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Jäger und Sammlerinnen

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Der Forschungskomplex „Geschlechterunterschiede“ erschüttert uns immer wieder mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Zwei britische Psychologinnen wollen nun herausgefunden haben, dass die „weibliche Vorliebe“ für die Farbe Rosa nicht angeboren ist. In früheren Studien war versucht worden, diesen (angeblichen) Unterschied evolutionsbiologisch zu erklären: „In der menschlichen Urgeschichte sei es für die weiblichen Sammler wichtiger gewesen, rote Früchte vom grünen Hintergrund zu unterscheiden, als für die männlichen Jäger.“

Oder etwas detaillierter: „Sie vermuten, dass es für Frauen in einer Jäger-und-Sammler-Gesellschaft wichtig war, reife, essbare Früchte vor grünem Blattwerk zu erkennen. Eine andere Erklärung wäre, dass die Unterscheidung feiner Nuancen der Gesichtsfarbe bedeutend war, um die emotionale Verfassung des Gegenübers einschätzen zu können.“

Die aktuelle Studie kommt nun aber zu dem Ergebnis, dass Mädchen ihre Vorliebe erst mit zweieinhalb Jahren erwerben. In diesem Alter werden Kindern in der Regel Geschlechterunterschiede bewusst.

Kein Witz.

Literaturtipp:
Anne Fausto-Sterling: Sexing the Body: Gender Politics and the Construction of Sexuality

All the single ladies

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Vor einigen Jahren war das Single-Dasein afroamerikanischer Frauen ein beliebtes Thema in US-Talkshows: 70 Prozent sind angeblich alleinstehend, 42 Prozent von ihnen waren noch nie verheiratet. Beim TV-Sender ABC haben sich JournalistInnen dem „Problem“ angenommen und gehen der Frage nach, warum schöne, intelligente Frauen mit Mercedes doch alleine bleiben. Der Beitrag enthält so unglaublich furchtbare Stereotype und Vorstellungen von Partnerschaft, Liebe, Erfolg und race, dass einem richtig schlecht werden kann. Aber seht selbst:

Verlinkt!

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Am Samstag fand in Wien die Regenbogenparade statt. Anlässlich des 100. Internationalen Frauentags führte diesmal die „Lesbians‘ Pride“ die Parade an. Eindrücke davon findet ihr auf der Website der 20000frauen. Am Tag davor zog der Dyke-March unter dem Motto „Kein Einschleimen für Anerkennung“ durch Wien. Diestandard.at berichtete.

In rund einer Woche startet die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen. Wenig überraschend werden in den Medien bereits die attraktivsten Spielerinnen gesucht und nachgeforscht, wer sich denn für den Playboy ausziehen würde. Auf der Mädchenmannschaft findet ihr hingegen interessante Geschichten zum Frauenfußball. Link

Yasar ist frei! Sie wurde am 14. Juni aus der Schubhaft entlassen, nun wird der neue Asylantrag geprüft. Unter dem Motto „Das Boot ist leer“ machen SOS Mitmensch, 20000frauen und JAsyl! am heutigen Weltflüchtlingstag ab 14.30 Uhr am Schwedenplatz auf das Versagen der österreichischen und europäischen Asylpolitik aufmerksam.

Der deutsche Soziologe Andreas Kemper hat ein Buch über die Männerrechtsbewegung veröffentlicht. Gudrun von Piratenweib.de hat es gelesen und stellt es uns als guten, kritischen Einstieg in die Welt der „(r)echten Kerle“ vor.

„Neben dem großen Glück, verspüren Mütter immer wieder das Gefühl von Unsicherheit und Angst um das Wichtigste in ihrem Leben. Ihr Baby. Ziel muss es sein, dass die Menschen, die privat oder auch beruflich mit werdenden Müttern zu tun haben, diesen Frauen die Angst nehmen und ihnen das absolute Gefühl der Sicherheit vermitteln“, schreibt Christian Matthai, Gynäkologe und empfiehlt einen entspannenden Urlaub in den New Life Hotels. Noch nie davon gehört? In diesen Hotels gibt es spezielle Urlaubsangebot für Schwangere, etwa das Package Bauch, Beine, Baby. Und dort weiß mensch, was werdende Mütter wollen: Flauschige Bademäntel, Streicheleinheiten, saure Gurken und straffe Haut.

Wie weit ist „weit“?

