Dieser Text ist in der Juni-Ausgabe der an.schläge erschienen.
Susanne Riegler ist eine der wenigen Aufdeckungsjournalistinnen in Österreich. Ein Porträt.
In den 1980er-Jahren war Österreich noch etwas enger als heute. Provinzieller, kleinbürgerlicher – und vor allem patriarchaler. Wenngleich Johanna Dohnal gemeinsam mit der sozialistischen Regierung Kreisky bereits eine frauenpolitische Wende eingeläutet hatte, wurde das Land immer noch von alten, mächtigen Männern regiert. Im Burgenland war es Landeshauptmann Theodor Kery, der von 1966 bis 1987 – länger als jeder andere – ein Bundesland mit absoluter Mehrheit regierte. Ähnlich wie Reformkanzler Bruno Kreisky stand er für Modernisierung und Aufschwung. Doch ganz im Gegensatz zum Kanzler frönte er eigenwilligen Leidenschaften: In seinem Haus lagerten rund vierzig Waffen: Pistolen und sogar Maschinengewehre. Kery, einst NSDAP-Mitglied, verband zudem eine Freundschaft mit Tobias Portschy, Nationalsozialist und ehemaliger Gauleiter. „Das muss man sich einmal vorstellen“, sagt Susanne Riegler, die den Waffenbesitz aufdeckte. „Ein sozialistischer Landeshauptmann trifft sich regelmäßig mit dem ehemaligen Gauleiter in dessen Wirtshaus, und alle wissen das“, erinnert sich Riegler im Gespräch.
Die damalige Jungjournalistin arbeitete zu dieser Zeit als Freie für das monatlich erscheinende Fellner-Magazin „Basta“, angetrieben vom Wunsch, soziale Missstände aufzudecken. Ihre ersten Texte hatte sie beim 1982 eingestellten „Extrablatt“ veröffentlicht, eine Art linkes Gegenprojekt zum bürgerlichen Profil, wo auch Elfriede Jelinek und Christoph Ransmayr publizierten. „Während meines Publizistikstudiums bin ich nach Südafrika gereist. Die Eindrücke, die das Apartheitsregime bei mir hinterlassen hat, haben mich so bestürzt, dass ich danach meinte, über solche Missstände informieren und aufklären zu müssen – eigentlich ein sehr naiver Zugang damals“, erzählt Susanne Riegler über den Beginn ihrer Karriere als eine der ersten und sehr wenigen investigativen Journalistinnen Österreichs.