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Jungen als Bildungsverlierer?

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Sozialarbeiter und Psychoanalytiker Michael M. Kurzmann arbeitet im Verein für Männer- und Geschlechterthemen Steiermark und veranstaltet im Frühling gemeinsam mit zwei Kolleg_innen eine kostenlose Fortbildungsreihe zum Thema Jungen als Bildungsverlierer. Ich habe ihn vorab gefragt, ob Jungen in der Schule denn wirklich männliche Vorbilder brauchen und was kritische Burschenarbeit eigentlich ausmacht.

Burschen werden in der Schule benachteiligt – diese These wird wiederholt in den Medien diskutiert. Ist die Behauptung aus deiner Sicht empirisch haltbar?

Der pauschalisierende Diskurs über Buben als Bildungsverlierer ist empirisch nicht haltbar und blendet zudem wesentliche soziale Problematiken aus. Grundsätzlich ist festzustellen, dass Burschen und Mädchen besser ausgebildet sind als je zuvor. Für Österreich zeigen die PISA-Daten, dass Mädchen bessere Lesekompetenzen aufweisen und im höheren Ausmaß eine maturaführende Schule besuchen. Burschen erzielen höhere Testleistungen in Mathematik. Die Ergebnisse verdeutlichen vor allem aber den zentralen Einfluss des sozioökonomischen Hintergrundes auf die Lernergebnisse. Die Annahme, dass ein höherer Anteil an weiblichen Lehrkräften sich nachteilig auf die Lernergebnisse von Burschen auswirkt, wurde zuletzt im Zuge der österreichischen PISA-Zusatzanalysen von Leitgöb u. a. empirisch widerlegt.

Auf gesamteuropäischer Ebene zeigen sich mehrheitlich ein leichter Anstieg oder gleichbleibende Zahlen für Männer in einer höheren Sekundarausbildung, wobei vor allem Männer mit Migrationshintergrund eine geringere Beteiligung aufweisen. Die Zahl der männlichen Schulabbrecher ist in den letzten zehn Jahren leicht gesunken, es besteht aber immer noch ein markanter Unterschied zwischen Mädchen und Burschen: im Jahr 2010 wurden in der EU 16% aller jungen Männer im Alter von 18 und 24 als Schulabbrecher verzeichnet, im Vergleich zu 12,2% der jungen Frauen. Die Anzahl der Schulabbrecherinnen und Schulabbrecher mit Migrationshintergrund ist dabei deutlich höher als die jener ohne Migrationshintergrund (in Österreich etwa viermal so hoch!). (Eine Zusammenfassung der Ergebnisse dieser EU-Studie finden Sie hier)

Die Frage muss also richtigerweise lauten: Welche Burschen (und Mädchen) haben Schwierigkeiten? Am ehesten sind es junge Männer aus bildungsfernen Familien, die wenig Ermutigung zur schulischen Bildung erhalten sowie Burschen mit Rassismus-Erfahrungen. Darüber hinaus ist es nicht ausreichend, Benachteiligungen nur anhand des unterschiedlichen Erwerbs von formellen Schulabschlüssen zu bestimmen. Mädchen gelingt es nach wie vor nicht, ihre scheinbar besseren Voraussetzungen in Form von Bildungstiteln in entsprechende berufliche Karrieren umzusetzen. Geringe Investitionen oder Erträge mancher Burschen in Bezug auf kulturelles Kapital können durch informelle Bildung oder den Erwerb von sozialem Kapital, z. B. Beziehungen und Netzwerke, ausgeglichen werden.

Brauchen Burschen männliche Vorbilder in Schulen und Kindergärten?

