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„Wann ist ein Mann ein Mann?!“

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Wie steht es eigentlich um Männlichkeitsentwürfe in der deutschsprachigen Popmusik?
Heute an einem deutschen und einem österreichischen Beispiel, eines aus den 80er Jahren und eines aus 2009, verhandelt.

1984: Herbert Grönemeyer singt über „Männer“ und fragt „Wann ist ein Mann ein Mann“?
Die Frage, eine Zeitlose – die Antworten, abhängig von der Selbstreflexion des jeweiligen Fragestellenden und dem Bewusstsein über die Konstruiertheit von Männlichkeitsrollen/Bilder/Vorstellungen?

Bevor Grönemeyer im Refrain nach dem Spezifischen von Mannsein fragt, pflastern zweifelhafte Zuschreibungen die Strophe.
Hier zum auf der Zunge zergehen lassen: „Männer nehmen in den Arm, Männer geben Geborgenheit. Männer weinen heimlich, Männer brauchen viel Zärtlichkeit. Und Männer sind so verletzlich, Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich. Männer kaufen Frauen, Männer stehen ständig unter Strom. Männer baggern wie Blöde, Männer lügen am Telefon. Und Männer sind allzeit bereit, Männer bestechen durch ihr Geld und ihre Lässigkeit. Männer haben’s schwer, nehmen’s leicht, außen hart und innen ganz weich. Wird als Kind schon auf Mann geeicht.“

25 Jahre später, nämlich im September 2009, taucht auf dem Album „Memoiren eines Riesens“ von Skero, eine Nummer auf, die zwar nicht Herbert Grönemeyer sampelt, jedoch auch den Titel „Männer“ trägt und ganz Hip Hop- untypisch thematisiert was oder wie denn „a echter Mann“ sei.

„I häng schon long gnua an dem Beidl dran, dass I sogn kann, Frauen hom uns gmocht, aber sog mir was a Mann kann?“ (..) „A Mann bist im Hirn, es ist der größte Muskel, spann ihm an, den musst trainieren, an Schwonz zum Genieren.“
(..) Du musst wos riskieren, in der Sondkistn fangts au.“

Interessante gemeinsame Erkenntnis nebst beidseitiger Klischee-(Re)produktion:
in der Sandkiste beginnt sie also, die „männliche Eichung“.

Lässt sich die Zeit irgendwie zurückdrehen?!
Wie mann „ die gesellschaftlichen Konditionierungen und heteronormativen Geschlechterrollen in sich ausradiert und zur entregelten Wahrnehmung eines Kindes zurückfindet“ (vgl. Spex # 326, S. 25.), wird das nächste Mal anhand eines anderen Künstlers und neuen Männlichkeitsentwürfen „herausgekratzt“!

Wochenschau

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In „Zum Mann gehätschelt. Zum Mann gedrillt“ hat die Soziologin Pinar Selek die Konstruktion von Männlichkeiten am Beispiel des Wehrdienstes in der Türkei untersucht. „Es ist jetzt wirklich nötig, diese Thematik anzusprechen. Weltweit gibt es überall Kriege, das muss ein Ende haben. Ich möchte verstehen, wie öffentliche Gewalt entsteht und warum Männer als Träger der Gewalt fungieren“, zitiert diestandard die Autorin. Bericht auf diestandard.at

Unglaubliche, bahnbrechende Erkenntnisse von der School of Economics in London: Scheidungsraten sind auffallend niedriger, wenn sich der Mann an den täglichen Pflichten wie Putzen, Einkaufen und Kinderbetreuung beteiligt. Gesehen unter anderem auf science.orf.at.

Und: „Auch Väter erkranken an Babyblues“ lautete eine Schlagzeile in der vergangenen Woche. Die Eastern Virginia Medical School hat sich dem unerforschten Gebiet angenommen.

