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Quo Vadis? Hochschulpolitik und Gleichstellung

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Im Ulrike Helmer Verlag ist das Buch „Gleichstellung im Reformprozess der Hochschulen. Neue Karrierewege für Frauen?“ erschienen. Die Autorinnen und Autoren setzen sich darin mit der neuen Hochschulreform und den Herausforderungen für die Gleichstellung, die damit verbunden sind, auseinander.

Die zwei zentralen Fragestellungen der Beiträge lauten, welche Chancen und Herausforderungen sich für Frauen durch das sich neu herausbildende Hochschul- und Wissenschaftsmanagement ergeben und welche neuen Möglichkeiten der Karriereförderung von Wissenschafterinnen es darin gibt.

Die Beiträge setzen sich zwar mit der Situation an den Universitäten in Deutschland auseinander, aber was für Deutschland gilt, gewinnt zunehmends auch für Österreich Bedeutung.

Empfehlenswert! Lesenswert!

weiterlesen (auf Genderraum.at) 

Gleichstellung im Reformprozess der Hochschulen. Neue Karrierewege für Frauen? Blättel-Mink, Birgit/Franzke, Astrid/Wolde, Anja (Hg.) (2011), Sulzbach/Taunus, Ulrike Helmer Verlag.

Medienkritik: Woman

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Vergangene Woche habe ich mir die „Woman“ gekauft. Für alle nicht-österreichischen Leser_innen: Das ist eine Frauenzeitschrift, die mensch wohl am ehesten mit der „Brigitte“ vergleichen kann.

Aufgefallen ist mir die „Lila Ausgabe“ an der Supermarktkasse, da sie (abgesehen vom schönen Lila) mit dem Slogan „(Fast) alle Macht den Frauen!“ auf der Titelseite warb. Im Heft findet sich dann eine Story, für die bekannte österreichische Politikerinnen und Unternehmerinnen interviewt (und in Männerkleidung abgelichtet) worden sind, die sich für eine Frauenquote aussprechen. Ein solcher Artikel in einer Frauenzeitschrift (die sich ja für gewöhnlich nicht mit emanzipatorischen Inhalten hervortun) ist grundsätzlich äußerst positiv. Aber während der Lektüre der „Woman“ ist mir wieder einmal aufgefallen, was eigentlich das Problematische an diesen Zeitschriften ist.

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Vertrauen in die Partnerschaft heißt unsere finanzielle Absicherung

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Kurz habe ich mir heute am Bahnhof gedacht, da wird ja eine alte Ausgabe des Profils verkauft. Aber nein, das Datum ist aktuell, nur die Coverstory ist so was von gestern. „Jede zweite junge Österreicherin denkt an den Rückzug zu Kindern und Küche.“ – Ja, das gab es schon im Mai zu lesen: Ein „Ergebnis“ der Jugendmonitorstudie, einer telefonischen Umfrage (!) bei 800 Jugendlichen zwischen 14 und 24. Und noch heute erstaunt mich die Ein- und Weitsicht eines Herrn Minister Mitterlehner, trotz dieser „Ergebnisse“ den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze weiterzuführen. Danke.
Warum auch immer diese Coverstory – sie bietet auf jeden Fall keine neuen Erkenntnisse, nicht einmal neue Klischees. Es wird alles hineingepackt, die Bobo-Psychologin und die jungen gut gebildeten Macchiato-Mütter, die Babykarenz und der Karriereknick, die wirtschaftlich motivierte Flucht in die Mutterschaft innerhalb der Unterschicht, die fehlenden Kinderbetreuungsplätze, die Evolutionsbiologie, die linksradikale Genderpolizei und der Wertekatalog.

Für einen Satz ist es allerdings wert, diesen Artikel zu lesen: Frau Margit K., 42, (Ist die echt?), schaffte es in das Top-Management einer internationalen Logistikfirma (schaffte es – würde das jemals bei einem Mann geschrieben werden?), dann kam ein Kind und sie blieb zu Hause. Sie mache sich Sorgen um ihre finanzielle Zukunft, heißt es da in diesem Artikel. Aber, und jetzt kommt es, ich zitiere wörtlich: „Da braucht es Vertrauen in die Partnerschaft.“ Yes!

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Selbstverpflichtung statt Quote – allein unter Männern

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Heute im Ö1-Mittagsjournal gehört: Momentan liegt der Frauenanteil im Vorstand und den Aufsichtsräten der 160 börsennotierten Unternehmen in Deutschland bei 3 %. Bis 2020 (!) soll Frauenanteil in Führungspositionen um das zehnfache auf 30 % (!) steigen. Dass das Ziel so klein und so fern ist, liegt wohl auch daran, dass der Weg  dorthin „Selbstverpflichtung der Unternehmen“ heißt. Jeder Konzern wird sich eigene Quotenziele vorlegen und jedes Jahr selbst prüfen, ob die Ziele erreicht worden sind oder nicht. Na eh.

