ArchiveOktober 2012

Dirty Dancing

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„Dirty Dancing“ feiert seinen 25. Geburtstag. Habt ihr euch schon einmal gefragt, was der Film mit Feminismus zu tun hat? Als ich mir den Klassiker mit 14 das erste Mal angesehen habe, habe ich mir diese Frage nicht gestellt. Aber irgendwie hatte ich schon immer das Gefühl, dass da etwas anders ist und „Dirty Dancing“ sich von den üblichen Hetero-Hollywood-Schnulzen abhebt.

Pia Reisinger (FM4) und Julia Pühringer (Tele) haben den Film analysiert und erklären, warum „Dirty Dancing“ nicht nur ein öder Tanzfilm ist. „Dirty Dancing ist ein Glücksfall für eine ganze Generation von jungen Frauen, sage ich“, schreibt Julia Pühringer. Was meint ihr?

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V

Am 5. November findet die 2. Enquete der 20000frauen statt – diesmal zum Thema „Frauen.Körper.Politik„. Das Programm ist äußerst spannend, nachdem die Plätze begrenzt sind, solltet ihr euch möglichst bald per Mail anmelden. (Programm als PDF)

In Österreich sorgt Christine Bauer-Jelinek derzeit für Aufregung. Sie hat das Buch „Der falsche Feind“ veröffentlicht und beklagt unter anderem die angebliche Verdrängung der Männer. In einem Kommentar in der Presse schreibt sie: „Heute gehört die Wohnung der Frau. Obwohl jedes Kind Anspruch auf ein eigenes Zimmer hat, kann der Mann oft nicht einmal eine Ecke für sich allein nutzen; da gibt es keinen fixen Platz am Tisch, oft nicht einmal einen Fernsehsessel.“ Was meint ihr – was braucht es angesichts dessen? Parodie, Protest – oder sollte mensch die Autorin einfach ignorieren?

Am Wochenende sind in Wien KindergartenpädagogInnen auf die Straße gegangen, um gegen die herrschenden Arbeitsbedingungen zu protestieren. Einen Bericht darüber gibt es auf diestandard.at.

Auf migrazine.at gibt es aktuell einen Schwerpunkt zu Roma & Selbstorganisierung. „Unter der politischen Bezeichnung ‚Roma‘ organisieren sich Roma, Sinti, Jenische, Kalé, Lavara u. a. in verschiedenen Gruppen und kämpfen für ihre Rechte. Denn obwohl sie seit fünf Jahrhunderten in Europa ansässig sind, müssen sie nach wie vor als Projektionsfläche für rassistische Fremdbilder herhalten.“

Wer nicht an der FrauenSommerUni Wien teilnehmen konnte oder einen Vortrag/Workshop verpasst hat, kann hier die Video-Mitschnitte einzelner Beiträge ansehen.

Nachdem die amerikanische Nachrichtensprecherin Jennifer Livingston von einem Zuseher aufgrund ihres Körpergewichts als „schlechtes Vorbild“ bezeichnet worden war, entgegnete sie ihm mit diesem inspirierenden Kommentar: (Magda von der Mädchenmannschaft erklärt hier, welche Aspekte sie trotzdem problematisch findet)

Die neuen an.schläge sind da! Schwerpunkt-Thema diesmal: „Armut„. (z.B.: Interview mit Luce Irigaray)

Lady Bitch Ray ist zurück – Biber hat die Künstlerin interviewt.

Ein spannendes Interview mit der Gebärdensprachdolmetscherin Elke Schaumberger ist auf dastandard.at zu lesen.

Aktuell im Kino: Die Verfilmung des großartigen Romans „Die Wand“ von Marlen Haushofer. Vina Yun hat den Film auf diestandard.at rezensiert.

Fernseher kaputt hat einen Text über Stermann und Grissemann und ihre sexistischen/rassistischen/antisemitischen Tabubrüche veröffentlicht: „Willkommen Pseudotabubruch

„Frauen sitzen am entscheidenden Hebel“

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Für die September-Ausgabe der an.schläge habe ich Frigga Haug zum Schwerpunkt „Wie wollen wir arbeiten und leben?“ interviewt. 

Die deutsche Soziologin und Philosophin Frigga Haug denkt schon seit Jahren über eine gerechte Verteilung von Erwerbsarbeit, Familienarbeit, Gemeinwesensarbeit und Entwicklungschancen nach – „eine Utopie von Frauen, die eine Utopie für alle ist“.