Erneute Horror-Meldungen aus asiatischen Fabriken: Ein chinesischer Reporter hat in Wallraff-Manier im chinesischen Konzern Foxconn – wo iPhone und Co hergestellt werden – undercover recherchiert. Ein Bericht über die unglaublichen Bedingungen für die Arbeiter_innen, der zum Nachdenken über das eigene Konsumverhalten anregt: Link

Zum Abschluss etwas Erfreuliches: Ein genialer Spot, in dem die Bronte-Schwestern als Action-Figuren gegen Diskriminierung kämpfen. Solches Spielzeug sollte Mattel doch mal wirklich herstellen. (Gefunden auf der Mädchenmannschaft)

Der Mann, ein hormongesteuertes Tier

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So in etwa lässt sich die Essenz der Profil Cover-Story „Testosteron: Was macht den Mann zum Mann?“ zusammenfassen. Und weil der im Iran geborene Rapper Nazar gleich zuschlägt und dicke Muskeln hat, im Gefängnis war und die „Bewegung im Blut hat“, laufen ihm die Frauen in Scharen hinterher, sagt Profil. Die viele unglaublichen Passagen möchte ich gar nicht alle einzeln kommentieren, aber wer hier die Postings zu „Alles über die Männer“ und „Alles über die Frauen“ und sonstige Einträge, die sich mit Hormonen und der „Wissenschaft“ vom Geschlecht gelesen hat, findet im Profil-Artikel den Beleg, dass sich solche Diskurse über Jahrhunderte und Jahrzehnte fortschreiben und lediglich ihr Gesicht verändern.

Nur eines sei erwähnt: „Diesen kleinen Unterschied wollen Männerforscher wieder stärker betonen, weil er in einer feministisch verblendeten Gesellschaft immer mehr in den Hintergrund getreten ist. Sie wenden sich gegen Gleichmacherei der Geschlechter und plädieren dafür, dass Buben wieder Buben und Männer wieder Männer sein dürfen.“ Ein wenig Recherche-Arbeit dürfte man/frau sich in einem seriösen Nachrichtenmagazin doch erwarten. Wer wurde hier befragt? Barbara Rosenkranz?

Einen Eintrag dazu gibt es ebenso auf dem Mädchenblog.

Alles über die Männer, Teil 1

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„Es stimmt, daß Zeiten und Sitten sich wandeln; doch die Natur des Menschen ist nicht so wandelbar.“ Nachdem ich Joseph Pecks beeindruckendes Wissen über „die Frauen“ präsentiert habe, soll euch auch die Essenz aus dem Klassiker „Alles über die Männer“ nicht vorenthalten bleiben. Man tausche Passiv gegen Aktiv, und los geht es:

Im Gegensatz zu den Qualen der Geburt in „Alles über die Frauen“ beginnt „Alles über die Männer“ mit der Freude über das wunderbare Geschöpf Junge.
„Jeder Junge braucht einen Vater, von dem er mit Stolz sagen kann: ‚Das ist mein Alter.‘ Er braucht einen Vater, dessen Augen unmerkbar aufleuchten, wenn er nach einem harten Tag von Amt, Büro oder Fabrik heimkehrt und ein winziges Bündel voll Energie ihm entgegenstürzt mit dem Ruf: ‚Hallo Papps!‘.

Der frühe Moment der Erkenntnis: „Irgendwann, im Alter zwischen zwei und drei Jahren, beginnt das Kind nämlich zu begreifen, daß es männlichen Geschlechts ist, und fängt an, Männer als höhere Wesen zu betrachten.“

„Frauen verachten Kinder, die nicht von ihnen abhängig sind; Männer lieben Jungen, weil die freundlichen Erinnerungen an die eigene Jugend unversehens heraufbeschworen werden, sobald ein kleiner Kerl in der Nähe ist.“

„Wenn heute meine Jungen ihre Familie zu unserer kleinen Farm im Waldland herausbringen, pflegen wir Männer, ausgerüstet mit Beil und Säge, die Weiber und Kinder zu verlassen.