In Österreich liegt der Frauenanteil in den Geschäftsführungen und Aufsichtsräten der Unternehmen des ATX bei 3 % und 7 %. Die Gleichstellung von Frauen in Führungspositionen ist im Corporate Governance Kodex geregelt. Nein, dieser Kodex ist kein Gesetz, sondern beinhaltet Empfehlungen. So zum Beispiel die Empfehlung Nr. 42, die besagt, dass in der Besetzung von Aufsichtsräten auf Diversität in Hinblick auf Internationalität der Mitglieder, die Vertretung beider Geschlechter und die Altersstruktur, geachtet werden soll. Wird nicht darauf geachtet, muss diese Nichteinhaltung nicht einmal erklärt werden. Na eh.

In Norwegen wurde 2004 eine gesetzliche Quotenregelung eingeführt. Verwaltungsräte (Verwaltungsräte sind in Norwegen gleichbedeutend mit der Geschäftsführung, sind aber auch für die Überwachung und Kontrolle zuständig) staatlicher und privater Aktiengesellschaften und  staatlicher Gesellschaften mit beschränkter Haftung müssen zu mindestens 40 % aus Frauen und Männer bestehen. Das Gesetz trat 2006 in Kraft, für schon bestehende Unternehmen betrug die Übergangsfrist zwei Jahre, neue Unternehmen mussten die Bestimmung schon zu ihrer Gründung erfüllen. Sanktioniert wird eine Nichterfüllung der Quote mit einer monetären Verwaltungsstrafe. Wird die Quotenregelung nach Ablauf einer einmaligen Fristerstreckung (in der Regel 4 Monate) nicht nachgekommen, wird eine Zwangsliquidation eingeleitet. Die Erfüllungsquote der Unternehmen liegt bei 93 %, der Frauenanteil in den Führungspositionen bei 42 %. Eben.

ba

Schlimmer geht’s immer

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Eigentlich habe ich angenommen, dass mich die „Krone“ (vor allem in puncto Rassismus und Sexismus) nicht mehr überraschen kann. Gerti Senger hat es in der heutigen Sonntagsausgabe dennoch geschafft. Diesen Auszug aus „Triumph des erotischen Kapitals“ möchte ich allen Frauen, die sich fragen, warum sie keinen gut bezahlten Vorstandsposten innehaben, nicht vorenthalten:

„Fünfzehn Jahre schminkte sich Hanna B., 34, ‚grundsätzlich‘ nicht. Sie drehte ihr Haar zu einem Pferdeschwanz, bekannte sich zu ihrer fahlen Haarfarbe, trug nur bequemes, flaches Schuhwerk, dunkelblaue, weite Pullis und formlose Jeans. Auch auf ihr Gewicht achtete sie nicht. Hanna B. hatte Wichtigeres im Kopf. Immerhin brachte sie es zur zweifachen Akademikerin und zu überzeugten Empfehlungsschreiben ihrer Professoren. Zu einer interessanten, gut bezahlten Anstellung brachte sie es nicht.
Heute ist Hanna B. schlanker, dezent geschminkt, sie hat blonde Strähnchen, trägt schicke Hosenanzüge, Blusen, die ihre Busen ahnen lassen und Schuhe mit Absätzen, die ihre Beine zur Geltung bringen. Auch ihr beruflicher Status hat sich geändert. Hanna B. arbeitet in leitender Stellung in einem Konzern und verdient fast doppelt so viel wie früher.“

Wochenschau

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Für morgen Dienstag wurde in Österreich der Equal Pay Day festgesetzt – ab morgen arbeiten Frauen also statistisch gesehen für den Rest des Jahres 2011 gratis. Die Redaktion von diestandard hat recherchiert, wie Einkommensdifferenzen eigentlich berechnet werden.

Bist du Mädchenmannschaft-Leser_in? Dann solltest du noch bis 17. Oktober an der Online-Umfrage einer Nachwuchswissenschafterin teilzunehmen. Auch dem Mädchenblog – Team könnt ihr im Rahmen der Umfrage euer Feedback zukommen lassen!

Im Oktober wird voraussichtlich auch in Wien ein Slutwalk stattfinden. Auf dem Slutwalk Vienna Blog könnt ihr auf dem Laufenden bleiben, auch in den verschiedenen Arbeitsgruppen könnt ihr euch noch einbringen, wer zur Maillingliste hinzugefügt werden möchte, schreibt an: slutwalkvienna[at]riseup.net

In Österreich gibt es derzeit weniger als 20 Prozent Professorinnen. Christine Färber, Professorin für empirische Sozialforschung, hat Berufungsverfahren und informelle Männernetzwerke untersucht und plädiert für Quoten: „Exzellenz ist selten weiblich“ (Interview auf orf.at). Morgen wird Christine Färber beim Symposium „Hat wissenschaftliche Leistung ein Geschlecht?“ an der Uni Wien sprechen.

