ArchiveFebruar 2012

Internationaler Frauentag 2012

I

2011 wurde der 100. Internationale Frauentag begangen, nach all diesem Rummel wird der 101. diesmal in Österreich vergleichsweise ruhig verlaufen. Dennoch gibt es eine Fülle von Veranstaltungen und die traditionelle Frauendemo – hier ein Überblick: Wohin am 8. März?


Foto: Bettina Frenzel

Wien

Auch 2012 findet natürlich die autonome FrauenMädchenLesben Demo am 8. März statt. Die Auftaktkundgebung beginnt um 16.30 Uhr am Schwedenplatz, um 17 Uhr startet die Demo. Abschlusskundgebung: ca. 19 Uhr am Rathausplatz. Den Aufruf zur Demo findet ihr hier.

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek lädt am 8. März zum Tag der offenen Tür – und der findet leider parallel zur Demo statt. Zu sehen gibt es einen Ausschnitt aus dem Stück „Die Quadratur des Kreisky“, danach wird über das Thema „Arbeits.Zeit – Arbeits.Glück?“ diskutiert. Start um 16.30 Uhr im Palais Dietrichstein am Minoritenplatz. Weitere Infos gibt es hier.

Der Verein AÖF hat für den 8. März eine Podiumsdiskussion zum Thema „Frauenarmut – (K)ein Mythos“ organisiert. Die Veranstaltung startet um 17 Uhr in der Wiener Urania, Infos findet ihr hier.

Die Uni Wien bietet am 8. März Führungen unter dem Titel „Frauen an der Uni – eine Führung durch die Geschichte des Frauenstudiums“. Termine am 8. März: 12.30 Uhr und 16.30 Uhr. Die Führungen sind kostenpflichtig, anmelden kann frau sich hier.

Auch das Rathaus öffnet sich 2012 wieder für alle Frauen. Das Programm startet um 15 Uhr. Mit dabei ist diesmal unter anderem Kabarettistin Andrea Händler.

Abends kann in Wien unter anderem im Klub Ost gefeiert werden. Oder ab ins Kino, zu den FrauenFilmTagen 2012!

Andere Bundesländer 

Für alle Grazerinnen hat die Frauenbeauftragte Maggie Jansenberger ein übersichtliches Programm rund um den Internationalen Frauentag zusammengestellt.

Eine Übersicht über die Veranstaltungen in Linz findet ihr hier.

In Steyr gibt es eine Lesung mit Margit Schreiner. Um 19.30 Uhr.

In Klagenfurt findet am 8. März ein Frauen-Money-Fest (Manifest) statt. In der Hypo-Alpe-Adria-Arena.

In Salzburg organisieren das ÖH Frauenreferat und das Frauenkollektiv Sisterresist eine Frauendemo und eine Frauenfest. Das gesamte Programm findet ihr hier und auf der Facebook-Seite.

Genüsslich betrinken kann frau sich am 8. März in Neusiedl am See im Burgenland. Kultur und Weine von Winzerinnen aus der Region im Weinwerk ab 18 Uhr.

Das Referat für Frauen & Gleichbehandlung der Uni Innsbruck bietet am 8. März folgendes Programm.

Weitere Veranstaltungshinweise sind willkommen!

Komponistinnen? Fehlanzeige!

K

Die Musikwissenschafterin Nicole Waitz hat sich in ihrer Bachelorarbeit mit der Rolle der Frau in der abendländischen Musikgeschichte auseinandergesetzt. Warum Musizieren noch immer männlich ist und Komponistinnen nicht auf den Spielplänen deutscher Konzerthäuser stehen.


Foto: WadeB / Flickr

Was ist das Thema deiner Arbeit? Was sind deine zentralen Fragestellungen?

Ich habe in meiner Arbeit die Rolle der Frau in der abendländischen Musikgeschichte anhand von bildlichen Darstellungen analysiert und in einen sozialgeschichtlichen Kontext gestellt. Als Grundlage diente mir ein Bilderkatalog mit ausgewählten ikonografischen Darstellungen musizierender Frauen von der Antike bis zur Gegenwart.

Ausgehend von der These, dass Geschlechterkonstruktionen die Musizierpraxis bis heute beeinflussen sowie umgekehrt ebenso durch musikalisches Handeln diskursiv erzeugt werden und mit der Prämisse, dass die bildliche Darstellung von Musik bzw. musizierenden Personen soziale Dimensionen und Ideologien codieren, habe ich mir folgende Fragen gestellt:

  • Inwieweit beeinflusst die Dichotomie der Geschlechter musikalisches Handeln?
  • In welchen Bereichen werden Geschlechtsidentitäten durch Musik konstruiert?
  • Sind heteronormative Werte tragend für die Symbolisierung der Musik als körperliche Sinnlichkeit?
  • Wie zeigt sich die weibliche Konnotation der Musica (Allegorie der Musik selbst) als Imagination von Weiblichkeit?

