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Webschau

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Am Sonntag vor einem Jahr verstarb Johanna Dohnal. Susanne Feigl, ihre Biografin, hat im Standard die letzten O-Töne der großen Politikerin unter dem Titel „Was sie empörte – bis zuletzt“ veröffentlicht.

Auch in Österreich tut sich endlich etwas in Sachen Quote: Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner diskutierte am Montag mit Frauenministerin Heinisch-Hosek über eine mögliche Quote für Aufsichtsrät_innen in staatsnahen Betrieben, berichtete diestandard.at. Laut einer Umfrage des Sora-Instituts ist die Zustimmung zur Frauenquote übrigens unter jungen Frauen am höchsten – 70 Prozent der Männer lehnen sie ab.

Auch Trendforscher Matthias Horx meldet sich im Standard zur Quotendebatte zu Wort und kritisiert die hierzulande weit verbreitete „männerbasierte Präsenzkultur“ im Arbeitsleben. Die Karrierewelt kann sich nur ändern, wenn eine kritische Masse von Frauen in den Chefetagen eine generell andere Zeitkultur durchsetzt – in Kooperation mit starken Männern, die auch kein Interesse mehr daran haben, mit ihrer Familie nur noch auf diplomatischem Wege zu verkehren, so Horx.

Zum 100. Jubliäum des Internationalen Frauentag hat die Mädchenmannschaft bereits allerlei Veranstaltungstermine gesammelt. Weitere Hinweise sind erwünscht.

Für alle Leute, die aus den österreichischen Bundesländern zur 20000frauen Demo am 19. März anreisen möchten, gibt es gute Nachrichten: Mit einer Vorteilscard der ÖBB gibt es ein Zugticket nach Wien und retour um 60 Prozent billiger, ohne Vorteilscard erhält frau 25 Prozent Rabatt.

Ab heute Montag am Kiosk: Die neue Ausgabe der Missy! Zur Feier der zehnten Ausgabe gibt es eine CD mit 11 brandneuen Tracks aus dem „queer-pop-feministischen Umfeld“ mit dazu.

Neues aus der Blogosphäre: „Die chaotische Welt der Geschlechter“ – unter diesem Titel bloggt Khaos.Kind seit wenigen Monaten „aus dem Alltag einer angehenden Berufsfeministin“.

Positive Diskriminierung in Utopia

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„Die Männer und Die Frauen gibt es überhaupt nicht, und sie sollten auch nicht als platonische Idee zu moralischen Zwecken konstruiert werden, weil erst dadurch konkrete Individuen diskriminiert würden“, schreibt Georg Schildhammer auf standard.at. Unter dem Titel „Platon meets Gender-Mainstreaming“ widmet der Autor eine Reihe logischer, nein –  zynischer – Argumentationsketten einer Schmähung der „positiven Diskriminierung“. Denn wirklich ernst meinen kann der Autor seinen Text dann doch nicht.

Schon sein Eingangsbeispiel eines Chirurgen und einer Chirurgin, die sich beide um den selben Job bewerben, scheint sich eher im luftleeren Raum als in der Realität abzuspielen: „Peter ist 50, Single und Gehirnchirurg. Er hat hunderte von Operationen erfolgreich durchgeführt, international geforscht, publiziert und gelehrt und mehrere Auszeichnungen für seine Arbeit erhalten. Sabine ist ebenfalls 50, Single und Gehirnchirurgin. Sie hat genau so viele Operationen erfolgreich durchgeführt wie Peter, im selben Umfang international geforscht, publiziert und gelehrt und dieselbe Anzahl und Art von Auszeichnungen erhalten wie ihr männlicher Kollege.“

Zumindest hierzulande ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, dass Sabine 50, erfolgreich und Single ist, während Peter drei Kinder hat, die von seiner Ehefrau betreut werden. Oder aber Sabine hat weit weniger Auszeichnungen, da sie während ihrer Karenzzeit nicht in Harvard studieren konnte und vermutlich hat sie auch weniger Publikationen vorzuweisen, weil sie an ihrer männlich dominierten Universität nicht (so wie Peter) vom Institutsvorstand in „wichtige Kreise“ eingeführt wurde.

„Peter und Sabine bewerben sich um den Posten eines Primarius/ einer Primaria an einem Wiener Spital. Sabine bekommt den Job. – Warum? Weil sie eine Frau ist“, fährt der Autor fort. Und das sei ungerecht und moralisch nicht vertretbar, so Schildhammer. Peter nehme als Bewerber nämlich nur eine passive Rolle ein, er selbst entscheide nicht über die Vergabe des Postens und diskriminiere somit Sabine auch nicht.

