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Worst Case

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Nun gibt es also einen dritten Kandidaten für die österreichische Bundespräsident_innenwahl am 25. April. In Hinblick auf Frauen- bzw. Geschlechterpolitik kann man/frau nahezu von einem worst case sprechen: Zu Barbara Rosenkranz gesellt sich nun Rudolf Gehring, der seinen Wahlkampfauftakt gestern in einer Kirche in Wien Döbling feierte. Der leidenschaftliche Christ und Abtreibungsgegner ist Bundesobmann der „Christlichen Partei Österreichs“ (vormals „Die Christen“), die seit 2005 existiert und bisher noch bei keiner Landtagswahl punkten konnte.

Das Programm der Partei (grob zusammengefasst): „Lebensschutz“, Ablehnung von Gender Mainstreaming, Ablehnung der Europäischen Union und eines schulischen Sexualkundeunterrichts. Dazu kommt die Verteidigung von Familie und Ehe, die „natürlich“ nur zwischen Mann und Frau geschlossen werden darf – Homosexualität bezeichnet Gründer Alfons Adam als „heilbare Sexualeurose“. Heimat ist für die Partei-Christ_innen „ein Gefühl, das mit dem Menschen mitwächst – von dem Flecken Erde, der für ein Kind überschaubar ist, über die Nation und dem Erdball bis hin letztlich zur himmlischen Heimat, aus der wir kommen und zu der wir zurückkehren“ – so auf der Website der CPÖ zu lesen.

Rudolf Gehring während einer Demonstration gegen den Ausbau eines islamischen Kulturzentrums in Brigittenau

Die Gründungsmitglieder der Partei waren zumeist schon länger im Kampf gegen die Abtreibung aktiv, auf der Website von Rudolf Gehring sind verschiedene Videos zu finden, in denen er gegen Abtreibungskliniken mobil macht. Am Internationalen Frauentag demonstrierte er zuletzt in Salzburg, wo unter anderem die Gynmed Ambulanz und das Frauengesundheitszentrum ISIS für den Frauenpreis des Salzburger Frauenbüros nominiert waren (den Preis erhielt schließlich das Frauenhaus). Auf dem mitgebrachten Plakat war der Slogan „Karriere darf nicht über Leichen gehen“ zu lesen. Auch bei der Feier zum 30-jährigen Bestehen des Ambulatoriums „pro:woman“ im Wiener Rathaus war Gehring vergangenen September vor Ort und demonstrierte. Die Demonstrationen der „Pro-Life“-Anhänger_innen nahm damals auch Johanna Dohnal zum Anlass, um auf die Straße zu gehen.

Der Kampf gegen die Fristenlösung ist Gehring nach wie vor ein großes Anliegen. In einem aktuellen Interview mit dem „Standard“ erklärt Gehring, angesprochen auf die Verwendung des Wortes „Babycaust“ in der eigenen Parteizeitung: „Addieren Sie einmal die Opfer des Holocaust, und addieren Sie die Opfer der Abtreibung – da kommen Sie auf eine erschreckend höhere Zahl.“ Ginge es nach Gehring, so müsse es „flankierende Maßnahmen“ für alle, die an einer Abtreibung beteiligt sind, geben. Für „alle, die das durchführen, Beihilfe leisten, dazu anstiften.“

Gehrings Frauenbild kommt den Vorstellungen von Barbara Rosenkranz recht nahe. Mütter sollen zuhause bleiben und sich um Kinder und Alte kümmern – dafür soll es ein Gehalt geben. Rein wirtschaftlich sei die bezahlte Betreuung im Eigenheim noch immer billiger als Kinderkrippe und Altersheim – und schließlich widerspreche eine außerhäusliche Berufstätigkeit dem „Innersten einer Mutter“. Ebenso wie bei Rosenkranz fußen Gehrings Erkenntnisse auf der empirischen Basis der eigenen Großfamilie: Der Politiker hat vier Kinder und (bald) sechs Enkel und glaubt daher zu wissen, was dem Innersten einer Mutter entspricht.

