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FrauenFrühlingsUni 2013

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Die nächste Frauen*Uni wartet bereits auf euch: Im April (18. – 21.) 2013 findet sie diesmal auf der Burg Schlaining im Burgenland statt. Bis zum 31. Jänner könnt ihr noch eure Ideen einreichen, hier der Text der Organisatorinnen*:

FrauenFrühlingsUniversität 2013 – Themenschwerpunkt 

Im Rahmen der Frauen*Sommer/FrühlingsUniversität 2013 im Burgenland möchten wir uns mit dem Thema „Feminism United“ auseinandersetzten. Durch die kulturelle Diversität, als auch die Grenzverortung des Burgenlands bietet sich dieser thematische Schwerpunkt an und wir freuen uns deshalb auch sehr Beiträge von Frauen* aus anderen Ländern entgegenzunehmen!

Es sollen aber nicht nur akademische Papers eingereicht werden, sondern auch aktionistische und künstlerische Projekte haben Platz auf der Frauen*FrühlingsUniversität 2013. Unter dem Motto verstehen wir nämlich nicht nur Vernetzung und den Austausch auf einer geografisch-kulturellen Ebene, sondern auch den Aufbruch in Hinblick auf den Stellenwert von nicht-akademischen Arbeiten. Wir freuen uns deshalb auch Projekteinreichungen mit nicht-akademischem Background entgegen zu nehmen. Die Frauen*FrühlingsUni 2013 soll dem Anspruch der „Vereinigung“ dahingehend gerecht werden.

Thematisch wollen wir dieses Jahr keine Grenzen beziehungsweise Themenbereiche vorgeben, sondern schlichtweg den Aspekt „Feminism United“ ins Zentrum der Beiträge stellen. Jedes Paper das Brücken zwischen Alltag, Wissenschaft und Politik schlägt und den Fokus auf das Thema richtet ist willkommen.

Form der Beiträge

Die Beiträge können in unterschiedlicher Form eingebracht werden: egal ob inhaltlicher Workshop, klassischer Vortrag, Forschungsergebnisse präsentieren, Diskussionen, künstlerische Projekte oder Aktionen, Poster-Präsentation oder Medienwerkstatt. – Für alle Ideen ist Platz und wir möchten niemanden einschränken!

Einreichungs-Paper

Interessierte Einzelpersonen und Gruppen sollen mit einem kurzen Konzept ihre Idee und den erforderlichen Raum- und Materialbedarf in ihrer Einreichung skizzieren. Wir bitten deshalb um eine kurze Beschreibung (ca. eine A4 Seite) eures Vorhabens und welche Räumlichkeiten und welches Material ihr dazu benötigt. Bitte gebt auch an welchen Zeitumfang ihr euch konkret vorstellt (bevorzugt: 2-3 Stunden).

Finanzielle Unterstützung

Auch dieses Jahr ist das Frauen*FrühlingsUni-Projektteam darum bemüht genügend Fördermittel zu gewinnen, um Beiträge angemessen zu honorieren. Leider können wir aber im Moment noch nicht den Umfang der finanziellen Unterstützung ausmachen. Wir werden aber auf jeden Fall eventuelle Fahrt-, Übernachtungs- und Materialkosten übernehmen.

Einreichung an…

Bitte schickt uns eure Ideen bis spätestens 31.01.2013 am besten per E-Mail an: ffu2013(at)gmail.com
Wir werden uns anschließend alle Einreichungen ansehen und euch so bald als möglich über unsere Entscheidung informieren. Wir freuen uns auf eure Beiträge!

Das Orga-Team der Frauen*FrühlingsUniversität Burgenland

Link: FFU Burgenland

 

Wehrpflicht – ja oder nein?

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Am 20. Jänner 2013 findet in Österreich eine Volksbefragung zum Thema Wehrpflicht statt. Die Fragestellung auf dem Stimmzettel wird folgendermaßen aussehen:
„a) Sind Sie für die Einführung eines Berufsheeres und eines bezahlten freiwilligen Sozialjahres oder
b) sind Sie für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildienstes?“

