Bei Filmen bin ich oftmals etwas langsam und entdecke ganz großartige erst Jahre später in Spezial-Videotheken (diese mag ich ganz besonders gerne) oder auf queer-feministischen Blogs. So habe ich auch den Debütfilm von Xavier Dolan: „J’ai tué ma mère“/“I Killed My Mother“, der 2009 veröffentlicht wurde, erst vergangene Woche gesehen. Gerade mal 17 Jahre alt war der Kanadier, als er das Drehbuch geschrieben hat, auch die Regie und die Hauptrolle hat er übernommen.
Das autobiographisch inspirierte Werk erzählt die Geschichte eines 16-jährigen Schülers, den eine Hass-Liebe mit seiner Mutter verbindet. Mit seinem Klassenkollegen Antonin führt er eine glückliche Beziehung, während die gemeinsamen Abende mit seiner Mutter regelmäßig in (großartige!) Schreiduelle ausarten. Obwohl die Mutter (Anne Dorval) zum Teil als biedere, verständnislose und aufbrausende „Furie“ angelegt ist, spart Dolan stupide Geschlechterstereotype aus. Nebenbei hat er es auch noch geschafft, sehr schöne Sexszenen zu drehen (und die sind in Filmen ja eher selten, oder?).
„Hier ist ein hochintelligenter, sich seiner Mittel sehr bewusster Erzähler am Werk, der die Einflüsse von Francois Truffaut bis Won Kar-wai nicht verbirgt, sondern sie geschickt in diesen ganz und gar erstaunlichen Erstling einarbeitet und dabei eine eigene, ausgesprochen jugendliche Filmsprache entwickelt. Das ist erfrischend und anrührend zugleich, energiegeladen und melancholisch“, schreibt die Zeit.
Am 21. Juni startet der dritte Film von Dolan in den österreichischen Kinos, den ich diesmal nicht verpassen werde: „Laurence Anyways“ erzählt von einem Lehrer in einer Hetero-Beziehung, der eine Frau werden möchte. Und da wäre auch noch sein zweiter Film, den ich mir demnächst ansehen werde: „Les Amours Imaginaires“.