In Sachen Homosexualität weicht Gehring kaum von der Meinung des CPÖ-Gründers Adam ab: „Homosexualität ist eine Verirrung. Ich habe vor jedem, der sich homosexuell fühlt, Respekt. Da Homo-Ehe oder Adoptionsrecht abzuleiten, das passt nicht. Im Glauben gibt es einen Weg, wo sie zurückfinden können. Erfahrungsgemäß fühlen sich diese Menschen selbst nicht sehr wohl.“

„In diesem Wahlkampf sind so viele Menschen noch auf Orientierungssuche, dass wirklich überraschende Ergebnisse möglich sein können“, meinte der ehemalige „Presse“-Chefredakteur Andreas Unterberger (der auf seinem Blog gerne gegen Frauenquoten und „Schwulenehe“ wettert) beim gestrigen Wahlkampfauftakt. Realistisch gesehen wird Gehring aber wohl kaum in die Nähe der 70 Prozent kommen, die ihm ein glühender Fan „unter idealen Bedingungen“ vor der ORF-Kamera voraussagte. Dennoch ist Gehrings Kandidatur ein weiterer, dringender Grund, am 25. April zur Wahl zu gehen und bei Heinz Fischer das Kreuz zu machen.

Das Eigene im Anderen

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Während der  amtierende Bundespräsident Heinz Fischer gestern im Wiener MAK den Wahlkampfauftakt für seine mögliche Wiederwahl feierte, startete im Netz eine Intiative gegen seine Mitstreiterin.  Die „Wiener Frauen gegen Rosenkranz“, die sich als überparteiliche Plattform (initiiert von SP-Vizebürgermeisterin Renate Brauner) präsentieren, wenden sich gegen das „vorsintflutliche Frauenbild“ der Präsidentschaftskanditatin. Die FPÖ reagierte sofort und ließ verlauten, dass Barbara Rosenkranz „das Bild einer modernen österreichischen Frau mehr als jede andere verkörpere“, schließlich sei sie „eine berufstätige zehnfache Mutter, die all ihre großen Aufgaben privater und beruflicher Natur mit Bravour meistere“. (siehe Standard.at)

Tatsächlich entspricht der Lebensentwurf von Barbara Rosenkranz nicht unbedingt einem reaktionären Weltbild: Die FPÖ-Politikerin hat seit 2003 das Amt der Landesparteiobfrau in Niederösterreich inne, ist seit 2005 auch stellvertretende Bundesobfrau und hat ihre zehn Kinder ihrem Mann anvertraut, der sich um das Familienleben der „Karrierefrau“ kümmert. „Als ich dann mit 35 Jahren in den Landtag eingezogen bin, haben wir begonnen, unsere Arbeitsaufteilung flexibler zu gestalten. Mittlerweile hat mein Mann die Arbeit daheim zur Gänze übernommen“, erzählt sie im Interview mit der „Presse„. Dennoch widerstrebt Rosenkranz ihr eigenes Berufsleben offensichtlich so sehr, dass sie sich selbst noch immer als „Hausfrau“ bezeichnet. Und mit Hausfrauen setzt sie sich auch politisch auseinander. In der frauenpolitischen Version (Rosenkranz würde wohl eher Familienpolitik sagen) der nüchtern wirkenden Politikerin ist „Mütterlichkeit“ das zentrale Element, „den“ Feminismus bezeichnet sie als „Irrweg“.

Mehr noch, hinter „Gender Mainstreaming“, dem Versuch, die Gleichstellung der Geschlechter auf allen Ebenen durchzusetzen, ortet Rosenkranz gar eine Verschwörungstheorie. In ihrem 2008 erschienenen Buch „MenschInnen“ (das in mehreren österreichischen Medien, z.B. in der Presse mit durchaus wohlwollenden Kritiken bedacht wurde) spürt sie „neomarxistischen“ Ideolog_innen nach, die am Entwurf des „geschlechtslosen Menschen“ arbeiten würden und deren Ziel es sei, ihr Weltbild der restlichen Gesellschaft aufzuzwingen. Vorangetrieben werde das Ganze von „sexuellen Randgruppen“ – also all jenen Menschen, die nicht ins rechtskonservative (bzw. rechtsextreme) Schema der Politikerin passen: Homosexuelle und Transgender Personen zum Beispiel. „Rechte für Gleichgeschlechtliche bis hin zur sogenannten Homo-Ehe werden deswegen so vehement gefordert, weil man so die Zweigeschlechtlichkeit und die ,Zwangsheterosexualität‘ weiter aufweichen und verwirren kann.“