Ich war erst mal lange Zeit ratlos. Was bedeutet ein Berufsheer für einen Staat überhaupt? Und leider auch: Ist es überhaupt sinnvoll, sich diese Frage zu stellen? Schließlich handelt es sich bei der Wehrpflicht wohl nicht nur um das falsche Thema für eine Volksbefragung, auch scheint es (wie so oft in Österreich) nicht um die Sache zu gehen. Andreas Koller formuliert das in den Salzburger Nachrichten etwa folgendermaßen: „Zur Erinnerung: Wiens Bürgermeister Michael Häupl befahl seiner Partei, der SPÖ, per Fingerschnippen, ihr Jahrzehnte in Stein gemeißeltes Bekenntnis zur Wehrpflicht auf die Mülldeponie zu kippen und durch ein Bekenntnis zum Berufsheer zu ersetzen. Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll wiederum schaffte es mühelos, seinem angeblichen Parteichef Michael Spindelegger – der vordem von derlei nichts wissen wollte – eine Volksbefragung über die Wehrpflicht aufzuschwatzen. Das von Häupl und Pröll aus reiner Wahltaktik gesetzte Thema hält seither die Politik der ganzen Republik im Banne.“ („Die große Heeres-Stümperei„)

Dass die Volksbefragung mit der Beibehaltung der Wehrpflicht enden wird, ist sehr wahrscheinlich. Überhaupt fehlt die Fragestellung, ob wir das Bundesheer in der gegenwärtigen Form noch brauchen, völlig, über eine Reformierung kann nicht abgestimmt werden. (Die KPÖ sammelt gar Unterschriften für eine Abschaffung des Bundesheeres.) An der Befragung werde ich dennoch teilnehmen, allein schon, weil mich die Diskussionen im Vorfeld zum Teil rasend gemacht haben. Zwar traten da in verschiedenen TV-Formaten Militärexperten auf und schilderten ihre Positionen zu Strategie und der Kostenfrage (die für Laien natürlich schwierig einzuordnen/zu überprüfen sind), in meiner Wahrnehmung stand abseits von Zivildienst und Katastrophenschutz jedoch häufig die Frage im Zentrum, was wir denn mit den jungen Männern machen sollen und was das Beste für sie sei.

Können Maturanten in diesem (halben) Jahr eine Art Auszeit nehmen und über ihre Studienwahl nachdenken? Oder verlieren sie karrieretechnisch gar den Anschluss? Lernen Rekruten beim Heer das erste Mal in ihrem Leben, Ordnung im Kasten zu halten (ein Argument, das mir schon häufig begegnet ist) und Zivildiener, auf andere Menschen Rücksicht zu nehmen? Besonders problematisch finde ich es, wenn Politiker_innen sich mit solchen Aussagen zu Wort melden: „Also ein paar Monate Zivildienst oder Bundesheer tun den jungen Männern sicher gut.“ (Gabi Burgstaller im Interview mit den Salzburger Nachrichten) Heinz-Christian Strache geht da noch einen Schritt weiter: „Die Wehrpflicht schadet jungen Männern sicher nicht. Eine Mutter muss sich nicht fürchten: Die Söhne sollten einmal aus dem Hotel Mama ausziehen und im Rahmen des Bundesheeres oder Zivildienstes mit verschiedenen sozialen Schichten zusammenkommen und Lebenserfahrungen sammeln.“ (Interview, Die Presse)

Und hier wären wir beim Kern der Sache angekommen: Beim Heer werden aus Burschen Männer gemacht, die Kasernen dienen als zentrale Orte der Mannwerdung. „Während der Ableistung des Wehrdiensts lernen die jungen Männer Kameradschaft und Zusammenhalt“ ist so auch unter den 100 Argumenten für die Wehrpflicht auf der Website der Initiative „Einsatz für Österreich“ zu finden. Raewyn Connell formuliert das so: „Gewalt im größtmöglichen Maßstab ist eine Aufgabe des Militärs. Kein Bereich war für die Definition von Männlichkeit in der westlichen Kultur wichtiger.“ 1917 wurde dieser Grundsatz in den USA gar noch wortwörtlich auf Rekrutierungsplakate gedruckt: „Die Armee der Vereinigten Staaten macht Männer.“ Die Trennung von Frauen ist also ein wichtiges Element, die Abwehr von Weiblichkeit Bedingung für „Vermännlichung“ und Militarisierung, deren Werte „zu gehorchen, sich unterzuordnen, sich anzupassen und sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, im ‚Ernstfall‘ unhinterfragt Menschen zu töten“ darstellen.

Zu diesem Thema gibt es viele interessante Bücher/Aufsätze, einen guten Einstieg bietet zum Beispiel ein Vortrag der Politikwissenschafterin Eva Kreisky, der online verfügbar ist: „Fragmente zum Verständnis des Geschlechts des Krieges„. Auch der Sozialpsychologe Rolf Pohl hat mehrere Aufsätze zum Thema verfasst. Und Henning von Bargen erklärt in einem Diskussionspapier, warum er für eine Abschaffung der Wehrpflicht und vor allem für eine Entmilitarisierung der Gesellschaft eintritt.