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Hat uns diese Frage vor allem in früheren Jahren in ihrer abgewandelten Form beschäftigt, nämlich wie weit ist „nicht mehr weit“, soll sie uns heute in Bezug auf unsere Chancen auf eine lebenslange Bindung beschäftigen. Diese sinke nämlich, wenn das Ausprobieren potentieller Lebenspartner (innen?) weit über die Zahl von zehn bis zwölf hinausgeht, auf Null. Die Angabe „weit“ ist sehr ungenau. Ungenau ist auch, was „ausprobieren“ in diesem Zusammenhang bedeutet. Also ist nach wie vor alles offen. Das aber nur am Rande.

Wirklich erstaunlich finde ich immer wieder die Versuche gesellschaftlichen Konservativismus naturwissenschaftlich zu fundieren. So ist, wie im Standard nachzulesen ist, anscheinend als Faktum biologischer Forschung bzw. biologistischer Auslegung zu akzeptieren, dass ein Mann in heterosexuellen Paarbeziehungen größer als die Frau zu sein hat, dass Frauen attraktiv dafür weniger intelligent zu sein haben, dass Männer beruflich gut positioniert sein müssen usw. Und was das Fass zum Überlaufen bringt: Das Ziel von all dem ist eine lebenslange Beziehung mit vielen Kindern darin. Darob wird sich die Kirche/ÖVP aber freuen!

Die Rolle der Geschlechter bei der Fortpflanzung und die Bedeutung der körperlichen Unterschiede zwischen Frau und Mann darin, sind in der Biologie seit jeher zentrale Aspekte. Dass dabei die Arbeiten der Forscher_innen und Wissenschaftler_innen Kinder ihrer Zeit sind, die Theorien und Fakten also, die sie entwickeln und produzieren, nicht zu trennen sind von der Weltsicht ihrer Zeit, bleibt unerwähnt. Und so stellt sich angesichts dieser Forschungsergebnisse die Frage, wo Forschungsbeobachtung und normative Setzung ineinander über gehen, wo patriarchale Vorstellungen, Ideologien und Irrtümer zu Fakten erhoben und wo Normen und Tatsachen miteinander vermischt sind?

Und zum Schluss bleibt nur zu sagen, wir können alle nichts dafür, es ist die Biologie!

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Triebe und genetische Programmierung

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Ex-IWF-Boss Dominique Strauss-Kahn wird vorgeworfen, eine junge Frau vergewaltigt zu haben – seit Tagen berichten sämtliche Medien über die „verhängnisvolle Sex-Affäre“. Dass ein Großteil der Journalist_innen bei der Beschreibung des Falls sehr verantwortungslos mit den gewählten Begriffen umgeht, wurde bereits an vielen Stellen treffend analysiert (Diestandard, FM4, Taz, …).

Da werden sexualisierte Gewalt (ein Begriff, der zum Ausdruck bringt, dass es sich um Gewalt handelt, die sexualisiert wird und nicht Sex, der gewaltsam durchgesetzt wird) und Sex beliebig vermischt, sexualisierte Gewalt verniedlicht und damit eine Täter-Opfer-Umkehr provoziert. Solche Mechanismen sind tatsächlich fatal – wie Ines Pohl in der Taz schreibt, bildet Sprache nicht nur gesellschaftliche Machtverhältnisse ab, sondern gestaltet diese auch aktiv mit.

Besonders problematisch ist das Bild von Männlichkeit, das hier in der medialen Berichterstattung gezeichnet wird. Wie so oft werden biologistische Erklärungen herangezogen, wenn es um darum geht, das Verhalten von Strauss-Kahn zu erklären. „Viele Männer – eine Wahrheit: Wenn Macht, Gier und Testosteron zusammenspielen, können Karrieren abrupt enden“, titel der Online-Kurier. Zitiert wird Dr. Pfau, ein Sexualmediziner, der in einem Buch „die ganze Wahrheit“ über Männer veröffentlicht hat. Und diese „Wahrheit“ ist natürlich in den Genen zu finden.

„Männer sind schon wegen ihres evolutionsbiologischen Auftrags in ihrem Sexualverhalten expansiver und neigen zu aggressiv-forderndem Verhalten“, beschreibt Pfau das „Primatenerbe“ der Männer. „Vor unserem durch metrosexuelle Verweichlichung verkümmerten Geschlecht hängt im Geiste also immer noch nur ein Lendenschurz“, ist auch auf Focus Online zu lesen. Es ist also die genetische Programmierung, die Männer in ihrem Sexualverhalten steuert – ein beliebter Erklärungsansatz, der so ganz und gar nicht mehr lustig ist, wenn er statt in „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“ – Büchern und Programmen von Mario Barth im Zusammenhang mit Vergewaltigungen auftaucht.