Was passiert, wenn der Junge beginnt, mit Mädchen auszugehen? „Nach Mitternacht lehne ich es ab, mir noch Sorgen zu machen – Die kann sich jetzt die Mutter des Mädchens machen.“

„Während Mädchen von Jahr zu Jahr bezaubernder und graziöser werden, wird ein Junge immer tölpelhafter – und er merkt immer mehr, daß er Tölpel ist.“

„… aber gib ihm eine ordentliche Tracht Prügel, wenn er dir nicht offen gehorcht. (…) Ein Junge, der ohne warme Bindung an den Vater aufwachsen muß, ist um sein Geburtsrecht betrogen worden.“

„Natürlich wird ein Junge später im Kreis der Freunde damit prahlen und angeben, wieviele Mädchen er verführt hat – genauso wie Mädchen sich der Liebhaber rühmen, von denen sie sich nicht verführen ließen.“

„Nur wenige Frauen wünschen sich einen Sklaventreiber wie jenen Simon Legree aus Onkel Toms Hütte, aber im Zweifelsfall würden sie ihn irgendeinem milchgesichtigen Waschlappen vorziehen.“

„Er versucht jetzt, jedes Mädchen zu bedrängen, dem er begegnet, immer in der halben Hoffnung, bei seinen amourösen Unternehmungen zurückgewiesen zu werden. Doch nur zu oft wird er nicht zurückgewiesen, und das führt zu erneuter Unzufriedenheit – mit sich und mit den Mädchen, die das Spiel so bereitwillig mitmachten. Seine Ideale sind erschüttert worden, sein Idol liegt im Staub. Doch die Gestalt der Mutter und die Gestalt jener Mädchen, die ihn zurückweisen, leuchten um so heller in dem Schrein seines Herzens.“

Das Match

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Wer jemals  „Die männliche Herrschaft“ von Pierre Bourdieu gelesen hat, dem muss die ORF-Dokusoap „Das Match“ (ORF 1, Dienstags 21.o5 Uhr) wie eine lehrbuchhafte Verfilmung einiger Kapitel des wissenschaftlichen Klassikers erscheinen. Für alle, die das österreichische Sendungsformat nicht kennen: Hans Krankl und Herbert Prohaska trainieren jeweils eine (Fußball-)Mannschaft aus heimischen (mehr oder minder) Prominenten, die schlussendlich gegeneinander und gegen eine deutsche Mannschaft antreten (in der ersten Auflage vor zwei Jahren hat Hans Krankl das noch alleine gemacht).

Da treffen nun also Schlagersänger, Kabarettisten, ORF-Journalisten und Schifahrer aufeinander und werden von den österreichischen Legenden Krankl und Prohaska nach ihren Vorstellungen geformt. Wöchentlich können so die faszinierenden Prinzipien männlicher Vergemeinschaftung auf ORF 1 beobachtet werden. Das beginnt schon bei der Zimmereinteilung – die Hotelzimmer müssen nämlich zu zweit bezogen werden, noch dazu stehen da Doppelbetten. Angesichts dessen packt Promi-Winzer Leo Hillinger sogleich die Bettwäsche seines Zimmergenossens und verfrachtet sie auf die Couch. Mit einem Mann in einem Bett schlafen, das sei ausgeschlossen –  schließlich könne der ja „in der Nacht rübergreifen“. In anderen Zimmern belässt man es bei einigen Scherzen, die die eigene Heterosexulität spielerisch unter Beweis stellen sollen.

Auf dem Fußballplatz geht es dann an die Arbeit, an die „ernsten Spiele“, die „sich (…) am besten dazu eignen, die sichtbaren Merkmale der Männlichkeit hervorzubringen und die so genannten männlichen Eigenschaften unter Beweis und auch auf die Probe zu stellen.“ Hans Krankl bevorzugt  den militärischen Stil und lässt seine Schützlinge ohne Pause rennen und schwitzen – Widerworte strengstens verboten. Das gegnerische Team muss dabei ab sofort zum Feind erklärt werden, auch das getrennte Brüderpaar soll keine Sentimentalitäten mehr zeigen, wenn es um den Wettbewerb geht. Bei Prohaska steht die Technik im Vordergrund, Ballkünstler will er aus den Promis machen. Nach wenigen Minuten drückt dem angehenden Tormann Hillinger allerdings schon der Schuh. „Könnte das einzige Mädchen bitte wieder zurück zur Gruppe kommen?“, ruft Prohaska lautstark über den Platz. Hillinger beklagt seine Schmerzen und verliert sogleich seinen Status – ab sofort wird er von Trainer und Kollegen „Leonie“ gerufen. Seine Männlichkeit, die „vor und für die anderen Männer und gegen die Weiblichkeit konstruiert ist“, wird auch angezweifelt, als ihn ein Ball später mit voller Wucht zwischen die Beine trifft. „Da is ja nix, da kann dir nix wehtun!“