Eine Entmilitarisierung steht in der österreichischen Debatte nicht zur Diskussion, wer sich dennoch in das Thema Wehrpflicht pro oder contra vertiefen möchte, findet hier Ansatzpunkte: Barbara Blaha tritt für eine Beibehaltung der Wehrpflicht ein und betreibt einen Blog unter diefakten.at. Am 14. Jänner wird sie zudem im Depot unter anderem mit Peter Pelinka und Peter Pilz über die Volksbefragung diskutieren. Argumente gegen die Wehrpflicht findet ihr z.b. auf der Website der Grünen.

Link: Infos zur Volksbefragung

Initiative Abschaffung des Bundesheeres und aktive Friedenspolitik Erläuterung auf Facebook

Verlinkt

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Hier einige Links zu Debatten der vergangenen Wochen:

Im Sigmund-Freud-Park wurde Ende November das Refugee Protest Camp Vienna errichtet. „Flüchtlinge sind am 24. November von Traiskirchen nach Wien marschiert, um auf ihre politische Anliegen aufmerksam zu machen. Seitdem haben sie ein Protestlager im Sigmund-Freud-Park errichtet. Mit ihrer Initiative machen sie darauf aufmerksam, dass im Asylverfahren sowie im System der Grundversorgung große Mängel herrschen. Obwohl sie einen prekären legalen Status haben und von Abschiebung bedroht sind, kämpfen sie für ihre grundlegenden Menschenrechte.“ Am 18.12., dem Internationalen Tag der MigrantInnen, laden die Protestierenden zum „Tag der offenen (Zelt)Türe„. Eine Liste mit Dingen, die vor Ort gebraucht werden, findet ihr hier.

Alice Schwarzer hat am 3. Dezember ihren 70. Geburtstag gefeiert. Für Aufregung hat vorab unter anderem das Buch „Alice im Niemandsland: Wie die deutsche Frauenbewegung die Frauen verlor“ von Miriam Gebhardt gesorgt. Die Antwort auf diese und andere Kritik  liest sich auf Emma.de folgendermaßen: „Alice Schwarzer: Für immer Punk.“ Einige Bloggerinnen der Mädchenmannschaft haben sich den Debatten rund um Schwarzer angenommen: „Hallo, ich bin Feministin und mich gibt es nicht“, schreibt Charlott und analysiert das Bild, das von Feminismen in deutschen Medien gezeichnet wird. „Ich finde, dass Anti­rassismus, Anti­faschismus, Anti­heterosexismus, Anti­ableismus, … nicht optional für femi­nistische Be­wegungen sind, sondern un­verzicht­bare Bestand­teile“, schreibt Accalmie und meint abschließend: „Daher laufe ich lieber alleine.“ Eine ausführliche Analyse gibt es auch auf Medienelite.de: „Alice Schwarzer und der Personenkult„.

Der 25. November wurde der „Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ begangen. In Österreich wurden in den vergangen Wochen mehrere Frauen von ihren
(Ex-)Partnern ermordet oder verletzt, zahlreiche Journalist_innen bezeichneten diese Taten wie so oft als „Familiendrama“ bzw. „Familientragödie“. Sandra Ernst Kaiser kritisiert diese Berichterstattung auf diestandard.at: „Die tickernde Geschmacklosigkeit„. Einen Blogbeitrag dazu gibt es auch von Niki Kowall von der Sektion Acht. Hinweis: Die kostenlose Frauenhelpline 0800/222 555 bietet auch während der Weihnachtsfeiertage rund um die Uhr anonyme Hilfe bei Gewalt.

Weitere interessante Blogbeiträge:

Ulli hat auf ihrem Blog den Film „Der lange Arm der Kaiserin“ über die Geschichte des Schwangerschaftsabbruchs in Österreich rezensiert.

Paul hat sich auf Puls 4 die Diskussion über die Aufklärungsbroschüre „Ganz schön intim“, die unter anderem von ÖVP und FPÖ skandalisiert wurde, angesehen.

Bei Fernseherkaputt findet ihr interessante TV-Empfehlungen.

Helga bietet einen Überblick über wissenschaftlichen Studien zu Doppelstandards in der Arbeitswelt.

Porrporr hat nicht nur einen Twitter-Account, sondern auch ein Blog – vorbeischauen lohnt sich.

