ArchiveAugust 2016

Das Schweigen beenden

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Dieses Interview habe ich bereits 2014 für die an.schläge geführt. Nachdem meiner Ansicht nach wichtige Gedanken darin enthalten sind, stelle ich es hier online.

Suizid verhindern

Hanna Caspaar vom Verein „Verwaiste Eltern“ im Gespräch über Möglichkeiten und Grenzen der Suizidprävention.

Was versteht man unter Suizidprävention?

Suizidprävention heißt im Grunde, Menschen in Krisen dort abzuholen, wo sie sind. Deshalb hat unser Verein „Verwaiste Eltern“ einen nachgehenden Ansatz, wir machen auch Hausbesuche. Aufsuchende psychosoziale Arbeit wäre in der Suizidprävention allgemein ganz wichtig, wird aber nur in wenigen Ansätzen schon verwirklicht. Das Netzwerk GO ON in der Steiermark – wo es die höchste Suizidrate Österreichs gibt – ist so ein Beispiel. Menschen, die einen Suizid planen, gehen nämlich meistens nicht mehr in eine Beratungsstelle. Am besten funktioniert Suizidprävention, wenn man Peers schult, etwa in den Schulen, die dann besonders aufmerksam sind und denen sich Gefährdete anvertrauen können. Dasselbe wäre im Erwerbsarbeitsleben notwendig, dort haben wir noch viel nachzuholen. Besonders schlecht erreichen wir ältere Männer am Land, wo sehr viele Suizide passieren.  Auch in den Altersheimen ist Suizidprävention noch zu wenig gut ausgebaut. Eine weitere Möglichkeit sind HausärztInnen, hier tut sich in Österreich bezüglich Schulungen schon einiges. Aber die Praxen sind meist voll, es gibt sehr wenig Zeit für längere Gespräche, um Probleme abseits von körperlichen Schmerzen zu erkennen und eine mögliche Krisenintervention einzuleiten.

Wie beurteilen Sie die Infrastruktur des österreichischen Gesundheitssystems – wird genügend Wert auf Suizidprävention gelegt?

Nein, das finde ich absolut nicht. Im Vergleich gibt es mehr Suizidtote als Tote durch Verkehrsunfälle. Und seit Jahrzehnten bemüht sich die Politik Verkehrsunfälle zu verhindern, dafür werden Milliarden ausgegeben – um Suizid zu verringern, um Menschen die Hilfe, die sie brauchen, zukommen zu lassen, nur ein Bruchteil davon. Zudem ist Suizid ein Tabuthema, er wird kollektiv verdrängt – das hat in Österreich eine lange Geschichte. Insgesamt gibt es ein umfassendes Fachwissen bei ExpertInnen, aber es wird noch zu wenig weitergegeben. Es ist ganz wichtig, Fachwissen zu übersetzen, eine Sprache zu finden, in der sich Menschen in der Krise auch wiederfinden. Diese Arbeit machen wir kleineren Initiativen schon jahrzehntelang in begrenztem Ausmaß.

Wie internationale Studien zeigen, ist das Suizidrisiko bei LGBTQ-Personen besonders hoch.

Ja, das ist leider richtig, da diese Bevölkerungsgruppen immer noch diskriminiert werden. Hier tut sich zwar einiges an Öffnung, aber die Diskriminierung wird immer subtiler. Das weitaus höhere Suizidrisiko hat auch mit Normalitätsbegriffen zu tun, mit normativen Rollenzwängen. All das führt zu Identitätskrisen, zu Benachteiligung, zu Isolation, weil man sich nicht öffnen kann – wesentliche Risikofaktoren.

Was kann man tun, wenn man in seinem Umfeld Suizid-Absichten bei einem Menschen vermutet?

Es gibt eine Kurzformel: Zunächst diesen Menschen offen ansprechen, auch wenn er_sie abweisend ist, nicht alleine lassen, Kontakt anbieten und Kontakt halten. Und das möglichst auf eine unaufdringliche, respektierende, liebevolle Art. Es geht darum, zu sagen: Es ist mir wichtig, dass du lebst, lass uns gemeinsam etwas finden, ich begleite dich. Natürlich müssen auch Grenzen akzeptiert werden, es ist oft eine schwierige Gratwanderung. Dann geht es auch darum, professionelle Hilfe zu vermitteln. Für den Notfall gibt es natürlich immer auch Kliniken, nur muss dort eine langfristige Therapie beginnen. Viele Suizide passieren nach der Entlassung. Es ist letztendlich nicht möglich, jeden Suizid zu verhindern, aber Kontakt, Nähe, Halt, Trost sind zentrale Faktoren. „Beende dein Schweigen und nicht dein Leben“ ist einer unserer Slogans. Gerade auch in der Literatur wird Suizid immer wieder als „Freitod“ beschönigt. Wenn ich Machtlosigkeit nicht verarbeiten kann, stelle ich so wieder Autonomie her. Es ist ein Selbstheilungsversuch in der Machtlosigkeit, aber es geht darum, Selbstwirksamkeit im Leben herzustellen – mit der Hilfe von anderen. „Jeder ist seines Glückes Schmied“ ist ein tödlicher Satz.

Link: Verwaiste Eltern

Reverse Racism

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Dieses Video poste ich bei Gelegenheit immer wieder auf Twitter oder Facebook – gerade ist mir aufgefallen, dass es auf meinem Blog fehlt! Deshalb hole ich das jetzt nach: Gibt es Reverse Racism – also umgekehrten Rassismus gegen Weiße? Ja, sagt der australische Comedian Aamer Rahman und bringt es sehr gut auf den Punkt:

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