Geschlecht ist für Rosenkranz Natur und Tatsache. „Die Gendertheorie, wonach das Geschlecht ausschließlich kulturell sowie sozial fixiert und ein Ergebnis von Erziehung ist, ist unwissenschaftlich und falsch. Es gibt selbstverständlich das biologische Geschlecht.“ Und Rosenkranz hat für ihre Ansichten empirische Beweise: „Meine Kinder hatten völlige Freiheit, aber ich habe eben die Erfahrung gemacht, dass dreijährige Buben keine Puppen anziehen oder füttern. Meine Buben hatten in diesem Alter ein eher ingenieurhaftes Interesse und haben die Puppen zerlegt.“ Ganz klar, „Mädchen ziehen sich eben gerne schöne Kleider an, und Buben wollen kein Prinzessinnenkostüm.“ Ja, Barbara Rosenkranz hat ganz offensichtlich sehr genaue Vorstellungen davon, was einen Mann und was eine Frau ausmacht. Fixe Geschlechtsidentitäten, von der Biologie (oder der „Natur“) vorgegeben, sollen in unserer Gesellschaft innerhalb einer  heterosexuellen Vereinigung aufeinander treffen (und sich bestenfalls vermehren).

Für ein solches Geschlechterbild erntet Rosenkranz in ihrer eigenen, männerdominierten Partei („weil in einer Oppositionspartei unseres Zuschnitts tätig zu sein, ein hartes Geschäft ist“) Beifall. Bekämpfen wir im Anderen vielleicht das Eigene? Das Unbewusste, das unheimliche Eigene? – Diese Frage stellte sich die Psychoanalyse zu Recht. Betrachtet man/frau Politiker_innen der FPÖ, ex-FPÖ BZÖ und FPK genauer, so finden sich gerade in diesen Reihen lebendige Beispiele für die Brüchigkeit und Uneindeutigkeit von Geschlechtsidentitäten. Wer schon einmal einen Auftritt von Barbara Rosenkranz verfolgt hat, der/die wird vermutlich nicht zu allererst die fromme, mütterliche Hausfrau gesehen haben. Und auch bei einem Vergleich von Heinz-Christian Strache, Herbert Haupt und Ewald Stadler fällt es schwer, einen einheitlichen Entwurf von „Männlichkeit“ zu finden. (Einer „natürlichen Männlichkeit“). Und die ist – selbstverständlich – heterosexuell. Wenig verwunderlich also, dass Stefan Petzner nicht mehr in den vordersten Reihen seiner Partei agiert. Homosexualität – die gibt es in der FPÖ (bzw. BZÖ) nicht, auch nicht nach Haiders Tod. „Die heterosexuelle Öffentlichkeit mag diese Offensichtlichkeiten nicht. Selbst wenn nun von Interviews geredet wird, in denen Petzner ihre schwule Beziehung bestätigt, darüber schrieb noch gestern in Österreich niemand, und zu sehen oder zu hören ist dieses Interview bisher noch nicht“, schrieb die „taz“ im Oktober 2008.

Jörg Haider selbst war ein schillerndes Beispiel der Uneindeutigkeit, wie ihn Robert Misik – ebenfalls in der „taz“ – porträtiert: „Haiders Magnetismus schuldete sich ja nicht im Geringsten seiner schillernden, widersprüchlichen Persönlichkeit, die immer auch mit Gesten des Erotischen spielte, aber auch mit der Uneindeutigkeit. Er hatte einen persönlichen Zauber, der offenkundig besonders auf Männer in ihren frühen Zwanzigern wirkte, die er um sich scharte und blutjung in höchste Ämter hievte – ‚Buberlpartie‘ nannte man diese Prätorianergarde.“

Wo findet er sich also, der „eindeutige“ Mann, wo die „eindeutige“ Frau, das Ideal der Barbara Rosenkranz – fernab der „sexuellen Randgruppen“? Oder existiert „es“ vielleicht gar nicht? Ist vielleicht jeden Tag aufs Neue sehr viel Arbeit nötig, um eine hierarchische Geschlechterordnung mit ihren zwei „eindeutigen“ (heterosexuellen) Geschlechtern aufrechtzuerhalten und zu legitimieren? Müsste sich Barbara Rosenkranz so sehr vor einem Angriff auf die heterosexuelle Zweigeschlechtlichkeit fürchten, wenn sie uns doch von der Natur aufgezwungen wird?
Ich werde am 25. April übrigens Heinz Fischer wählen.

