublich furchtbare Stereotype und Vorstellungen von Partnerschaft, Liebe, Erfolg und race, dass einem richtig schlecht werden kann. Aber seht selbst:
Nein, Evelyn Fox Keller ist nicht tot
Die Wochenendausgabe der Wiener Zeitung widmet der Gender-Wissenschaftlerin und Physikerin Evelyn Fox Keller eine ganze Seite. Dass ich daraus schließe, dass sie entweder gestorben sein, den Nobelpreis oder die österreichische Staatsbürgerinnenschaft bekommen haben muss, sagt natürlich nichts über die gewohnte mediale Nicht-Präsenz dieses Themas und der sich mit ihm beschäftigenden Personen aus.
Gut die Hälfte des Artikels bemüht sich um die Darstellung ihres Lebens. Dass sie dabei von außergewöhnlich vielen Männern umgeben war, die auf ihre mathematischen Talente aufmerksam wurden, ihre Spezialbegabung erkannten und sie förderten, kann wahr sein, was dann um so deutlicher werden lässt, wie wenig die naturwissenschaftliche Forschung von Frauen besetzt war/ist. Irritierender finde ich Aussagen wie jene, dass sie Weltklassewissenschafter (wohl kein generisches Maskulinum) auch persönlich kennen lernte, sobald aus ihr eine interessante Gesprächspartnerin geworden war. Und – noch viel irritierender – jene Anmerkung, dass Fox Keller auf keinen Fall so werden wollte wie Barbara McClintock, eine Botanikerin und Genetikerin, die 1983 den Nobelpreis bekam, nämlich unverheiratet seiend = privates Schicksal und lange Spaziergänge machend = einsam. „EFK unternahm dann einen sehr entschiedenen Versuch, dem privaten Schicksal von Barbara McClintock zu entgehen: sie traf den Mathematiker Joseph Bishop Keller, sie heirateten und hatten in den nächsten Jahren zwei Kinder.“ Wie so oft im Leben, das kein Märchen ist, sind weder Prinz, Pferd noch die Haare der Prinzessin echt, „die Ehe wurde geschieden und EFK war unter die im akademischen Umfeld häufigen alleinerziehenden Mütter geraten.“
Nach diesem traurigen Teil ihrer persönlichen Biographie, wendet sich der Verfasser des Artikels ihrer Forschung zu. In ihrer Forschung, so erfahren wir, „geht es EFK um mehr als das Zusammentragen weiterer Bausteine zur Dokumentation der Benachteiligung von Frauen auch in der Wissenschaft – zur Erweiterung der Basis weiterer Übungen zur abermaligen Beweinung der Gräuel der männlichen Dominanz“. Kein Wunder dass sie so „die höchste Form der Anerkennung gefunden [hat], die ein für das breitere Publikum schreibender Autor [sic!] finden kann: Zwei der weltersten Autoritäten [!] auf diesem Gebiet haben dem […] Buch Besprechungen gewidmet.“ Muss dazu gesagt werden, dass diese beiden weltersten Autoritäten [!] Männer sind? Fox Kellers Forschung nimmt nach dem biographischen Abriss nur vermeintlich den restlichen Teil des Artikels ein. Tatsächlich widmet sich ein Großteil davon der Veranschaulichung ihres Forschungsbereiches durch Bespiele einer dieser beiden weltersten männlichen Autoritäten. Dass ich diesen Beispielen nicht folgen kann, liegt sicher daran, dass ich eine Frau bin.
Fazit des Artikels: Nicht überall wo feministische Wissenschaft drauf steht, ist feministische Wissenschaft drin.
ba
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Am vergangenen Samstag fanden in verschiedenen deutschen Städten Slutwalks statt. Die Mädchenmannschaft berichtet von den Ereignissen in Berlin, der Mädchenblog von Gaffern und auf diestandard.at könnt ihr euch Bilder von der Veranstaltung ansehen. Ob wohl auch bald in Wien ein Slutwalk stattfinden wird…?