Burschen brauchen Pädagog_innen, die einen reflexiven Umgang mit Geschlechterfragen zeigen, binäre Geschlechterzuschreibungen aufbrechen und Burschen solidarisch-kritisch dabei begleiten, widersprüchliche Anforderungen zu bewältigen. Qualitative Analysen belegen, dass Buben/Burschen in der Schule vor der Anforderung stehen, sowohl Schüler als auch männlich zu sein. Das heißt: Die Orientierung an bestimmten Männlichkeitsvorstellungen und der männlichen Peer-Group geraten in einen Konflikt mit schulischen Regeln und Lernanforderungen. Diesen Widerspruch löst ein Teil der Burschen in Richtung der Geschlechterinszenierung und auf Kosten des schulischen Lernens auf. Es geht darum, geschlechtliche Vielfalt für den einzelnen Burschen lebbar zu machen und nicht, ihn gemäß eines bestimmten Vorbildes zu formen – sei es nun traditionell oder vermeintlich progressiv.

Dass an Volks- und Hauptschulen in Österreich überwiegend Frauen* unterrichten, ist kein neues Phänomen. Warum werden die angeblich fehlenden Vorbilder derzeit so heftig diskutiert?

Ich denke, es hat mit den sich wandelnden gesellschaftlichen Verhältnissen zu tun. Die Lebenswelten junger Menschen sind vielfältig, komplex und von multiplen sozialen Zugehörigkeiten gekennzeichnet. Diese pluralisierten Lebenslagen treffen auf Bildungsinstitutionen, die im Kern immer noch auf das Herstellen von Homogenität bzw. Vereinheitlichung ausgerichtet sind. Das führt zu Überforderungen. Der Impuls, dass sich Vielfalt auch in der Institution, im Team abbilden sollte, ist grundsätzlich ein richtiger. Aber der Fokus auf männliche Vorbilder ist ein verengter. Nicht der geringe Männeranteil an Bildungsinstitutionen ist das Problem, sondern die mangelnde Repräsentation der Vielfalt an Geschlechtern, Sexualitäten, Migrationsgeschichten, kulturellen Zugehörigkeiten, Körpern etc. unter den Pädagog_innen sowie das mangelnde Vorleben fairer Arbeitsteilung.

Du arbeitest unter anderem in der kritischen Burschenarbeit. Was kann mensch sich darunter vorstellen?

Ich besuche Schulen oder Jugendzentren und arbeite gemeinsam mit den Burschen an Themen, die für sie von Interesse sind: Geschlecht, Sexualität, Gewalt, Arbeit/Beruf etc. Die für die jeweilige Gruppe relevanten Themen werden im Vorfeld der Workshops mittels Fragebögen erhoben. Ziel kritischer Burschenarbeit ist es, (geschlechtliche) Vielfalt für den jeweiligen Burschen lebbar zu machen. Dazu genügt es nicht, an den Gefühlswahrnehmungen und Verhaltensweisen einzelner zu arbeiten. Ich interessiere mich für die Geschichten der Jugendlichen und lade sie zu Erzählungen ein. Ihre Biografien sind wie Schnittstellen gesellschaftlicher Differenzierungen und Hierarchien, die wiederum viele betreffen: Erfahrungen von struktureller Gewalt, Rassismus, Homophobie, soziale Ausgrenzung etc. Anhand des Sprechens über die Lebensrealitäten der Teilnehmenden werden gesellschaftliche Hierarchien beleuchtet und soziale Ein- und Ausschlussprozesse – auch in der Gruppe/Klasse – zum Thema gemacht.

Kampagnen wie „Pink stinks“ wehren sich gegen „Produkte, Werbeinhalte und Marketingstrategien, die Mädchen eine limitierende Geschlechterrolle zuweisen“ – warum gibt es keine Aktionen, die sich gegen Spielzeugwaffen und Action-Figuren als „Buben-Spielzeug“ wenden?

Antje Schrupp hat dies in einem Blogbeitrag zum pinken Mädchen-Überraschungs-Ei treffend beschrieben: Mädchen und Frauen können sich mittlerweile von limitierenden geschlechtlichen Zuschreibungen emanzipieren, ohne dadurch ihre Weiblichkeit aufs Spiel zu setzen. Für Burschen und Männer ist das Überschreiten geschlechtlicher Grenzen schwieriger: Es gibt unter Männern noch keine Kultur dafür, wie sie ihre Männlichkeit behalten können, ohne sich von allem als “weiblich” Identifizierten abgrenzen zu müssen. Hier wird der enge Zusammenhang zwischen Homophobie, Männlichkeitsdruck und Weiblichkeitsabwehr in der Konstitution von Männlichkeit deutlich. Für mich ein Grund mehr, geschlechterpolitische Strategien zu forcieren, die Mädchen-/Frauenförderung, Gendermainstreaming und Allianzen mit gleichstellungsorientierten Burschen-/Männerprojekten einschließen, ohne das eine gegen das andere auszuspielen.