Foto: Christian Jansky

Internationaler Frauentag – 8. März

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Bereits zum 99. Mal wird heuer der Internationale Frauentag „gefeiert“. (Wer mehr zur Geschichte des Frauentags erfahren möchte, kann das unter anderem hier nachlesen). Und wohin am Internationalen Frauentag? Die Denkwerkstatt hat einige Termine für euch gesammelt:

Wien

8. März Demo – Internationaler Frauenkampftag
FrauenMädchenLesben Demonstration
TREFFPUNKT: 17:00, Ecke Museumsquartier/ Marcus Omofuma Denkmal
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Offenes Rathaus für alle Wienerinnen
Im „Offenen Rathaus für alle Wienerinnen“ sind über 50 Einrichtungen vor Ort, die Informationen für alle Lebenslagen und Beratung anbieten. Die Besucherinnen sind eingeladen, an den Podiumsdiskussionen und Gesprächsrunden zu den Themen „Chancen am Arbeitsmarkt mit 50+“, „Fragen rund um Geld und Einkommen“ und „Ihr Recht bei Unterhalt und Alimenten“ teilzunehmen. 15-20 Uhr.
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Frauenfest
ab 19 Uhr in der FZ-Bar, 1090, Währingerstraße 59, Eingang Prechtlgasse
Ab 22.00: Live-Konzert mit Folie à trois
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Verleihung der „Giftgrünen Brennessel 2010“
 um 10:30 Uhr im Bundesbüro der Grünen, Rooseveltplatz 4-5/Top 5, 1090 Wien
Nach der Preisverleihung durch die Bundessprecherin der Grünen Eva Glawischnig und Frauensprecherin Judith Schwentner, wird der Kabarettist Werner Brix die skurillsten und übelsten Sager verlesen, im Anschluss wird eine giftgrüne „Brennnesselsuppe“ serviert.
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KOSMOS Theater Eröffnung Jubiläumswoche
ab 19 Uhr
Eröffnung: Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Festrede: Frauenstadträtin Sandra Frauenberger
Buchpräsentation: „Das Theater mit dem Gender“, von und mit Susanne Riegler (Text), Bettina Frenzel (Fotos). Herausgeberin des Buches: Johanna Dohnal (†) uvm.
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Salzburg

20. Geburtstag des Troll-Borostyani-Frauenpreises
Verleihung um 18 Uhr in der TriBühne Lehen (Tulpenstr.1, gegenüber der neuen Mitte Lehen). Kabarettprogramm ab 20 Uhr.
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Graz

8. März Komitee am Grazer Hauptplatz
Wie sehe eine Welt aus, in der die frauenpolitischen Forderungen erfüllt sind? Zwei Wesen von Utopia landen am Grazer Hauptplatz und geben die Antworten. Und sie fragen uns worauf wir warten, denn eines ist für sie klar: diese Stadt und dieses Land braucht eine 50% Männerquote.
10 – 12 Uhr
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Klagenfurt

Scherben bringen Glück – Podiumsdiskussion
Die Gläserne Decke durchbrechen. Kärntner Landesarchiv, St. Ruprechter Straße 7, Klagenfurt am Wörthersee, 19.00 Uhr. Diskussion mit Dr.in Helga Konrad Frauenministerin a.D. aus dem Kärntner Landtag, Wilma Warmuth, Dr.in Beate Prettner, Annemarie Adlassnig, Dr. in Barbara Lesjak
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Linz

talk of fem
ab 18.30 Uhr im Frauenbüro Linz
mit Verleihung des „Silbernen Hexenbesens am Goldenen Band“ (mit Videoportrait der Preisträgerin von Margit Greinöcker). Im Alten Rathaus, Gemeinderatssaal, Hauptplatz
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Einen Überblick zu Veranstaltungen in Deutschland bietet die Mädchenmannschaft.

Gabriele Heinisch-Hosek im Interview

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Seit Dezember 2008 ist Gabriele Heinisch-Hosek in Österreich Ministerin für Frauen und öffentlichen Dienst und damit eine der Nachfolgerinnen von Johanna Dohnal. Die Niederösterreicherin startete ihre politische Karriere als Gemeinderätin in Guntramsdorf und war bis 2002 als Lehrerin an einer Schwerhörigenschule in Wien. Wie die „Wiener Zeitung“ schreibt, gilt Heinisch-Hosek in politischen Kreisen als „engagiert und umgänglich“. Die Denkwerkstatt hat die Frauenminsterin (per E-Mail) zum Interview gebeten:

Frauenpolitik scheint in Österreich äußerst unpopulär zu sein – Was unterscheidet uns von anderen europäischen Ländern?