In Ihrem Buch „Die Vier-in-einem-Perspektive“ geht es u.a. um die Entwicklung der menschlichen Sinne und der Kultur. Dürfen wir in Zeiten von Finanz- und Staatsschuldenkrise über solche Dinge nachdenken?

Die große Krise trifft die einzelnen ja nicht unmittelbar in der Form der Staatsschuld oder des Bankencrashs, sondern anders: als Bedrohung von Arbeitslosigkeit und Armut, als Zweifel an der Planbarkeit des Lebens. Kurz: Die Krise nötigt auch zur Besinnung auf den Sinn des Lebens, die eigene Stellung in der Gesellschaft, auf nützliches Tun. Dies ist ja genau der Moment, an dem über ein gutes Leben, jenseits von Konsum und immer mehr Konsum, nachzudenken ist. Zum guten Leben aber gehört für mich die Entwicklung aller Sinne, also auch künstlerische Potenziale in sich zu entdecken und zu pflegen, genussvolle Tätigkeiten anzustreben, kurz, sich als Mensch und eben nicht als KonsumentIn zu bejahen.

Die „Vier-in-einem-Perspektive“ verbindet die Bereiche der fürsorgenden Arbeit, des politischen Engagements, der persönlichen Entwicklung und der Erwerbsarbeit, die radikal gekürzt werden soll. Es geht dabei also um eine gerechtere Verteilung von Zeit – und nicht von Arbeit?

Natürlich geht es um eine gerechte Verteilung von Arbeit – d.h. um das Recht auf einen Erwerbsarbeitsplatz, das Recht auf fürsorgende Arbeit, auf die Entwicklung seiner Fähigkeiten, auf politische Arbeit. Um über diese vier Bereiche als Arbeit zu sprechen und gehört zu werden, braucht es eine Kulturrevolution. Zu fest sitzen die alten Gewohnheiten als Vorstellung in den Köpfen. „Willst Du im Ernst sagen, dass es genauso Arbeit ist, wenn ich zuhause Cello spiele, als wenn ich im Bergwerk arbeite?“, fragte mich eine Mitstreiterin empört. Man hört die Verachtung des Cellospiels als Luxus und erkennt den Blick auf Erwerbsarbeit festgeheftet an vergangene Formen männlicher Lohnarbeit und die damit einhergehende Achtung, dass nur dies zu respektieren sei. Reproduktionsarbeit verwandelt sich unvermittelt ins Windeln wechseln, als stünde hier nicht in Frage, wie Menschen sich menschlich zueinander verhalten. Hier umzudenken ist ein langer Prozess. Er ist notwendig. Einfacher, wenn auch abstrakter scheint die Einigung, dass in jedem Fall um die Verfügung über Zeit zu kämpfen ist – mit dem Ziel der selbstbestimmten Zeit für alle vier Bereiche. Arbeit ist Zeitverwendung. Ausbeutung ist Verfügung über fremde Arbeitskraft und somit Zeit. Die Themen hängen also ineinander.

In Diskussionen über eine Arbeitszeitverkürzung wird sehr schnell die Frage gestellt: Wer soll das bezahlen?

Diese Frage ist an sich ungeheuerlich. Sie fragt vor dem Hintergrund einer so großen Produktivkraftentwicklung, dass nur noch die Hälfte oder weniger der notwendigen Arbeitszeit gebraucht wird, um die gesellschaftlich notwendige Arbeit zu erledigen. Wenn man also die Erwerbsarbeitszeit nicht entsprechend verkürzt, heißt das, man schafft Arbeitslose. Wer zahlt diese? Oder steht hinter der Frage gar die Idee, man sollte die Arbeitslosen verhungern lassen und aus der Gesellschaft rauswerfen – sie „an den Rändern verlieren“, wie Peter Hartz, der Autor der Hartz-IV-Regelung, vorschlug? Mit anderen Worten: Die jetzige Lösung stuft einfach einen Teil der Bevölkerung aufs Existenzminimum und bezahlt nur den anderen Teil, stets weniger übrigens, wenn man nicht zu den ganz Oberen gehört. Aber bezahlt werden muss in jedem Fall. Gerechte Verteilung des erarbeiteten gesellschaftlichen Reichtums auf alle setzt eine radikale Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit voraus.

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