pic maeb aktuell

Mag.(FH) Michael M. KURZMANN

Sozialarbeiter, Psychoanalytiker i.A.u.S. (APLG). Seit 2006 Mitarbeiter des Vereins für Männer- und Geschlechterthemen Steiermark – aktuelle Arbeitsbereiche: Burschenarbeit, Casemanagement in der Gewaltarbeit, Projekt „Männer und Migration“. Mitglied der GenderWerkstätte. Lehrbeauftragter am Zentrum für Soziale Kompetenz der Karl-Franzens-Universität Graz. Mitarbeiter der Familien- und Sexualberatungsstelle Courage Graz. Psychotherapie/Psychoanalyse in freier Praxis.

Links:

Verein für Männer- und Geschlechterthemen Steiermark

Fortbildungsreihe „Jungen als Bildungsverlierer? Kritische Analysen und Folgerungen für eine geschlechterreflektierende Pädagogik“

Dirty Dancing

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„Dirty Dancing“ feiert seinen 25. Geburtstag. Habt ihr euch schon einmal gefragt, was der Film mit Feminismus zu tun hat? Als ich mir den Klassiker mit 14 das erste Mal angesehen habe, habe ich mir diese Frage nicht gestellt. Aber irgendwie hatte ich schon immer das Gefühl, dass da etwas anders ist und „Dirty Dancing“ sich von den üblichen Hetero-Hollywood-Schnulzen abhebt.

Pia Reisinger (FM4) und Julia Pühringer (Tele) haben den Film analysiert und erklären, warum „Dirty Dancing“ nicht nur ein öder Tanzfilm ist. „Dirty Dancing ist ein Glücksfall für eine ganze Generation von jungen Frauen, sage ich“, schreibt Julia Pühringer. Was meint ihr?

Schmerzensangelegenheiten

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Gastbeitrag von Beora Gogulka und Andrea Hrastnik, Studentinnen an der Uni Klagenfurt

Anfang des Jahres wühlte der Artikel „Schmerzensmänner“ im Feuilleton der „Zeit“ den Diskurs um die Definition von Männlichkeit und Weiblichkeit erneut auf. Die Journalistin Nina Pauer erregte so manche Gemüter, indem sie behauptete, dass sich Männer der Gegenwart in einer „Identitätskrise“ befinden und zu melancholischen, hyperreflektierten, ratlosen „Schmerzensmännern“ verkommen sind.

Der „neue Mann“ sei laut Pauer „falsch abgebogen“ und habe seine „Rolle verloren“. Sie beklagt, dass sein ‚verkopftes Verhalten‘ es fast zu einer Unmöglichkeit macht, sich von ihm angezogen zu fühlen. Er sei zu verweichlicht, unsicher, wisse nicht mehr, wie und wann man(n) eine Frau erobern muss. Christoph Scheuermann erklärt auf „Spiegel-Online“, Frauen seien an dieser vermeintlichen Misere „selber schuld“. Immerhin wollten sie doch Männer, die zuhören können und sich für ihre Gefühle interessieren. Als Antwort auf die „Schmerzensmänner“ von Pauer definiert er Frauen von heute als „Optimier-Frauen“, welche „alles und jeden optimieren“ wollen. Frauen wissen nicht, was sie wollen, nur, was sie nicht wollen.

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BEEF! Fleisch ist sein Gemüse?

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Das Koch-Magazin „Beef“ hat vor Kurzem von der Diestandard-Redaktion eine Zitrone verliehen bekommen. Ellen Hoppenbrouwers und Nina Kowalczyk haben sich das „Beef“ ebenfalls angesehen und sich Gedanken über die Verbindung von Fleischkonsum und Männlichkeit gemacht:

BEEF! Fleisch und Männer

FLEISCH IST SEIN GEMÜSE?