Frauen in ganz Europa kämpfen für Gleichberechtigung. Das ist oft schwierig und stößt auf Widerstände. Mehr Macht für Frauen bedeutet oft eben auch weniger Macht für Männer. Das gilt aber nicht nur für Österreich. Denn auch in den anderen europäischen Ländern ist Frauenpolitik immer noch mit Widerständen behaftet. In manchen – wie Österreich – mehr, in manchen – wie den Skandinavischen Ländern – weniger.

Wer im Netz zu frauenpolitischen / geschlechtsspezifischen Themen publiziert, hat mit vielen verärgerten Kommentaren und Beschimpfungen zu rechnen. Erhält die Frauensektion täglich solche E-Mails?

Natürlich gibt es einige feindliche E-Mails, die bei uns in der Frauensektion und auch in meine Mailbox eingehen. Aber es überwiegen doch die positiven Reaktionen. In der Frauensektion sind die häufigsten E-Mails aber sowieso grundsätzlich Anfragen, bei denen Frauen Informationen zu diversen Problemstellungen erhalten möchten. Darüber hinaus habe ich aber vor allem bei meinen eigenen Internetaktivitäten – Blog und Facebook – die Erfahrung gemacht, dass der Großteil der Postings sehr positiv oder wenn kritisch, dann fair, ausfallen.

Wie gehen Sie persönlich mit solchen Anfeindungen um?

Wenn es einmal wirklich unfaire bzw. bösartige Anfeindungen gegen meine Person gibt, versuche ich das nicht an mich heran zu lassen. Grundsätzlich empfinde ich aber kritische Anmerkungen zu meiner Arbeit, wenn diese fair formuliert sind, als Bereicherung.

Wie informieren Sie sich über die Neuigkeiten des Tages? Lesen Sie Nachrichten im Internet, oder greifen Sie lieber zur Zeitung?

Ich tue beides. In der Früh lese ich während des Morgenkaffees einmal einige Tageszeitungen. Und untertags informiere ich mich natürlich auch über Onlinemedien. Vor allem www.diestandard.at ist für mich immer eine gute Informationsquelle.

Lesen Sie auch Blogs?

Abonniert habe ich keinen. Aber wenn mich jemand auf einzelne Beiträge aus interessanten Blogs aufmerksam macht, lese ich diese nach und/oder verlinke sie auch mal mit meinem Blog oder Facebookprofil.

Sie haben ein Profil auf Facebook – Wird das von Ihren Mitarbeiter_innen betreut, oder loggen Sie sich auch persönlich ein?

Mein Facebookprofil ist eine Fanpage, diese wird von meinen MitarbeiterInnen betreut. Was aber jedeR meiner Fans dort auch nachlesen kann, sind meine persönlichen Blogbeiträge. Diese liegen originär auf der Onlineplattform Campa und sind über http://www.heinisch-hosek.at/ erreichbar. Bei meinem Facebookprofil schau ich aber auch immer mal wieder vorbei und lese und kommentiere die Beiträge der PosterInnen.

Immer wieder wird berichtet, dass Buben in der Schule benachteiligt würden. Wie beurteilen Sie als ehemalige Lehrerin die Situation?

Geschlechterspezifische Rollenbilder sind immer noch in unseren Köpfen verankert. Diese Vorurteile, wie Mädchen sind für Sprachen, Buben für Naturwissenschaften geeignet, führen unter anderem dazu, dass Mädchen und Burschen jeweils nur sehr einseitig gefördert werden. Was bei Burschen sicherlich fehlt, sind männliche „Role Models“, weil die LehrerInnenschaft sehr stark weiblich geprägt ist. Es braucht daher mehr männliche LehrerInnen und KinderpädagogInnen sowie einen geschlechtersensiblen Unterricht.

Beim Thema Gleichberechtigung werde ich oft mit dem Argument konfrontiert, dass es Gleichberechtigung nur geben kann, wenn die Wehrpflicht auch für Frauen gilt. Ihre Meinung dazu?

Frauen bekommen nach wie vor weniger bezahlt für die gleiche Arbeit. Frauen sind in Führungspositionen krass unterrepräsentiert und sie tragen die Hauptlast der Versorgungsarbeit. Solange wir in diesen zentralen Bereichen keine Gleichberechtigung erreicht haben, brauchen wir über dieses Thema nicht zu diskutieren.