Nun, dem kann mensch nicht wirklich widersprechen – dennoch scheitert die gesamte Argumentationslogik des Autors an den praktischen Gegebenheiten. Die Arbeitswelt besteht nämlich nicht aus unabhängigen Individuen, die freie Entscheidungen treffen und in einem gesellschaftlichen Vakuum agieren. Vielmehr besteht sie aus einem partriarchalisch geprägten System mit entsprechenden Führungskulturen und einer Tradition der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung. Dies völlig auszublenden, wenn es um Dinge wie „positive Diskriminierung“ oder Quoten geht, ist schlicht irrsinnig. Zumindest, wenn entgegen eines falsch verstandenen Liberalismus Begriffe wie „Gerechtigkeit“ eine Bezugsgröße darstellen sollen.

„Um weder Peter, noch Sabine ad personam zu benachteiligen, beiden die gleiche Chance auf den angestrebten Posten zu ermöglichen und mittel- bis langfristig den erwünschten Männer-Frauen-Gleichstand hervorzurufen, kann es nur einen Weg geben: Unter allen gleich qualifizierten Bewerbern entscheidet das Los“, schließt der Autor. Vielleicht ist das auch gar keine so schlechte Idee. In Utopia.

Bridalplasty

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Wer meint, dass Formate wie „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ oder „Germany’s Next Top Model“ schon zu den furchterregendsten Reality-Shows zählen, hat vermutlich noch nie von „Bridalplasty“ gehört. Im vergangenen November startete diese Horror-Show auf „E! Entertainment Television“ – zwölf verlobte Frauen kämpften dort um ihre Traumhochzeit und das dazugehörige Aussehen. Jede Teilnehmerin durfte ihre „wish list“ an Schönheitsoperationen vorlegen, die Gewinnerin der wöchentlichen Wettbewerbe legte sich dann für eine der Wunsch-Operationen unters Messer.

Auf die Gewinnerin der gesamten Staffel wartete schließlich ein operative Runderneuerung und eine „Traumhochzeit“ – erst dort wurde der Schleier gelüftet und das neue Ich der Braut präsentiert. Hier ein Bericht (auf Fox News, entschuldigt) über die unglaubliche TV-Show:

#Fail

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(Öffentliche) sexistische und/oder homophobe Äußerungen sind leider alles andere als selten – in dieser Woche haben gleich drei österreichische Prominente zugeschlagen:

„Ich bin empört, dass sich der öffentlich-rechtliche ORF, der ja von unser aller Gebühren finanziert wird, aus reiner Quotengeilheit dafür hergibt, schwules Tanzen zu propagieren. Es gibt so was wie gute Traditionen in unserer Kultur – dazu gehört, dass Männer mit Frauen tanzen“, ließ Niki Lauda in einem Interview mit der Tageszeitung „Österreich“ verlauten. Er fürchte sich davor, dass seine Kinder „zusehen müssen“, wenn Alfons Haider bei der ORF-Show „Dancing Stars“ mit einem Mann tanzen wird.

Nach diesen homophoben Äußerungen des Unternehmers wurde sogleich die „Fly Niki“ Facebook-Gruppe gestürmt, fast 2000 Fans zählt die neu gegründete Gruppe „Schwules Tanzen“ bereits. „Sollten aber auch Lesben und Schwulen weiterhin ORF-Gebühren bezahlen sollen, so dürfen Sie auch vorkommen. Wenn ich die Prozentzahl sogar mal ganz weit unten ansetze, müssten also von 100 tanzenden Paaren mindestens 5 gleichgeschlechtlich sein“, antwortete  Marco Schreuder Lauda auf seinem Blog.

Erschreckend ignorant und zynisch zugleich erscheint folgende Aussage Laudas: „Bald kommt die Zeit, da werden wir uns noch alle öffentlich dafür entschuldigen, dass wir heterosexuell sind.“ Ganz selbstverständlich wird hier Heterosexualität als Norm konstruiert und diese Vormachtstellung verteidigt – Homosexualität ist schließlich „das Andere“,  die Abweichung von dieser Norm, wird uns hier nahe gelegt. Und wenn jemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung diskriminiert wird oder das Gefühl hat, sich dafür entschuldigen zu müssen, dann sind das höchstwahrscheinlich nicht heterosexuelle Männer.

Fiona Swarovski macht es den KabarettistInnen des Landes zu einfach. In einem Interview mit „Österreich“ verteidigte sie ihren Ehemann Karl-Heinz Grasser und verglich ihn mit Marilyn Monroe – „zuerst gelobt, dann zerstört“. Aber es kommt noch dicker: „Dieser ganzer Gossip, gegen den sich Menschen wie mein Mann mit Anwälten verteidigen müssen, ist doch verrückt. Das ist wie im Fall Silvio Berlusconi – ob der jetzt mit drei oder fünf Mädchen Sex gehabt hat oder nicht, das ist doch egal, solange die Politik im Lande in Ordnung ist“, sagte die Kristall-Erbin. Abgesehen davon, dass diese Aussage nicht unbedingt – wie vielleicht beabsichtigt – ein gutes Licht auf den Ex-Finanzminister wirft, wird da ganz nebebei die Tatsache verharmlost, dass Berlusconi angeblich mehrmals Sex mit minderjährigen Prostituierten hatte. Nein danke, Fiona.

