Gerade habe ich mir den Ö1-Beitrag über Political Correctness angehört. Florian Klenk (Falter), Birgit Sauer (Uni Wien) und andere erklären darin ihre Positionen zur ungeliebten Korrektheit. Ich will jetzt gar nicht zu weit ausholen, aber drei Punkte ärgern mich ganz besonders an diesem Beitrag.
1. Da wird ziemlich viel in einen Topf geworfen. Ja, es ist sehr interessant, darüber zu diskutieren, inwieweit bestimmte Politikformen individualisiert werden, wie viel neoliberale Ideologie in Feminismen steckt und ob Frauenpolitik nicht häufig elitäre Interessen vertritt. Und ja, wie überall gibt es auch unter Linken und unter Feminist*innen Menschen, deren Botschaften nicht mit ihren Handlungen übereinstimmen. Aber nachdem ich diesen Beitrag gehört habe, bleibt der Eindruck zurück, dass Menschen, die rassistische/sexistische Sprache nicht verwenden (weil sie rassistisch/beleidigend/abwertend ist…), scheinheilig sind. Das stimmt einfach nicht.
2. Die Unmarkierten bleiben so gerne unmarkiert. „Man“ darf nicht einmal mehr das und das sagen, ist so oft (nicht nur im Beitrag) zu hören. Hinter dem „man“ stehen aber konkrete Personen und Personen, die sich dazu in den Medien äußern (können), sind meist mehrfach privilegiert. Wenn Florian Klenk davon erzählt, dass er gerne mehr Reportagen seiner „Kollegen“ darüber lesen möchte, wie es „den Chinesen“ in Wien geht, so wie das die großen Journalisten vergangener Tage getan haben, so müsste doch noch einmal darauf hingewiesen werden, dass eben die großen weißen Männer da oben über die da unten berichtet haben und berichten. „Minderheiten“ (zu denen gerne auch mal Frauen gezählt werden) und „Diskriminierte“ werden benannt, die sprechenden Personen thematisieren ihre Position aber häufig nicht. Man ist man. Wenn „Wiener Eltern“ über das schlechte Schulsystem in Wien besorgt sind und ihre Kinder deshalb in teure Privatschulen schicken, sind das nicht „Wiener Eltern“, sondern Wiener Eltern, die über entsprechendes finanzielles Kapital verfügen. Wenn das aber einfach die „Wiener Eltern“ sind und „man“ (also Menschen, die nicht von Diskriminierungen betroffen sind), wird immer wieder etwas als Norm gesetzt, das nur einen kleinen Ausschnitt der Bevölkerung abbildet – alle anderen werden aus diesem „man“ ausgeschlossen. Dieser Umstand kann Journalist_innen und politisch interessierten Menschen egal sein. Aber sie sollten nicht so tun, als würde er nicht existieren.
3. Warum kann „politisch korrekte“ Sprache nicht einmal in Qualitätsmedien sachlich thematisiert werden? „Die Frage, wie eine nicht-diskriminierende Sprache, die alle miteinbezieht, aussehen soll, führt oft zu seltsamen Diskussionen. So ist das beliebte Binnen-I (z. B. die KonsumentInnen) mittlerweile bereits umstritten, weil es von der Existenz zweier klar bestimmter Geschlechter ausgeht, nämlich Mann und Frau. Da werden doch jene ausgegrenzt, die sich nicht zu einem Geschlecht bekennen wollen, so die Kritik. Und deshalb lautet die aktuelle politisch korrekte Schreibweise: Konsument_innen“, ist da auf der Website von Ö1 zu lesen. Ja, so hat der Journalist die Lacher (einer bestimmten Zielgruppe) auf seiner Seite. Diese Feministinnen, was denen alles einfällt! Sich die wissenschaftliche Argumentation dahinter anzusehen und dann sachlich zu argumentieren, warum die Gender-Gap-Schreibweise nicht zielführend ist – wäre das zu viel Aufwand? Aber das Problem ist ja, dass die politisch korrekten Menschen nur moralisieren und dabei so wenig sachlich sind.