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Wehrpflicht für alle?

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Eine allgemeine Wehrpflicht existiert nur noch in 6 von insgesamt 27 EU-Staaten – einer davon ist Österreich. Abschaffen? „Nein“, sagen Verteidigungsminister Norbert Darabos und Bundespräsident Fischer. Das jetzige System habe sich „im Großen und Ganzen“ bewährt. Kostenintensiv und ineffizient, sagen dazu andere. Österreich ist nicht von feindlichen Staaten umgeben und hat keine Fronten zu verteidigen, sinnvolle Tätigkeiten des Bundesheeres beschränken sich im Wesentlichen auf Katastrophenhilfe und Auslandseinsätze.

Doch wohin mit dem Zivildienst, wenn es keine Wehrpflicht mehr gibt? 83 Prozent der Österreicher_innen wünschen sich laut einer Profil-Umfrage in diesem Fall einen verpflichtenden Sozialdienst – 64 Prozent auch für Frauen. Dass die allgemeine Wehrpflicht für Männer diese diskriminiert, wird schon lange diskutiert. „Wenn die Frauen Gleichberechtigung wollen, dann sollen sie auch zum Bundesheer“, ist ein beliebtes Argument in Debatten um die Egalität. Tatsächlich bleibt jungen Frauen der verpflichtende Dienst an der Waffe und damit ein Jahr lang schlecht bezahltes Robben im Schlamm erspart. Auch den alternativen, ebenso schlecht bezahlten Zivildienst müssen sie nicht ableisten. „Wir beschäftigen unqualifizierte junge Männer in Bereichen die qualifzierte Kenntnisse erfordern. Junge Männer, die aufgrund eines Zwanges ihre Arbeit verrichten und während ihres Zivildienstes auch auf Einkommen, Bildungsfortschritte und Lebensqualität verzichten müssen„, schreibt Michael Moser auf zurpolitik.com.

Historisch gesehen handelt es sich bei der Männer-Wehrpflicht natürlich in keinster Weise um eine Bevorzugung von Frauen. Frauen wurden (und werden) nicht als fähig angesehen, den Staat zu verteidigen, auch auf die politische Entscheidung betreffend Dienst an der Waffe hatten sie keinen Einfluss: Nachdem sie aus der politischen Sphäre ausgeschlossen waren, konnten sie auch nicht über ihr kämpferisches Schicksal entscheiden. Sollte dafür ein heute 18-jähriger Mann büßen? Wohl kaum. Und die junge Frauen-Generation von morgen? Auf keinen Fall.

Wenn die allgemeine Wehrpflicht in Österreich auch für Frauen gelten würde, liegt es nahe, wie die Statistiken von morgen aussehen würden: Männer leisten ihren Dienst an der Waffe, Frauen pflegen Alte und Kranke. Dass Frauen beim Heer gemobbt werden, zeigte erst eine kürzlich veröffentlichte Studie. Und wie sich das österreichische Bundesheer einen vermehrten Einsatz von Frauen vorstellt, hat es in einem Werbespot präsentiert, der halb Europa schockierte und amüsierte. Wie viele Frauen würden sich also freiwillig in ein solch sexistisches Umfeld begeben? Von den zementierten Rollenvorstellungen in unserem Lande erst gar nicht zu sprechen.

Der verpflichtende Sozialdienst, der wäre doch aber geschlechtsneutral und gerecht? Angesichts der gegenwärtigen Verteilung von unbezahlter Arbeit in Österreich wohl kaum. Frauen erziehen Kinder, pflegen Alte und Kranke. Unbezahlt. Und sollen das dann auch noch ein Jahr lang verpflichtend und schlecht bezahlt machen. Zudem kann man/frau sich vorstellen, wo Frauen und Männer künftig gehäuft eingesetzt würden in den Gedenkstätten, Sportvereinen, Altersheimen und den Rettungsdiensten.

Doch halt, würde man/frau  mit einer „ausgleichenden Gerechtigkeit“ argumentieren, so wäre auch hier etwas faul. Würden Männer aufgrund der herrschenden Umstände zum Sozialdienst verpflichtet und Frauen nicht, so werden wiederum geschlechtliche Vorurteile und Rollenbilder festgeschrieben: Frauen leisten ja später die unbezahlte Arbeit für den Staat, also müssen sie das mit 18 noch nicht. Überhaupt zeigt sich an diesem Beispiel die Ungerechtigkeit einer Einteilung in zwei Geschlechtsgruppen: Nicht jede Frau widmet sich der Kinder- und Altenpflege, nicht jeder Mann hat lebenlang nichts mit Hausarbeit und sozialen Tätigkeiten zu tun.

Eine allgemeine Wehrpflicht für alle Bürger_innen kann also ebenso keine Lösung sein wie ein verpflichtender Sozialdienst. Zumindest, wenn es um Geschlechtergerechtigkeit geht.