Wie werden Sie den Internationalen Frauentag am 8. März feiern?

Ich werde alleinerziehende Mütter besuchen, die an der Armutsgrenze leben und es besonders schwer haben, alles unter einen Hut zu bringen. Ich werde mit Männern darüber reden, wie sie es mit „Halbe-Halbe“ im Haushalt und bei der Kinderbetreuung halten. Und ich werde Frauen an ihren Arbeitsplätzen besuchen und mit ihnen über meine Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit sprechen. Und am Abend werde ich dann noch bei der 10-Jahres-Feier von www.diestandard.at zu „Was bisher (nicht) geschah – 10 Jahre Feminismus und Frauenpolitik“ diskutieren.

Eine Fee steht vor Ihrer Tür und erfüllt Ihnen drei (frauenpolitische) Wünsche – welche wären das?

Ich würde mir wünschen, dass Frauen und Männer in Österreich wirklich gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit erhalten, dass die bezahlte und unbezahlte Arbeit zwischen Frauen und Männern gleichberechtigt verteilt ist und dass bei uns alle Frauen und Kinder ein gewaltfreies Leben haben können.

Vielen Dank für das Interview!

Links:
Bundeskanzleramt Frauen
Blog Gabriele Heinisch-Hosek
Gabriele Heinisch-Hosek auf Facebook

Macho-Land Österreich

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„Macho-Land Österreich“ titelt das Nachrichtenmagazin „Profil“ in der aktuellen Ausgabe. Eva Linsinger und Edith Meinhart berichten, warum Österreich und Gleichberechtigung nicht zusammen passen: „Macho-Paradies Österreich: Die Gehaltsschere ist größer als im Rest der EU, die Zahl der Frauen in Führungsfunktionen sinkt, statt zu steigen. Das Land fällt immer weiter zurück – und niemand redet darüber.“
Armin Wolf merkt dazu per Twitter an: „Worüber dürfen die Frauen (im Profil) schreiben: Society (Raftl) und Frauen (Hammerl). Innen- u. Außenpolitik, Wirtschaft, Kultur: alles Männersache …“

Wie die Kronen Zeitung gestern berichtete, möchte der Verein „Arbeitslosenmafia“ bei der Wiener Wahl im Herbst antreten und seine Spitzenkandidatin angeblich per Miss-Wahl finden. Die „Miss Gemeinderat“ soll am 30. April gekürt werden. Das Anforderungsprofil: „Mindestens 20 Jahre alt, gute Umgangsformen, hohes Allgemeinwissen und österreichische Staatsbürgerschaft“.

Diestandard.at feiert am 8. März den 10. Geburtstag. Mit Podiumsdiskussion, Empfang und DJ-Kollektiv. Die Feier wird nicht öffentlich sein, diestandard verlost aber 10×2 Freikarten. Zum Gewinnspiel.

Johanna Dohnal, 1939-2010

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Johanna Dohnal – dieser Name steht in Österreich wie kein anderer für Frauenpolitik und den Kampf um Gleichberechtigung. Die ehemalige SPÖ-Frauenministerin ist heute im Alter von nur 71 Jahren in ihrem Haus in Niederösterreich verstorben – das Land hat eine große Persönlichkeit verloren.

Johanna Dietz wuchs als Kind einer Alleinerzieherin im 14. Wiener Gemeindebezirk auf. Nach dem Hauptschulabschluss absolvierte sie eine Lehre zur Industriekauffrau, für eine weitere Schulausbildung fehlte das Geld. Mitte der 50er Jahre trat sie der SPÖ bei und heiratete Franz Dohnal, 1959 wurde sie zum ersten Mal Mutter. 1969 wurde Dohnal SPÖ Bezirksrätin, 1971 Vorsitzende der SPÖ-Frauen des Bezirks. Johanna Dohnals politische Sozialisation erfolgte zu einer Zeit, als es in Österreich ein Heiratsverbot für geschiedene Frauen gab, eine „Folgepflicht“ für Ehefrauen (in die Wohnung des Ehemanns) bestand, ein Paß oder Lehrvertrag nur vom Vater eines Kindes unterzeichnet werden durfte und Vergewaltigung in der Ehe als Tatbestand nicht existierte.