Morgen Dienstag wird Alice Schwarzer in der Wiener Hauptbücherei aus ihrer aktuellen Publikation „Lebenslauf“ lesen. Start: 19 Uhr.

Die Oktober-Ausgabe der Anschläge wartet auf euch! Themen sind unter anderem Leihmutterschaft aus feministischer Perspektive und die arbeitsrechtliche Organisierung von Hausarbeiter_innen.
Im September ist außerdem die neue fiber erschienen – diesmal mit einem Artikel von mir zum 100. Internationalen Frauentag.

Das Gunda Werner Institut startet am 4. Oktober eine Online-Debatte zum Thema Geschlechterpolitik („Bündnisse – Ein Weg zu erfolgreicher Geschlechterpolitik? Was ist der Streit Wert?“). Mehr Infos dazu gibt es auf dem Missy-Blog.

Ans Herz gelegt: Die Blog-Empfehlung des Monats. Fuckermothers.

Nein, Evelyn Fox Keller ist nicht tot

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Die Wochenendausgabe der Wiener Zeitung widmet der Gender-Wissenschaftlerin und Physikerin Evelyn Fox Keller eine ganze Seite. Dass ich daraus schließe, dass sie entweder gestorben sein, den Nobelpreis oder die österreichische Staatsbürgerinnenschaft bekommen haben muss, sagt natürlich nichts über die gewohnte mediale Nicht-Präsenz dieses Themas und der sich mit ihm beschäftigenden Personen aus.

Gut die Hälfte des Artikels bemüht sich um die Darstellung ihres Lebens. Dass sie dabei von außergewöhnlich vielen Männern umgeben war, die auf ihre mathematischen Talente aufmerksam wurden, ihre Spezialbegabung erkannten und sie förderten, kann wahr sein, was dann um so deutlicher werden lässt, wie wenig die naturwissenschaftliche Forschung von Frauen besetzt war/ist. Irritierender finde ich Aussagen wie jene, dass sie Weltklassewissenschafter (wohl kein generisches Maskulinum) auch persönlich kennen lernte, sobald aus ihr eine interessante Gesprächspartnerin geworden war. Und – noch viel irritierender – jene Anmerkung, dass Fox Keller auf keinen Fall so werden wollte wie Barbara McClintock, eine Botanikerin und Genetikerin, die 1983 den Nobelpreis bekam, nämlich unverheiratet seiend = privates Schicksal und lange Spaziergänge machend = einsam. „EFK unternahm dann einen sehr entschiedenen Versuch, dem privaten Schicksal von Barbara McClintock zu entgehen: sie traf den Mathematiker Joseph Bishop Keller, sie heirateten und hatten in den nächsten Jahren zwei Kinder.“ Wie so oft im Leben, das kein Märchen ist, sind weder Prinz, Pferd noch die Haare der Prinzessin echt, „die Ehe wurde geschieden und EFK war unter die im akademischen Umfeld häufigen alleinerziehenden Mütter geraten.“

Nach diesem traurigen Teil ihrer persönlichen Biographie, wendet sich der Verfasser des Artikels ihrer Forschung zu. In ihrer Forschung, so erfahren wir, „geht es EFK um mehr als das Zusammentragen weiterer Bausteine zur Dokumentation der Benachteiligung von Frauen auch in der Wissenschaft – zur Erweiterung der Basis weiterer Übungen zur abermaligen Beweinung der Gräuel der männlichen Dominanz“. Kein Wunder dass sie so „die höchste Form der Anerkennung gefunden [hat], die ein für das breitere Publikum schreibender Autor [sic!] finden kann: Zwei der weltersten Autoritäten [!] auf diesem Gebiet haben dem […] Buch Besprechungen gewidmet.“ Muss dazu gesagt werden, dass diese beiden weltersten Autoritäten [!] Männer sind? Fox Kellers Forschung nimmt nach dem biographischen Abriss nur vermeintlich den restlichen Teil des Artikels ein. Tatsächlich widmet sich ein Großteil davon der Veranschaulichung ihres Forschungsbereiches durch Bespiele einer dieser beiden  weltersten männlichen Autoritäten. Dass ich diesen Beispielen nicht folgen kann, liegt sicher daran, dass ich eine Frau bin.

Fazit des Artikels: Nicht überall wo feministische Wissenschaft drauf steht, ist feministische Wissenschaft drin.

ba

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