Männer haben das Kochen als Hobby entdeckt. Es ist eine produktive Tätigkeit, die zufrieden und satt macht. Doch wie holt man das Kochen aus dem „Fraueneck“? Zuerst eroberten die Männer das Grillen, das bis heute eine typische Männerdomäne zu sein scheint. Die Verbindung von rohem Fleisch, Feuer und (potenzieller) Gefahr stützt das archaische Bild des Steinzeit-Jägers. Durch die Technik hat sich für Männer der Fokus beim Kochen verschoben und die Attraktivität der Lebensmittelzubereitung gesteigert. Kochen wird hier nicht als Alltagsbeschäftigung, sondern als Event verstanden. Dabei ist Fleisch das Herzstück von Männlichkeit in der Küche. Der technische und handwerkliche Aspekt wird konstruiert durch Feuer, Männlichkeit und Gefährlichkeit. Es geht darum, ein „erlegtes“ Tier formvollendet zuzubereiten.

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Mein Körper, mein Problem

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Die „Bikini-Saison“ hat – zumindest medial – begonnen. Sobald die Temperatur als sommerlich gilt, zeigen sich Frauen* nur noch in Bikini oder Badeanzug in der Öffentlichkeit, könnte mensch angesichts des Umfangs der Berichterstattung meinen. Natürlich – für die Mode- und Kosmetikindustrie und damit indirekt auch die Medien, die sich über Werbung finanzieren, ist diese wohl überlebenswichtig.

„Dabei leben wir nicht in Bankok oder auf den Bermudas, sondern in Mitteleuropa. Die überwiegende Mehrheit der Frauen hat überhaupt nicht die Gelegenheit dazu, sich einfach mal eben schnell die Kleider vom Leib zu reißen, in einen Bikini zu schlüpfen und zum Strand runter zu gehen. (..) Insgesamt kann eine Frau, wenn überhaupt, nur äußert wenig Zeit im Bikini zubringen. Wozu also der Aufwand?“, schreibt Laurie Penny.

Die „Bikini-Figur“ hat sich aber als Bezugspunkt durchgesetzt, sie ist zum „kulturellen Kürzel für einen moralischen Standard weiblicher Perfektion“ geworden. Dass Bademode einfach praktisch sein könnte oder die Gelegenheit bietet, sich die Sonne auf die (nackte) Haut scheinen zu lassen, ist längst vergessen. Die „Bikini-Figur“ ist da, um von anderen betrachtet und beurteilt zu werden, mediale Bilder präsentieren uns dabei normierte Körper. Wenn einzelne  Unternehmen dazu übergehen, nicht „perfekte“ Frauen* zu zeigen, so werden dieses stets in Bezug zur Norm gesetzt – und das geschieht niemals kommentarlos. Die markierten anderen Körper werden als (trotzdem) „zeigbar“ präsentiert und abermals in Kategorien eingeteilt.

Verschiebt sich wirklich etwas, wenn Unilever uns im Rahmen der Dove-Kampagne die angebliche Frau von nebenan zeigt, während in den Axe-Werbungen (die Wirtschaft beweist ihre Flexibilität) ein gänzlich anderes Frauenbild zu finden ist? Oder wenn Model-Agenturen gesundheitsgefährdende BMI aus ihren Katalogen verbannen?

„Der eigene Körper ist für viele Menschen ein Quell des Unbehagens, vor allem in der Bademodenzeit – Muss das sein?“ wird aktuell auf derstandard.at gefragt. Auch wenn die Foto-Strecke  Körper-Ideale zum Thema macht, so reiht sie sich doch in dieselbe Logik ein: Der Köper von Frauen* ist eine Problemzone. Fünf Frauen wurden befragt, „wie sie mit den herrschenden Körperbildern umgehen“. Diese Fragen dürfen sie beantworten, während sie in Bademode abgelichtet werden. „Wie wichtig ist Ihnen der Blick der anderen?“, wird da noch nachgehakt.