In ihrem Einsatz für Frauenrechte fand sie 1979 in Bruno Kreisky einen Verbündeten, der sie zur Staatssekretärin für Frauenfragen machte. Im selben Jahr trat das Gleichbehandlungsgesetz in Kraft: Die Unterscheidung zwischen Frauen- und Männerlöhnen in Kollektivverträgen wurde beseitigt. Dohnal machte sich auch für die Friedensbewegung stark, 1981 gründete sie einen Arbeitskreis „Frieden, Abrüstung, Dritte Welt“. In der Frauenpolitik kämpfte sie für eine rechtliche Gleichstellung und Gewaltschutz, 1989 fiel die Amtsvormundschaft, die unverheiratete Frauen benachteiligte, ein neues Gleichbehandlungsgesetz erfasste erstmals sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.

Unter Bundeskanzler Vranitzky wurde Johanna Dohnal 1990 schließlich die erste Frauenministerin Österreichs, das Amt übte sie bis 1995 aus. Auf Dohnals Initiative hin wurde die Väterkarenz möglich, sie betrieb aktives Lobbying für flächendeckende Kinderbetreuungseinrichtungen und Frauenquoten und stieß damit auf Widerstand in konservativen Kreisen und auch innerhalb der eigenen Partei. 1995 wurde die Frauenpolitikerin auf Vranitzkys Wunsch hin  durch Helga Konrad ersetzt, die nur zwei Jahre im Amt blieb und mit ihrer Kampagne „Ganze Männer machen halbe/halbe“ im konservativen Österreich auf ganzer Linie scheiterte.

Johanna Dohnal setzte sich bis zuletzt für ihre Version einer gerechten Gesellschaft mit einer wirtschaftlich unabhängigen und gleichberechtigten Frau ein und wurde zum Vorbild für zahlreiche Politikerinnen. Viele ihrer Forderungen konnten bis heute nicht verwirklicht werden: Die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern sind in Österreich nach wie vor eklatant, Quotenregelungen und Frauenpolitik unpopulär. Ihre Nachfolgerinnen haben einen diffusen Kampf zu führen: Rechtlich gleichgestellte Frauen sehen sich mit strukturellen Ungerechtigkeiten konfrontiert, deren Ursachen sich äußerst komplex darstellen. Ein Kampf gegen Windmühlen. „Nur eine Frauenorganisation, die lästig ist, hat eine Existenzberechtigung“, sagte einst Johanna Dohnal.

Zitate Johanna Dohnal:

„Der Boden, auf dem sexuelle Ausbeutung und Versklavung von Frauen gedeihen, ist die rechtliche und ökonomische Benachteiligung von Frauen.“ (1984)

„Machtverhältnisse sind weder geschichtslos noch geschlechtsneutral.“

„Die Vision des Feminismus ist nicht eine ‚weibliche Zukunft‘. Es ist eine menschliche Zukunft. Ohne Macht- und Gewaltverhältnisse, ohne Männerbündelei und Weiblichkeitswahn.“ (2004)

Links:

Website Johanna Dohnal
Interview Ö1
Interview Anschläge

Foto: Astrid Knie

CBS und die Super Bowl – Werbepause

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Das Recht auf Abtreibung erhitzt in den USA regelmäßig die Gemüter – die Haltung eines Präsidentschaftskandidaten / einer Präsidentschaftskandidatin zu diesem Thema ist im Wahlkampf meist ebenso zentral wie seine oder ihre steuerpolitische Vision. Im Vorfeld des gestrigen Super Bowls wurde schließlich bekannt, dass der TV-Sender CBS einen Spot von „Focus on the Family“, einer Gruppe konservativer ChristInnen ausstrahlen wird, nicht jedoch einen Werbefilm für eine Partneragentur für homosexuelle Männer. Ein Spot des Internetportals „Go Daddy“, das mit einem „betont schwulen“ Ex-Profisportler wirbt, ist ebenfalls der Zensur zum Opfer gefallen (siehe diestandard.at).

Macht euch selbst ein Bild – hier sind die umstrittenen Werbe-Spots:

„CatholicVote.com“ hat ebenfalls einen Anti-Abtreibungs-Spot produziert, der es nicht in die Super Bowl Pause geschafft hat. Die Botschaft „Life: Imagine the Potential“ ist gleich in mehrerer Hinsicht äußerst problematisch. Aber seht selbst:

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