(mehr …)

Golden Girls

G

Vor einigen Wochen hat Betty White ihren 90. Geburtstag gefeiert. Könnt ihr euch noch an die „Golden Girls“ erinnern? Schon als Kind habe ich mir die Serie (natürlich die synchronisierte Version) angesehen und mich sehr amüsiert. Nachdem mensch als 10-Jährige aber selten guten Geschmack beweist, was Filme und TV-Serien betrifft, war ich der Meinung, die Sitcom mit den vier älteren Frauen aus Miami dürfte wohl eher der seichten Unterhaltung zuzuordnen sein.

Falsch gedacht. Nachdem ich mir anlässlich des Medienrummels um Betty White nach fünfzehn Jahren nun das erste Mal wieder eine Folge der „Golden Girls“ (im Originalton!) angesehen habe, kann ich gar nicht mehr damit aufhören. Und das liegt vor allem an Beatrice Arthur. Die Schauspielerin mit der tiefen Stimme ist als „Dorothy“ so herrlich sarkastisch – ich habe bereits Tränen gelacht. In diesem Sinne kann ich euch die Serie wärmstens empfehlen, hier ein Vorgeschmack:

Querbeet

Q

Welche Auswirkungen hatte der Arabische Frühling auf Geschlechterdiskurse im Nahen Osten und Nordafrika? Dieser Frage ist die Redaktion von derstandard.at in einer internationalen Presseschau nachgegangen.

Auch in Wien wurde nun eine „Werbewatchgroup“ gegen sexistische Werbung nach dem Grazer Vorbild eingerichtet. Eure Beschwerden könnt ihr jederzeit online einreichen. (Artikel dazu auf diestandard.at)

Im Oktober 2011 hat die Plattform 20000frauen gemeinsam mit dem BKA Frauen die Enquete „Arbeit.Neu.Denken“ veranstaltet. Interessierte finden nun die Dokumentation mit allen Vorträgen und Unterlagen auf der Website des Ministeriums.

„Wie wollen wir im Netz füreinander Sorge tragen?“, fragt Lantzschi auf Medienelite.de. Weiterdenken ausdrücklich erwünscht.

In Österreich bringen aktuell ein Untersuchungsausschuss (und zahlreiche Journalist_innen) ans Licht, wie intransparente Parteienförderung, zwielichtiges Sponsoring und die Verhaberung zwischen Politikern (die weibliche Form ist hier im Grunde zu vernachlässigen) und Wirtschaftsbossen in diesem Land funktionieren. Diese Beiträge solltet ihr lesen / euch ansehen:
ZIB2 Interview mit Lobbyist Peter Hochegger
ÖVP mitten im Sumpf“ – Artikel im News zur Telekom-Affäre
Protokoll einer Dienstbesprechung“ – Florian Klenk über die Ermittlungen im Fall Grasser
Der Stand der Dinge“ – Die Akte Grasser zum Download auf Profil.at
U-Ausschuss live“ – Laufend aktuelle Berichte zum Untersuchungsausschuss auf standard.at
Die Aktivitäten von Gabriela Moser, Vorsitzende des U-Ausschusses, könnt ihr auf Facebook verfolgen.

Die SPÖ Frauen haben Johanna Dohnal eine neue Website gewidmet.

Zeit:Druck

Z

Die Plattform 20000frauen lädt zur Tagung im Wiener KosmosTheater von 23. bis 25. Februar 2012: „Wir sind alle damit konfrontiert – die Zeit wird immer weniger, der Druck wird immer größer… An zwei Abenden und einem ganzen Tag widmen wir uns daher inhaltlich dem Zeit:Druck in all seinen Bedeutungen. Zeit als Ressource, die immer knapper wird? Druck der immer existenzieller wirkt? Wie können wir den Zugriff auf unsere Zeit abwenden, uns gegen Zeit:Raub zur Wehr setzen, Eigen:Zeit (zurück)gewinnen? Uns Zeit für Gegen:Druck verschaffen?“

Das Programm:

Do, 23. Februar 2012
19:00 – 22:00 Vortrag + Diskussion
„Das neoliberale Zeitregime“, Gabriele Michalitsch, Politikwissenschafterin/Ökonomin

Fr, 24. Februar 2012
19:00 – 22:00 Podium + Diskussion / „Fishbowl“
Vertreterinnen aus Wissenschaft und Politik nehmen zu aktuellen Fragen aus der Arbeitswelt – Anna Daimler, Migrationspolitik – Luzenir Caixeta, Pflege – Bärbel Danneberg, Bildung – Michaela Ralser, Kunst – Barbara Klein und Recht – Brigitte Hornyik Stellung, benennen und reflektieren die prekären Zeit:Druck-Verhältnisse und diskutieren mit dem Publikum. Ausgehend von den Überlegungen der Vorabende widmen wir uns am Samstag der Planung des Frauenaktionstages. Angedachtes und Neugedachtes wird zusammengeführt.