 

Gewalt und Handlungsmacht

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Vor Kurzem ist der Sammelband „Gewalt und Handlungsmacht. Queer_Feministische Perspektiven“ erschienen, der vom Gender Initiativkolleg herausgegeben wurde und auf einer Ringvorlesung basiert, die 2011 an der Uni Wien abgehalten wurde. Die Autor_innen setzen sich mit aktuellen queer_feministischen Debatten rund um Gewalt, Gewaltbegriffe und Agency auseinander und geben einen Einblick in die verschiedenen Forschungsfelder ihrer wissenschaftlichen Disziplinen bzw. Arbeitsbereiche. Besonders positiv ist mir aufgefallen, dass die einzelnen Beiträge nicht nur nebeneinander stehen, sondern die Autor_innen sich aufeinander beziehen, sich widersprechen und ergänzen, wodurch (produktive) Konflikte und die Komplexität des Themenfeldes sichtbar gemacht werden. Diesbezüglich stellt das erste Kapitel, „Kritische Perspektiven auf innerfeministische Machtverhältnisse“, einen gut gewählten Einstieg dar. In vier Beiträgen werden Auseinandersetzungen rund um die Intersektionalitätstheorie und analytische Kategorien sowie das (Nicht-)Thematisieren von Rassismus besprochen, wobei auch die eigenen Bedingungen der Wissensproduktion und akademische Strukturen innerhalb des Initiativkollegs thematisiert werden.

„Wie lässt sich der Zusammenhang zwischen Geschlecht und Gewalt angemessen begreifen, ohne gewaltförmige Ausschlüsse zu produzieren? Und wie können sich Feminismen gegenüber einer anti-feministischen Instrumentalisierung der eigenen Ideen verhalten?“, diese Fragen stehen im Zentrum der fünf Kapitel. Beleuchtet werden unter anderem Migrationsdiskurse in Politik und Wissenschaft (Gewalt von Diskursen über Migration und Grenzen) ebenso wie eine Konstruktion des „kulturellen Anderen“ im Zusammenhang mit Gewaltverhältnissen und der (feminisierte) „Opfer“-Begriff.

Obwohl der Rahmen insgesamt wohl etwas zu weit gesteckt wurde und Beiträge wie jene über Anorexie (trotz interessanter Perspektiven) aus meiner Sicht nicht unbedingt zum Fokus des Buches passen, liegt die Stärke des Sammelbandes in den unterschiedlichen analytischen Zugängen: „Uns geht es darum, mit Blick auf aktuelle Entwicklungen die Schwierigkeiten und Fallstricke einer allgemeingültigen Gewaltdefinition aufzuzeigen.“ Die einzelnen Texte erfordern durchaus mehr oder weniger fundiertes Vorwissen, aber auch Einsteiger_innen werden interessante Anregungen mitnehmen können.

Link: Das Gender Initiativkolleg auf der Website der Uni Wien
Konferenz am 6. und 7. Dezember 2012: „Violence and Agency. Controversies and Confrontations

Veranstaltungshinweise

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Am 20. November findet das nächste Netzfeministische Bier statt. Wir treffen uns um 19.30 Uhr im Rupp’s im 5. Bezirk und werden diesmal darüber sprechen, was denn Netzfeminismus eigentlich für uns bedeutet. Alle FrauenLesbenInterTrans* sind herzlich willkommen.

Beim Verein Genderraum bieten wir am 29. November in Wien ein (kostenloses) feministisches Argumentationstraining für alle interessierten FrauenLesbenInterTrans* an. Alle Infos dazu findet ihr hier.

Am 25. November starten die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen. Der Verein AÖF stellt wieder einen Kalender mit allen relevanten Veranstaltungen zur Verfügung.

Am 30. November wird das erste Buch der Plattform 20000frauen – „Frauen-Fragen. 100 Jahre Bewegung, Reflexion, Vision“ – im Depot in Wien vorgestellt, bei der Podiumsdiskussion setzen sich Ulli Weish, Brigitte Rauschenbach, Hilde Grammel und Birge Krondorfer mit „Feminismen im Widerstreit“ auseinander. Start: 19 Uhr

Am 5. Dezember darf ich die Podiumsdiskussion „Crafting Circle meets Feminist Urban Knitters“ in der ÖGB-Fachbuchhandlung im 1. Bezirk moderieren. Betina Aumair diskutiert mit Elke Gaugele und Verena Kuni Do-It-Yourself-Kultur und Urban Knitting als feministischen Aktionismus vor dem Hintergrund der fortschreitenden Kommerzialisierung. Im Anschluss gibt es eine Aktion der Projektgruppe Moden und Kommunikation – “Do-it-together-Glossary”. Alle Infos dazu hier.