Bei der abendlichen „Challenge“ treten die beiden Mannschaften dann bei einem Geschicklichkeitstest gegeneinander an – die fehlende Ernsthaftigkeit des Teams Prohaska (da wird gesungen und getanzt) bringt Krankl auf die Palme. Nach kurzem Überlegen setzt er den stärksten Mann Österreichs auf das „Mädchen“ Leonie Hillinger an – die beiden wälzen sich vor versammelter Mannschaft am Boden, bis sich Hillinger nach heftigem Einsatz schließlich geschlagen gibt. („Wie die Ehre – oder ihre Kehrseite, die Scham, die bekanntlich im Unterschied zur Schuld vor den anderen empfunden wird – muß die Männlichkeit in ihrem wahren Wesen aktueller oder potentieller Gewalt von den anderen Männern bestätigt und durch die anerkannte Zugehörigkeit zur Gruppe der ‚wahren Männer‘ beglaubigt werden“).

Dann kann endlich der eigentliche Wettbewerb beginnen, Team Prohaska gewinnt knapp, Team Krankl wird nachträglich disqualifiziert. Das will Krankl nicht akzeptieren, mitsamt seiner Mannschaft verlässt er unter dem Johlen der Gegner den Platz. Er „bleibt hart und verwehrt den Siegern jegliche Ehrerbietung“, so der Fernsehsprecher. Seine Schützlinge sehen das schließlich anders, „verweigern den Gehorsam“ und empfangen die Sieger applaudierend in der Hotellobby. Nach einigem männlichen Schulterklopfen herrscht wieder Harmonie – der „faire Kampf unter Männern“ wird in der nächsten Woche fortgesetzt.

Für zwischendurch

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Angry Mouse berichtet auf „Dailykos“ über die Bestrebungen einiger Wissenschafter in den USA, neue „Male Studies“ zu gründen. Die Motivation von Lionel Tiger und Co: „The already existing men’s studies programs do not critique the irritating, self-righteous almighty feminists.“

Auf „Spiegel Online“ wird ein neues Männermagazin vorgestellt, das aus Brasilien importiert wurde. Redakteur Christoph Wickel kommt nach dem ersten Durchblättern zum Schluss, „dass sich ‚Trip‘ im doch recht vollgestellten Herrenmagazin-Markt womöglich ein Alleinstellungsmerkmal als Fachblatt für Post-Krisen-Maskulinität erarbeiten will.“ „Gang Bang“ statt teurer Escort-Girls – darüber wird in der ersten deutsprachigen Ausgabe berichtet.

Über die Seminare von „Herzenskrieger“ Björn Leimbach habe ich schon einmal berichtet. Nun kann man sich auf „MANNSEIN“ im Interview mit dem Autor anhören, warum Männer zu sehr vom „Weiblichen“ beeinflusst werden und wie Mann sich gegen Frauen durchsetzen kann. Gute Unterhaltung!

Und wieder mal ein Highlight auf ORF Science: Ein neu entwickelter Hormonspray soll Männer sensibel machen. Ein Stoß Oxytocin – schon denken sie „weiblicher“.

Hörtipp

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Leider habe ich im Moment ganz wenig Zeit fürs Bloggen, aber immerhin mit einem Hinweis kann ich euch versorgen: Das ö1 Radiokolleg sendet die Reihe „Das vernachlässigte Geschlecht – Männer im Umgang mit ihren Gefühlen“. Teil 1 wird heute um 22.15 Uhr wiederholt, morgen Dienstag und am Mittwoch sind Teil 2 und Teil 3 jeweils um 9.05 Uhr und am Abend zu hören. Schon die Ankündigung lässt Spannendes im positiven und negativen Sinn erwarten: ”Wie geht ‚Mann sein‘ heute angesichts von Männlichkeitskritik, Entwertung, Vaterlosigkeit, Krankheit, Trennungserfahrungen, Rollenverschiebungen, Leistungsdruck und Beziehungsalltag? Welche Chancen haben die traditionellen und die ’neuen‘ Männer?“

Link – Ö1 ist auch online hörbar!

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