In einem Chat mit seinen Leser_innen offenbarte Presse-Chefredakteur Michael Fleischhacker seine Vorstellung von Politik bzw. Protestkultur: „‚Schnarchnasenrevoluzzer‘ meint ganz konkret die Beobachtung, dass sich junge Leute, die ein berechtigtes Anliegen haben – nämlich eine Verbesserung der elenden Studienbedingungen – von irgendwelchen übriggebliebenen 68er-Idioten dafür einspannen lassen, gendergerechte Demonstrationszüge unter besonderer Berücksichtigung der Interessen Transsexueller aufzustellen. ist doch peinlich, oder?“
Abgesehen davon, dass sich die aktuellen Uni-Proteste gerade dadurch von den 68er-Revolten unterscheiden, dass nicht nur einige wenige charismatische (weiße) Männer zu Wort kommen, ist für Herrn Fleischhacker offensichtig alles „peinlich“, was von der traditionellen „Ordnung“ abweicht: Politik von Männern für Männer.

In den Medien

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Auch diestandard.at hat sich bereits dem Jubliäum 100 Jahre Frauentag angenommen und zwei spannende Interviews veröffentlicht. Redakteurin Beate Hausbichler hat mit Petra Unger von der Plattform „20.000 Frauen“ über die Vorbereitungen zur Demonstration am 19. März gesprochen, Heidi Niederkofler (Historikerin) hat sie zu den historischen Hintergründen des Internationalen Frauentags befragt.

Am gestrigen Kulturmontag im ORF wurden zwei feminstische Themen aufgegriffen: Fembots / Cyborgs in der Popmusik, sowie die Auszeichnung der Performance-Künstlerin Katrina Daschner. Nachzusehen (bis kommenden Montag)  in der TVthek.

Eine neue Online-Plattform informiert zur Eingetragenen Partnerschaft in Österreich: „Wie wird eine EP geschlossen? Wer ist in der Behörde dafür zuständig und wo kann man feierlich heiraten? Welche Rechtsfolgen sind mit einer EP verbunden?“ – Antworten auf diese Fragen findet ihr hier.  (via Marco Schreuder)

Werde Macho!“ fordert die Schweizer „Männerzeitung“ ihre Leser auf. Denn: „Männer schuften für Sex, sie krampfen für die Liebe, leiden, damit es andere besser haben“, ist da zu lesen. Welche Idee hinter dieser Publikation steckt, könnt ihr im Tagesanzeiger-Interview mit Chefredakteur Ivo Knill nachlesen. (via Väterblog)

Jetzt in den deutschsprachigen Kinos: „We Want Sex“:

Webschau

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Heiteres aus der Welt der Wissenschaft: Wenn Männer Frauentränen riechen, nimmt ihre sexuelle Erregung ab. Sagen Forscher_innen vom israelischen Weizmann Institut. Link ORF Science.

In Österreich wird aktuell ein Gesetzesentwurf diskutiert, der Ärzt_innen vor Schadenersatzansprüchen bewahren soll, wenn sie eine Behinderung eines noch ungeborenen Kindes übersehen haben. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Gesundheitsminister Alois Stöger sehen die Transparenz im Gesundheitswesen gefährdet und kritisieren den Vorschlag der Justizministerin. Die ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“ zum Thema gibt es derzeit noch online in der TV-Thek zu sehen.

Bei Spiegel Online wurde eine Art „Blog-Kolumne“ installiert: Vier Männer (darunter Sascha Lobo) schreiben von nun an über Politik, Kultur und Netzthemen, zwei Frauen über Gesellschaftsthemen. Annina von „Girls Can Blog“ hat sich auf ihrer Website über dieses Signal beschwert und Sascha Lobo einen offenen Brief geschrieben. Und der hat (wie immer) sehr ausführlich geantwortet. Link

Die Mädchenmannschaft sucht wieder das „Bloggermädchen“ des Jahres. Zur Wahl stehen zehn spannende Blogs. Schaut vorbei und stimmt für eure Lieblingsbloggerin! Link

Society: Alfons Haider wird bei der neuen Staffel der „Dancing Stars“ nicht als Moderator, sondern als Kandidat teilnehmen. Tanzen wird er mit einem Mann. „Es ist eine Sensation. Der ORF ist der erste Sender der ein gleichgeschlechtliches Paar tanzen lässt“, sagte Haider in einem Interview mit dem Radiosender Ö3.

Ein Blick in die USA: Nach dem Attentat in Arizona macht sich Rachel Maddow auf MSNBC Gedanken über amerikanische Waffengesetze.

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