In Österreich steht uns eine neue Debatte um Abtreibung (bzw. die „Fristenlösung“) bevor. Der Grund: Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) hat im Zuge der Spitalsreform die Krankenhäuser in Westösterreich dazu aufgefordert, Abtreibungen anzubieten und so die Situation für Frauen in Tirol und Vorarlberg zu verbessern.
Die offenen Briefe von Alice Schwarzer waren mir schon immer suspekt. So auch jener an Charlotte Roche. Obwohl ich nachvollziehen kann, dass Schwarzer das neue Werk „Schoßgebete“ verärgert hat, finde ich den untergriffigen Ton wirklich furchtbar. „Denn du hast nicht die Lösung, du hast das Problem.“ Nachzulesen auf emma.de.
Neues aus der Blogosphäre: Eine ehemalige Studienkollegin von mir bloggt auf ullikoch.wordpress.com – schaut mal vorbei!
Sensation
Armes Europa
Mmakgosi Kgabi (Botswana/Südafrika) und Awelani Moyo (Simbabwe/Südafrika) besuchen Wien. Mit im Gepäck haben die zwei Afrikanerinnen Schecks, Dollars, Euro, Pfund, Rand und Diamanten. Sie planen nämlich das krisengeschüttelte Europa zu kaufen. Erste Station: Österreich. Es wird erworben, investiert und mit neugierigen Augen wird die europäische Kultur analysiert. Samt ihrer brachliegenden und verschuldeten Wirtschaft.
Als Teil der Show werden Kgabi und Moyo – mit jeweils einem Gastjuror pro Abend – einen österreichischen Superstar suchen. Bei einer Casting-Show, die Teil der Performance ist, winken dem Gewinner oder der Gewinnerin € 500 in bar! Afrika investiert. Auch in Österreich, seine Söhne und Töchter.
Wer angesichts des anhaltenden Sommerlochs nach interessanten Veranstaltungen sucht, ist mit den beiden queer-femistischen Künstlerinnen aus Südafrika vielleicht gut beraten.
Neben dieser Performance im Dschungel Wien (19., 20. und 23. August) wird es auch eine Podiumsdiskussion („Gender Roles in Africa“, 11. August) und ein Happening am ehemaligen Flugfeld Aspern (24. August) geben. Alle Infos zu den Veranstaltungen findet ihr unter superzoom.at !
Wieder hier
Nach einer kleinen „Sommer“pause bin ich nun wieder online und werde euch erneut regelmäßig mit feministischen Inhalten versorgen. In meiner Abwesenheit ist allerdings (wie ihr wisst) so unglaublich viel passiert, dass ich die Nachrichtenlage noch immer nicht aufgearbeitet habe. Hier erst einmal ein paar interessante Hinweise:
Am kommenden Samstag ziehen die Aktivistinnen der Plattform 20000frauen wieder mit ihrem Schlauchboot los, um bei der Aktion „Das Boot ist leer“ auf die Situation von Asylwerber_innen in Österreich (und Europa) aufmerksam zu machen. Diesmal am Wiener Yppenmarkt – um 10 Uhr geht es los. Ich war auch schon dabei und kann euch nur empfehlen, euch bei Gelegenheit selbst auf die Straße zu begeben: Dort lernt mensch wirklich viel über die österreichische Gesellschaft. Und ab und zu doch jemanden zum Nachdenken anregen zu können – das tut gut.
Das Profil erklärt uns wieder einmal, warum Frauen schlecht einparken, Männer schlecht zuhören und nur Feminist_innen ideologisch sind. Nachzulesen unter dem Titel Hirnwindungen.
Am 13. August werden in mehreren deutschen Städten „Slutwalks“ stattfinden. Auf der Mädchenmannschaft findet ihr alle Infos dazu in einem eigenen Dossier.
Ebenfalls auf der Mädchenmannschaft findet ihr Neuigkeiten aus Ägypten: Frauenorganisationen wehren sich dort gegen diskriminierende und entwürdigende Praktiken.
Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek will das Familienrecht reformieren und eine „Ehe light“ in Form eines neuen Partnerschaftsvertrags einführen. Gut so, meint Ina Freudenschuss.