Preisfrage: Was ist verdammt teuer und verdammt sexistisch? Die Antwort: Werbung. Leider reißt die Berichterstattung über Werbung auf diesem Blog nicht ab – derzeit profilieren sich wieder einmal einige Unternehmen mit sexistischen Sujets.
Zum Beispiel Ryanair. Die Billigfluglinie hat vor kurzem einen Erotik-Kalender mit Fotos ihrer Mitarbeiterinnen präsentiert, in den heimischen Medien wurde sogleich für Flüge mit „roten heißen Preisen & Crew“ mit entsprechender Bebilderung geworben, der Werberat hat Ryanair zum sofortigen Stopp aufgerufen. Und das soll etwas heißen – der Werberat drückt bei sexistischer Werbung nämlich gerne auch einmal beide Augen zu.
Das Mode-Unternehmen American Apparel ist generell für seine pornographische Werbung mit jugendlichen Frauen bekannt – das neueste Plakat zeigt den Körper eines Mädchen im engen Kleid, mithilfe eines Männerschuhs wird ihr Po entblößt: Link
Spitzenwäsche für eine bessere Welt: Palmers sorgt mit dem neuesten Spot für Diskussionen: Gezeigt wird eine blinde Frau, die Palmers-Dessous wegen der „hochwertigen“ Stoffe trägt. Der dazugehörige PR-Text ist wirklich übel:
„Sich schön, sexy und begehrenswert zu fühlen ist keine Frage des Alters, der Konfektionsgröße, ob man arm oder reich ist oder: ob man sehen kann oder nicht. Es ist ein Gefühl! Und ein sehr gutes Gefühl, wie Ihnen jede Frau dieser Welt bestätigen wird. Und: eine blinde Frau ist nicht in erster Linie blind, sondern in erster Linie Frau.“
http://www.youtube.com/watch?v=hF3skOgLya4
Lernen die es denn nie?
Oder anders gefragt: Was haben diejenigen überhaupt gelernt, die sich sowas ausdenken? Antisexistische Werberichtlinien gibt es doch nicht erst seit gestern.
So viel faceplamen kann eineR doch gar nicht, wie es nötig wäre!
Ja, einerseits liegen die Gründe sehr nahe, andererseits ist es wirklich nicht zu verstehen… Ich würde ja gerne mal einen Werbe-Guru (aus betriebswirtschaftlicher Sicht) interviewen…
Vermutung: Werbung bringt Geld, ergo Erfolg; Werbung manipuliert, gibt also Macht – Wo sollte hegemoniale Männlichkeit besser gedeihen als in dieser Branche?
> eine blinde Frau ist nicht in erster Linie blind, sondern in erster Linie Frau. ich würde ja gerne mal einen Werbe-Guru (aus betriebswirtschaftlicher Sicht) interviewen… <
brigittethe, meinst du das ironisch ? sonst würde mich interessieren, was du dir davon evtl. erhoffst 😉
auch bei sowas muss ich lediglich daran denken, was zB Antje Schrupp meinte von wg. "wir brauchen mehr feministinn_en". aber ne werbung die u.a. nicht -istisch ist, animiert ja mE nicht zum kaufen, weil …
hoppla, da fehlt nen ganzer teil – nach dem 1. zitat schrieb ich sowas wie :
also so wie „jede frau“ ist „diese frau“ kein sog. autonomes subjekt sondern mE weiterhin lediglich ein objekt für u.a. den sog. male-gaze, ein heteronormatives, androzentrisches, kapitalistisches und auch kyriarsches system.
Gerade in der Vorweihnachtszeit ist es immer besonders übel, find ich. Da weiß man gar nicht mehr, wo man hinsehen soll, vor lauter fremdschämen, sich aufregen und wütend werden.
Findet Ihr denn wirklich JEDE Werbung, in der nackte Haut zu sehen ist, gleich sexistisch? Hab mir grade den Palmer-Spot angesehen und finde nicht, dass der irgendwie die Würde der Frau verletzt. Das Thema ist immerhin „sexy Dessous“ – sollten denn da die Teile „ohne Frau drin“ gezeigt werden?
@Claudia
Hast du denn überhaupt den Blogpost gelesen? Das mag jetzt ruppig klingen aber da steht doch genau drin, warum der Werbespot sexistisch ist. Und ich lese kein „weil die nackte Haut zeigt“. Weder im Ursprungsartikel noch in einem der Kommentare. Ein bisschen Mühe mit dem Kontext könntest du dir schon geben, wenn du was kritisieren willst.
Wen meinst du eigentlich mit „ihr“?
@Khaos.Kind: warum so aggressiv? Und SELBTVERSTÄNDLICH hab ich das Posting komplett gelesen, sonst würde ich doch nicht nachfragen! Da steht nämlich NICHT drin, WARUM die Werbung mit der Blinden so negativ gesehen wird – und was an dem Spruch falsch sein soll, wüsste ich auch gern:
„Sich schön, sexy und begehrenswert zu fühlen ist keine Frage des Alters, der Konfektionsgröße, ob man arm oder reich ist oder: ob man sehen kann oder nicht. Es ist ein Gefühl! Und ein sehr gutes Gefühl, wie Ihnen jede Frau dieser Welt bestätigen wird. Und: eine blinde Frau ist nicht in erster Linie blind, sondern in erster Linie Frau.“
„Wirklich übel“ ist kein Argument, nur eine vorläufig unbegründete Bewertung. Es ist wie gesagt Werbung für erotische Dessouns – und nicht für Autos, Computer, Reisen etc., deren Anpreisung mittels leicht bekleideter Frauen sehr viel kritikwürdiger ist.
Ich finde es fragwürdig, wenn sich Palmers damit brüstet, Blindheit zu thematisieren – und es dann auf diese Art macht. Eine Stellungnahme dazu kam vom ÖBSV: „Gerade blinde Frauen leben in unserer heutigen Gesellschaft nicht selten an der Armutsgrenze und können sich derartige Produkte nicht im Entferntesten leisten.“ Auch das Model in der Werbung ist nicht blind.
Und auch die Reduzierung „Sich schön, sexy und begehrenswert zu fühlen ist keine Frage des Alters, der Konfektionsgröße, ob man arm oder reich ist oder: ob man sehen kann oder nicht. Es ist ein Gefühl! Und ein sehr gutes Gefühl, wie Ihnen jede Frau dieser Welt bestätigen wird“ finde ich übel. Erstens ist es natürlich das Anliegen „jeder Frau dieser Welt“ sich „schön, sexy und begehrenswert“ zu fühlen – schön, dass Palmers für uns Frauen auf der ganzen Welt sprechen kann – offensichtlich braucht frau auch teure Dessous, um begehrenswert zu sein. Und es ist nebenei ziemlich zynisch von einem Konzern, der in seiner Werbung nur Frauen unter 30 und unter 50 kg zeigt, zu schreiben, es ist „keine Frage des Alters, der Konfektionsgröße“. Und dann auch noch das „ob man arm oder reich ist“ – die vielen Frauen, die an der Armutsgrenze leben, sparen bestimmt alle auf Palmers Dessous.
Mir ist bewusst, dass die Werbung uns einen bestimmten Konsum-Lebensstil verkaufen möchte, aber die Konzerne sollten sich meiner Ansicht nach mit solchen universellen „Weisheiten“ bitte zurückhalten.