Gute Vorsätze

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Nachdem der österreichische Frauenbericht 2010 zum Teil erschreckende Ergebnisse lieferte, präsentierte Frauenministerin Heinisch-Hosek nun einen „Nationalen Aktionsplan zur Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt„. Die nackten Zahlen:  Das Papier umfasst 76 Seiten mit 55 Maßnahmen, 150 Expertinnen und Experten haben an daran gefeilt. Die guten Vorsätze reichen von der „Geschlechtssensibilität in der elementaren Bildung“ über das „Sichtbarmachen von qualifizierten Frauen für Aufsichtsratfunktionen“ bis hin zu „Anreizsystem des Bundes zum flächendeckenden Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen fortsetzen und ausbauen.“

Der Aktionsplan klingt ambitioniert (wenn auch etwas schwammig formuliert) – bei den guten Vorsätzen soll es natürlich nicht bleiben, wenn es nach der Frauenministerin geht. Österreich hat in vielen Punkten aufzuholen: Bei der Kinderbetreuung, den Chancen von Migrantinnen (und Migranten), der ungleichen Bezahlung, bei der einseitigen Belastung mit unbezahlter Arbeit und der gläsernen Decke. „Einige Männer werden die Sessel räumen!“, zitiert diestandard.at Heinisch-Hosek, die auf die fehlenden Frauen in den Uni-Rektoraten anspielt.

Auch zum Thema Kinderbetreuung sollen Kampagnen zur Sensibilisierung gestartet werden: Nachwuchs bedeutet für Frauen in Österreich noch immer Karriere-Knick. Fraglich bleibt, ob die Länder in Sachen Kinderbetreuung mitziehen – Ganztagsschulen und -kindergärten sind nach wie vor ein Wiener Privileg. Der Anteil der Männer in Elternkarenz soll laut Aktionsplan auf 20 Prozent erhöht werden. Bis wann? „Beginn 2010“, sagt der Zeithorizont. „Laufend, ab 2010, 2010/2011“ ist unter anderen Maßnahmen zu lesen. Nun gut, „Rollenstereotype aufbrechen“ ist nicht unbeding ein Ziel, das sich in Österreich von 18 Monaten verwirklichen lässt. Und auch für die Umsetzung anderer Vorsätze wird Heinisch-Hosek viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Immerhin, die Basis für Evaluierungen künftiger Entwicklungen hat man/frau sich geschaffen.

Maßnahme 4, die „Förderung von Gender-Kompetenz in der LehrerInnenbildung und Schulentwicklung sowie bei SchulleiterInnen“, die ich – sofern sie mit einer Ernsthaftigkeit nach skandinavischem Vorbild  forciert wird – mit Pauken und Trompeten begrüße, hat mich an meine eigene Schulzeit zurückdenken lassen. Und im nachhinein erscheint es mir, als ob ich den 60er und nicht in den 90er Jahren das österreichische Pflichtschul-System durchlaufen hätte. Da war etwa mein Klassenvorstand in der Hauptschule, der ganz offen sexistisch agierte. Uns „Mädchen“ wollte er das Haarefärben verbieten, schließlich wollte er sich in der Öffentlichkeit nicht für uns schämen müssen. Die Möglichkeit zur Wahl des Werkunterrichts (technisch oder textil) musste er uns zwar auf dem Papier zugestehen, doch wenn ein Mädchen sich dazu entschlossen hätte, in seinen technischen Werkunterricht zu wechseln, so hätte er „schon dafür gesorgt, dass sie wieder dort hin geht, wo sie hingehört und Stricken und Nähen lernt.“ Was heute vermutlich ein Fall für den Landesschulrat oder die Landesschulrätin wäre, führte 1995 zu keiner Beschwerde. Wir fanden uns damit ab und nähten weiter Kochschürzen.

Ob meine ehemalige Hauswirtschaftslehrerin wohl noch immer Mädchen „Kochen und Bügeln“ und den Jungs „sich selbst ein Schnitzel machen, so lange Mann unverheiratet ist“ beibringt? Sollte eine Fortbildung in „Gender-Kompetenz“ auf sie zukommen, so wird ihr Weltbild wohl erschüttert werden. Im besten Falle.

Männliches Cola

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Ein kleiner Auszug aus meinem Semester: Marketing. Mit Geschlecht. „Diet Coke“ bzw. „Coca-Cola Light“ ist in den 80er Jahren auf den Markt gekommen und hat mit dem „Cola Light Mann“ geworben. Der war eher ein passives Objekt der Begierde, mit der Null-Kalorien-Schiene sollten (natürlich) Frauen angesprochen werden. „Durchschnittliche“ Frauen, die einen halb-entkleideten Mann begehren – das hat ganz gut in die 90er Jahre gepasst. Nachdem dann aber doch ziemlich viele Männer Null-Kalorien-Getränke trinken wollten, brauchte es eine neue Strategie. Coke Zero, schwarz, männlich. Mit Wayne Rooney statt verschwitzten Bauarbeitern und Liftboys. Und Männern, die sich ganz im Sinne des „new lad“ aus der Herrschaft der Frauen befreien. Seht selbst.