„Aber ist Dominique Strauss-Kahn (DSK) tatsächlich so triebgesteuert und machtversessen, dass er sich von seinen Hormonen die Karriere vermasseln lässt?“, schreibt die Süddeutsche Zeitung Online und rundet damit das Modell des fremdbestimmten Mannes ab. Selbst wenn in den Artikeln beteurt wird, dass Triebe und Gene das Verhalten zwar erklären, aber nicht entschuldigen würden, passiert hier ganz klar eine Entlastung der Täter. Zugleich wird ein Bild des potentiellen Gewalttäters Mann konstruiert, der – hormonell gesteuert – wie eine tickende Zeitbombe umherirrt.

Frauen kommt in einem solchen Weltbild die Rolle der potentiellen Verführerin zu. „Schon vor seiner Verhaftung ist IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn immer wieder wegen seines lockeren Umgangs mit Frauen und Geld in den Medien kritisiert worden. Die linke Zeitung ‚Liberation‘ etwa zitierte ihn im April mit der Äußerung, drei Punkte könnten seine Präsidentschaftskandidatur belasten: ‚Geld, Frauen und mein Judentum“, ist auf orf.at zu lesen. Eine Frau zur falschen Zeit am falschen Ort kann also zur Auslöserin der „Triebgier“ von Männer werden, ein solcher Vergewaltigungsmythos  ist in zahlreichen Berichten zu finden.

Am Beispiel von sexualisierter Gewalt zeigt sich also besonders drastisch, wie problematisch der Trend sein kann, Gewalt, Sexualität und Macht naturwissenschaftlich und nicht sozialwissenschaftlich erklären zu wollen. Diesen „neuen Biologismus“ charakterisierte Gabriele Kämper in der „EMMA“ folgendermaßen:  „Die Frage nach Macht, Hierarchie, Verantwortung und Veränderung verschwindet hinter den endlos produzierten und von den Medien reproduzierten Hormoncocktails und Hirnströmen.“

Eistee, primitiv und sexistisch

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Was hat sich der Vorarlberger Fruchtsaft-Produzent „Rauch“ nur dabei gedacht? Für das neueste Produkt, den Eistee „Black“ wird tief in die Sexismus-Kiste gegriffen. 100.000 Fans will das Unternehmen mit dem „Swag-o-mat“ auf seine Facebook-Seite locken. Das Prinzip: Je mehr Fans, umso mehr gibt es von den beiden „Früchtchen“ „Peach“ und „Citrus“ zu sehen, die sich gerne entblättern möchten, weil ihnen so unglaublich heiß ist.

Die beiden Frauen im Catsuit verkörpern die Geschmacksrichtungen des Tee-Getränks und begleiten „Money Boy“, der schon „voll den Swag in der Hose“ hat. „Soll ich ihn rausholen?“, fragt er im Video die beiden Frauen.“Wie dumm Lady Peach / Citrus sich wohl beim Videodreh gefühlt haben müssen. ‚We do it for the money“ xD‘, amüsiert sich ein Facebook-User.

Soll das lustig sein? Ich würde eher sagen: zum Kotzen.

Kontaktadressen für euren Protest findet ihr hier.

Notiz am Rande

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Immer, wenn von Traumhochzeiten die Rede ist, muss ich unweigerlich an Pierre Bourdieus „Männliche Herrschaft“ (1998) denken.

„Die männliche Herrschaft konstituiert die Frauen als symbolische Objekte, deren Sein (esse) ein Wahrgenommenwerden (percipi) ist. Das hat zur Folge, dass die Frauen in einem andauernden Zustand körperlicher Verunsicherung oder, besser, symbolischer Abhängigkeit versetzt werden: Sie existieren zuallererst für und durch die Blicke der anderen, d.h. als liebenswürdige, attraktive, verfügbare Objekte.

(…) oder der Neigung, viel von der Liebe zu erwarten, die, wie Sartre sagt, allein das Gefühl zu vermitteln mag, in den kontingenstesten Besonderheiten seines Seins und zuerst seines Körpers gerechtfertigt zu sein.

Wenn die Frauen eine besondere Neigung zur romantischen oder romanhaften Liebe haben, so wohl zum Teil deshalb, weil sie in ihrem besonderen Interesse liegt: Sie verspricht ihnen nicht nur Befreiung von der männlichen Herrschaft. Sie eröffnet ihnen zudem, sowohl in ihrer üblichsten Form, der Heirat, bei der sie in den männlichen Gesellschaften von unten nach oben zirkulieren, als auch in ihren außergewöhnlichsten Formen einen – oft den einzigen – Weg zum sozialen Aufstieg.“ (S.117f)

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