 

Enquete – Körperpolitik

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Den heutigen Montag habe ich auf der zweiten Enquete der 20000frauen verbracht: Frauen.Körper.Politik lautete diesmal der Titel. Im Vergleich zur Auftaktveranstaltung (Arbeit.Neu.Denken – Arbeitsutopien) war der Fokus nicht ganz klar: Es wurde etwa über neoliberale Selbstregulierung, das Cyborg Manifesto und gesetzliche Bedingungen für Labien-Verkleinerung gesprochen – was wohl an den unterschiedlichen theoretischen Zugängen der Vortragenden und am heterogenen Publikum lag. Eigentlich mag ich das mit den verschiedenen Zugängen ja ganz gerne. Wenn ein Themenkomplex etwa von Medienwissenschafter_innen ebenso wie von Ökonom_innen betrachtet wird, schärft das zumeist doch den eigenen Blick für Zusammenhänge (so lange es in der Auseinandersetzung gelingt, eine „gemeinsame“ Sprache zu finden).

Diese produktiven Auseinandersetzungen auf außeruniversitären feministischen Veranstaltungen schätze ich besonders. Denn meiner Erfahrung nach gestalten sich die Diskussionen dort sehr spannend – was ich auf wissenschaftlichen Symposien an Unis nicht immer so empfinde. Erstens geht es da auch immer darum, sich vor den Peers zu beweisen und zweitens werden Vorträge oft so angelegt, dass es sehr schwierig ist, den Argumentationen zu folgen, wenn mensch die relevante Literatur nicht gelesen hat. Nicht, dass dieser Zugang keine Berechtigung hätte, aber die Diskussionen, die in solch einem Rahmen stattfinden, haben mich noch selten begeistert. Hier liegt meiner Meinung nach die Stärke von Veranstaltungen, die von Wissenschafter_innen und Aktivist_innen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen besucht werden: Es werden Fragen gestellt, die sich Expert_innen eines bestimmten Gebiets oft gar nicht mehr stellen. Und auch, wenn dabei (mitunter problematische) Verkürzungen entstehen, habe ich Vorträge von bestimmten Wissenschafter_innen schon als spannender erlebt, wenn sie nicht vor einem einschlägigen Fachpublikum stattgefunden haben.

So habe ich das auch diesmal wieder bei den 20000frauen erlebt. Wenn etwa eine Medientheoretikerin mit einer Gesundheitsbeauftragten diskutiert, wird sofort sichtbar, welche Spannungen und Widersprüche es zwischen feministischer Theorie und institutionalisierter Frauenpolitik gibt. Wobei der Austausch hier natürlich nicht immer produktiv verläuft: Die Fokussierung auf tagespolitische Fragestellungen kann dem Andenken von Utopien durchaus im Weg stehen (Aber: auch gescheiterte Diskussionen empfinde ich als informativ). Wenn dann auch noch im Plenum über „notwendige“ Aktionen und die Entwicklung „der Frauenbewegung“ gesprochen wird, zeigen sich ebenso deutlich die Ausschlüsse und Ent_nennungen, die hierbei produziert und immer wieder aufs Neue be_nannt werden müssen.

Am Nachmittag habe ich übrigens den Workshop der Sexualpädagogin Bettina Weidinger besucht. Sie arbeitet hauptsächlich mit Kindern und Jugendlichen und verfolgt dabei das Anliegen, Basiswissen zu Sexualität zu vermitteln, was unter anderem das Enttarnen von Mythen und das Hinterfragen von Normen beinhaltet (wie weit diese Reflexion konkret in der Praxis geht, kann ich nicht beantworten, leider war die Zeit für dieses spannende Thema viel zu kurz). Im Zentrum steht schließlich die (gar nicht so einfache) Frage: Was will ich? (Mehr Infos gibt es auf der Website des Instituts für Sexualpädagogik) Dass solche Workshops eigentlich nicht nur für Kinder und Jugendliche interessant wären, sieht auch Weidinger so – allerdings fehlt es nicht zuletzt an Institutionen, die solche Veranstaltungen für Erwachsene fördern bzw. finanzieren.

„Wir reden seit 40 Jahren über dieselben Dinge“ – dieses Resümee wurde wie so oft im feministischen Kontext am Ende der Veranstaltung gezogen. Und ja, es ist tatsächlich äußerst deprimierend, wenn es in Österreich etwa seit Jahrzehnten nicht gelingt, bestimmte Forderungen in Bezug auf Abtreibung politisch durchzusetzen – aber gerade solche Beispiele zeigen, dass es notwendig ist,  dieselben Themen unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen immer und immer wieder zu diskutieren. Veranstaltungen wie diese sollte es diesbezüglich viel häufiger geben (Ich freue mich schon auf die FrauenSommerUni im Burgenland!).

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