#Reichsparteitag

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Gestern abend: Deutschland besiegt Australien mit 4:0 und sorgt für das erste Tor-Feuerwerk dieser Fußballweltweisterschaft. Halbzeit, 2:0. ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein freut sich auf ganz eigene Weise über den Treffer von Miroslav Klose: „Das ist für Miro Klose doch ein innerer Reichsparteitag, jetzt mal ganz im Ernst, dass der heute hier trifft.“ Wie kann man (bzw. frau) nur solch einen Vergleich ziehen, fragten sich viele überraschte / empörte Fernsehzuseher_innen.

Erst entbrannte eine Diskussion auf Blogs und Twitter, dann übernahmen die traditionellen Medien das Thema. Und da wurde es interessant. „Traditionell haben Frauen es im medialen Fußball-Umfeld schwer. Das haben gerade im ZDF immer wieder leidvoll Frontfrauen erfahren müssen von Carmen Thomas, die bis heute noch gelegentlich auf ihren Fauxpas „Schalke 05“ aus dem Juli 1973 reduziert wird, bis zu Christine Reinhart, die ab 1993 zwei Jahre lang im Sportstudio moderieren durfte“, schreibt die Welt Online.

Und weiter: „Doch Müller-Hohenstein hatte sich vor der WM sehr aggressiv zu vermarkten versucht und nun gleich bei ihrem ersten großen Auftritt schwer gepatzt: Reichsparteitage beziehen sich auf die Veranstaltungen, bei denen Adolf Hitlers NSDAP besonders ab 1933 ihre verhängnisvolle, menschenverachtende Propaganda im großen Stil ausbreitete.“

Nun, hätte der Autor das Geschlecht eines männlichen Moderators ins Spiel gebracht? Wohl kaum. Bei Katrin Müller-Hohenstein hat eine solche Formulierung (und das scheinbar fehlende Geschichtsbewusstsein) aber offensichtlich mit ihrem Fußball-Unwissen als Frau zu tun. Natürlich. Sollen wir angesichts dessen ein Auge zudrücken?

Fußball, Fußball, Fußball

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Neuigkeiten abseits der Fußball-WM:

Der Quotenantrag der SPÖ-Frauen wurde auf dem gestrigen Bundesparteitag der Sozialdemokrat_innen einstimmig beschlossen: Ab sofort gilt das Reißverschlussprinzip. Bei der Erstellung von Listen rückt also hinter jeden Mann eine Frau und umgekehrt, somit sollen Frauen trotz 40 Prozent Quote nicht mehr auf den hintersten Plätzen landen. Blog Heinisch-Hosek

Ob lesbische Paare gute Eltern abgeben, haben in den USA Wissenschafter_innen untersucht. Die „interessante“ Fragestellung: „Kinder aus homosexuellen Familien (zeigen) eine geringere Tendenz zu aggressivem Verhalten und schneiden bei Wissenstests besser ab. In medizinischer Hinsicht bestehen hingegen keine Unterschiede.“ ORF Science

Und: Die Fußball-Weltmeisterschaft ist in vollem Gange, neben wochenlangem Mitfiebern und Entspannen bedeutet das auch jede Menge sexistische Werbung und interessante Diskussionsrunden zum Thema Fußball. Fußball ist nämlich zum beliebten Thema der Sozialwissenschafter_innen avanciert: Auf dem Rasen und in der Kabine werden die Inszenierung von Geschlecht, männliche Rituale, Homophobie und Sexismus erforscht. Ans Herz gelegt sei euch etwa die Publikation von Eva Kreisky und Georg Spitaler: Arena der Männlichkeit: Über das Verhältnis von Fußball und Geschlecht

Im Vorfeld der Europameisterschaft 2008 in Österreich hat Eva Kreisky ihre Thesen auch bei einer Konferenz an der Uni Wien vorgestellt – nachzulesen im Archiv des EM-Blogs „Kick08„. Auf „Kick08“ – wo ich selbst mitgearbeitet habe – sind auch andere spannende Beiträge zum Thema Fußball und Geschlecht zu finden. Zum Beispiel hier, hier und hier.

Gastgeberland ist in diesem Jahr Südafrika. Ein besonders grausames Detail: Dort ist es statistisch gesehen wahrscheinlicher, dass eine Frau vergewaltigt wird, als dass sie lesen lernt. Beitrag in der ORF TV-Thek

Morgen in Berlin: Fußball und Homophie, Humboldt-Universität zu Berlin
Interessante Beitrage zum Thema Fußball hat auch die Mädchenmannschaft gesammelt

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