Sa, 25. Februar 2012
11:00 – 13:00 gemeinsamer Brunch / Vernetzung / Austausch
13:00 – 17:00 Open Space – spielerische Ideenfindung, Inhalte und Formate für den Frauenaktionstag im Mai, begleitet von den Künstlerinnen Eva Dité, Jella Jost, Margot Hruby, Miki Malör, Maren Rahmann, die Rosidanten, Frauke Steiner u.a.
17:30 – 19:00 Präsentation der Ergebnisse
ab 19:00 Frauenfest mit DJane Ulli Fuchs

Ort: KosmosTheater, Siebensterngasse 42, 1070 Wien. Die Teilnahme ist kostenlos!

Max und Marie

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Zum (schon wieder) aktuellen Werbespot von „Check 24“ gibt es nicht viel zu sagen außer: dämlich, sexistisch und nicht lustig. Wer sich den Youtube-Channel des Vergleichsportals ansieht, findet eine ganze Sammlung von Geschlechterstereotypen und platten Sexismen. „Check 24“ richtet sich an Männer – denn Frauen können offensichtlich erst gar nicht einen Computer bedienen – höchstens ihren Liebsten anhimmeln, wenn er sich um Geldangelegenheiten kümmert:

Kontaktadressen für Beschwerden findet ihr hier.

Medienkritik: Bürgerforum

M

Das Diskussionsformat „Bürgerforum“ des ORF ist ein ambitioniertes Projekt: Regelmäßig werden Themen „aus allen Bereichen des politischen und gesellschaftlichen Spektrums“ diskutiert, wobei dem Publikum vor Ort in etwa die selbe Redezeit wie den Vertreter_innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zur Verfügung steht. Auch wenn mir die Einladungspolitik nicht besonders transparent erscheint, so geht das Konzept der gezielten Auswahl des Publikums doch auf – die Wortmeldungen sind großteils intelligenter und konstruktiver als das bei anderen Formaten der Fall ist.


Geschlossene Gesellschaft: Club der Krawattenträger 

Dass die Sendung „Bürgerforum“ und nicht etwa „BürgerInnenforum“ heißt, ist allerdings mehr als angebracht. Im „Bürgerforum“ sprechen Männer mit Männern über Männer. Besonders drastisch wurde das gestern deutlich, als über das geplante Sparpaket der österreichischen Regierung unter dem Titel „Zur Kassa, bitte – wer zahlt drauf?“ diskutiert wurde. Am Podium befanden sich tatsächlich sechs Männer (Josef Cap, Günter Stummvoll, Claus Raidl, Franz Fiedler, Hannes Androsch, Karl Aiginger) – und keine einzige Frau. Selbst die geladenen Vertreter der Opposition in der ersten Reihe waren allesamt Männer. Eine beachtliche Fehlleistung der Redaktion, denn bei einem solch fatalen Ungleichgewicht, was die Repräsentation betrifft, greifen keine (gängigen) Ausreden mehr („Alle Frauen haben abgesagt“, „Wir konnten keine Expertinnen finden“…).

Der Grundsatz  „Im Bürgerforum wollen wir den Bürgerinnen und Bürgern Gelegenheit geben, ihre Standpunkte zu vertreten“ gilt also nicht – zumindest nicht für Frauen. Und das verwundert vor allem deshalb, da der ORF einerseits den öffentlichen Auftrag hat, sich an der „Vielfalt der Interessen aller HörerInnen und SeherInnen“ zu orientieren und andererseits das Thema Sparpaket Frauen in besonderem Maße betrifft. Frauen sind in Österreich häufiger von Armut betroffen oder bedroht, Frauen stellen die meisten Mindestpensionist_innen, Frauen leisten den Großteil der unbezahlten Arbeit.

Diese Verhältnisse wurden zumindest ansatzweise in einer Einspielung thematisiert: Drei Frauen erzählten von ihren finanziellen Sorgen und ihren Zukunftsängsten. Im Studio kamen sie hingegen nicht zu Wort: gezählte 23 Redebeiträge von Männern standen zwei Beiträgen von Frauen gegenüber. Somit wurde ein gängiges österreichisches Politikverständnis reproduziert: Frauen sind betroffen und besorgt, Männer sprechen darüber, was zu tun ist und treffen die Entscheidungen. Wenig verwunderlich also, dass frauenpolitische Fragestellungen im „Bürgerforum“ überhaupt nicht thematisiert wurden – sie interessierten weder die Vertreter der Regierung noch der Oppositionsparteien.

Wenn die „Gleichberechtigung von Frauen und Männern“ einen Grundsatz des Programmauftrags darstellt, dann erwarte ich mir  von der „Bürgerforum“-Redaktion, dass sowohl Männer als auch Frauen in die Sendung eingeladen werden und während der Sendung darauf geachtet wird, dass auch Frauen zu Wort kommen. Und auch bei der Gestaltung von „Frauenschwerpunkten“ sind künftig bessere Recherche und mehr Sensibilität gefragt: Im März 2011 wurde ein „Bürgerforum“ anlässlich „100 Jahre Frauentag“ gesendet, das unter dem missglückten Titel „Halbe-Halbe – wer hat hier die Hosen an“ Männerrechtlern und Menschen wie Ioan Holender eine Bühne bot, der seine kruden Thesen von unterentwickelten weiblichen Lungenflügeln präsentierte.

Link: „Bürgerforum“ in der ORF TVthek 

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