Und genau das ist das Problem. „The truth is, the ‚bikini body‘ craze goes so much deeper than fatism or fatphobia. It is part of our society’s relentless insistence that a woman’s body is not her own. It is an object, to be gazed upon, to be commented on, to be pored over with a magnifying glass. It’s as though we believe that a woman wears a bikini not for herself, because it feels good to have the sun on her skin, but for the public to consume her anatomy“, ist dazu auf jezebel.com zu lesen.

Denise Kotlett liefert übrigens eine sehr gute Antwort auf die Frage: „Gibt es für Sie einen idealen Körper?“ in der Standard-Serie:  „Ich finde das eine doofe Frage, ich kann einen Körper nicht von einer Person trennen. Aber natürlich gibt es Personen, die ich begehre.“

Alles Gute zum Muttertag

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Der Muttertag ist ähnlich wie Weihnachten ein Fixpunkt für die Medien, schließlich lässt sich das Thema gut emotionalisieren (bzw. moralisieren!) und auch verkaufen: Werbeanzeigen für Parfüm, Pralinen und Schmuck sind da stets inbegriffen.

Auch 2012 warteten die österreichischen Medien wieder mit einigen Kuriositäten auf, hier ein kleiner Überblick:

„So bringen sich Topmodel-Mamis in Schuss“ – der „Kurier“ weiß, was Frauen* interessiert. Auch unter dem Titel „Wohin mit der Mama an ihrem Ehrentag“ fanden sich interessante Tipps: Der Zoo in Salzburg bot etwa eine Sonderführung „Mutterliebe im Tierreich“ an. (Überhaupt scheint es einen Redaktionskodex zu geben, der Wörter wie „Muttis“, „Mami“ und Co statt „Mutter“ vorschreibt)

In der „Kleinen Zeitung“ versuchte mensch, in einem Interview mit einem Kinderpsychiater möglichst alle bestehenden Mütterlichkeits-Mythen unterzubringen: „Warum eine perfekte Mutter nicht perfekt ist„. In „Vier Frauen und ihr Glücksfall“ wurde dann von den Freuden des Mutterseins erzählt: „Als Bruno auf die Welt kam, war mein erster Gedanke, ihn abzuschlecken – eine rein instinktive Geschichte. Für mich ist Muttersein die totale Symbiose mit meinem Kind, ich bin immer für Bruno da. Er ist meine erste Liebe, das ist ganz intensiv und war auch schon so, als er noch in meinem Bauch war.“

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„Disorders of Sex Development“

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Heteronormativität ist auch in medizinischen Diskursen von Bedeutung. Bettina Enzenhofer hat sich in ihrer Masterarbeit (Gender Studies) mit dem Chicagoer „Consensus-Statement“ auseinandergesetzt, das eine medizinische Leitlinie zur „Behandlung“ von intersexuellen Menschen darstellt (die gesamte Arbeit könnt ihr hier lesen):

Was ist das Thema deiner Arbeit?

Der Titel meiner Masterarbeit ist „Die Verhandlung von Geschlecht in gegenwärtigen medizinischen Veröffentlichungen zu ‚Disorders of Sex Development‘ bei Neugeborenen. Das Chicagoer Consensus-Statement und seine Folgen“ – da steckt eigentlich alles drin.

Das Consensus-Statement von Chicago wurde 2006 veröffentlicht, es ist eine medizinische Leitlinie zur „Behandlung“ von intersexuellen Menschen (d.h. Menschen, denen vor dem Hintergrund eines Zweigeschlechtermodells kein eindeutiges Geschlecht zugewiesen werden kann). Die Leitlinie ist aus vielen Gründen interessant: Bspw. wird in ihr vorgeschlagen, nicht mehr von „Hermaphroditismus“, „Intersexualität“ oder „Geschlechtsumkehr“ zu sprechen, sondern von „Disorders of Sex Development“ („DSD“), d.h. „Störungen der Geschlechtsentwicklung“. Diese werden definiert als „angeborene Erkrankungen, bei denen die Entwicklung des chromosomalen, gonadalen oder anatomischen Geschlechts atypisch ist“.

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