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Schöne neue Glitzerwelt

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Dieser Artikel ist in der Zeitschrift an.schläge erschienen. Die nächste Ausgabe der an.schläge erscheint Anfang September. Abonniert werden kann die Zeitschrift zum günstigen Preis von 35 Euro (Feministischer Journalismus braucht eure Unterstützung!).

Beauty-Bloggerinnen haben das, was vielen anderen Blogs fehlt: unglaublich viele Leserinnen. Für die Kosmetikindustrie werden sie damit zu begehrten Werbeträgerinnen.

Die Dachgeschoß-Suite im Wiener Hotel Steigenberger ist an einem Samstag im April rosa getüncht: Kosmetik-Unternehmen wie Artdeco und Paul Mitchell haben Tische mit ihren Produkten aufgebaut, Cake Pops mit rosa Schleifchen türmen sich in einer Ecke. Zwischen den Nagellack-Fläschchen und Puderdosen wurden Kerzen und Rosenblätter drapiert, überall steht Essen in Mini-Portionsgröße herum: Nudeln in der Kaffeetasse, Tiramisu im Schnapsglas. „Beauty-Blogger-Event“ nennt sich die Veranstaltung, zu der der Kosmetik-Versand Glossy Box geladen hat. Hier können sich die Bloggerinnen die Nägel lackieren oder die Haare hochstecken lassen, während ihnen PR-Beauftragte die Vorzüge der Produkte näherbringen. Auch für zuhause dürfen die Taschen mit Proben gefüllt werden. Ob sie über das Event auf ihren Blogs berichten, bleibt den Teilnehmerinnen selbst überlassen. So wird das zumindest von den Firmen stets betont. „Bloggerinnen werden bei Glossy Box genauso betreut wie Journalisten. Wir freuen uns sehr über jedes einzelne Clipping; natürlich müssen die Blogger nicht darüber berichten“, sagt Karin Igler, die beim Startup-Unternehmen arbeitet, das monatlich fünf Kosmetik-Produkte in einer rosa Box an seine Abonnentinnen schickt.

Bloggen, shoppen, backen. Beauty-Bloggerinnen haben sich zu einer wichtigen Zielgruppe für Kosmetik-Konzerne entwickelt. Sie testen ihre Produkte, zeigen auf YouTube, wie ein gelungener Lidstrich aussieht und haben vor allem eines: viele Leserinnen. Mehr als 130.000 Seitenaufrufe monatlich verzeichnet laut eigenen Angaben etwa der Beauty-Blog „Coralandmauve.at“, einer der erfolgreichsten österreichischen Lifestyle-Blogs, „Mangobluete.com“, wird bis zu neun Millionen Mal pro Monat angeklickt.

Während die Blogger_innen-Landschaft insgesamt in Österreich eher trist aussieht, sind in den vergangenen Jahren viele neue Beauty-, Mode- und Lifestyle-Blogs aufgekommen. „Um 2006 entstanden die ersten deutschsprachigen Modeblogs, in Österreich gab es da eigentlich nur mich und wenig später ,Stylekingdom.com‘. Bei einem ersten Treffen in Wien waren wir zehn Bloggerinnen, die sich eigentlich sehr voneinander unterschieden haben. Es gab künstlerisch-universitäre Projektblogs, Streetwear-Fotografie und alle möglichen Kombinationen aus Mode, Musik, Reisen, Events, Nachhaltigkeit. Über Kosmetik hat da eigentlich noch kaum jemand geschrieben, auch nicht über Kochen oder Kuchen backen“, erzählt Michaela Amort, die auf „Tschilp.com“ über Mode bloggt und keine Kooperationen mit Unternehmen eingeht. Mittlerweile ist die Community der Beauty- und Lifestyle-Bloggerinnen gut vernetzt. Die kosmetikbegeisterten Frauen treffen sich bei Produktpräsentationen und Geschäftseröffnungen. „Wir tauschen uns viel aus, kooperieren und geben einander Tipps. Auch einige gute Freundschaften sind dadurch entstanden“, sagt Petra, die „kirschbluetenblog.blogspot.co.at“ betreibt und nebenberuflich als Make-up-Artist arbeitet. Sie gehört zu jenen Bloggerinnen, die zusätzlich Videos produzieren und ihren Leserinnen von Einkaufstouren und Lidschatten-Schattierungen erzählen.

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Wie neoliberal sind Feminismen?

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„Diese Fragmentierung der feministischen Kritik führte zur selektiven Eingliederung, zur partiellen Reintegration einiger ihrer Strömungen. Abgetrennt voneinander und von der Gesellschaftskritik, die sie miteinander verbunden hatte, wurde so manche Hoffnung der Neuen Frauenbewegung in den Dienst eines Projekts gestellt, das unserer größeren, ganzheitlichen Vision der gerechten Gesellschaft zutiefst widersprach. Utopische Wünsche entwickelten eine Art Doppelleben, als Stimmungslagen, die den Übergang zu einer neuen Kapitalismusform legitimieren halfen: zu einem postfordistischen, transnationalen, neoliberalen Kapitalismus“, schreibt Nancy Fraser in „Feminismus, Kapitalismus und die List der Geschichte“ und analysiert die „gefährliche Liebschaft“ zwischen Feminismen und Neoliberalismus.

Dazu passend empfehle ich auch einen Text von Elisabeth Klaus: Antifeminismus und Elitefeminismus – eine Intervention. Und: „Attacken auf einen abwesenden Feminismus“ von Frigga Haug.

„Frauen sitzen am entscheidenden Hebel“

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Für die September-Ausgabe der an.schläge habe ich Frigga Haug zum Schwerpunkt „Wie wollen wir arbeiten und leben?“ interviewt. 

Die deutsche Soziologin und Philosophin Frigga Haug denkt schon seit Jahren über eine gerechte Verteilung von Erwerbsarbeit, Familienarbeit, Gemeinwesensarbeit und Entwicklungschancen nach – „eine Utopie von Frauen, die eine Utopie für alle ist“.

In Ihrem Buch „Die Vier-in-einem-Perspektive“ geht es u.a. um die Entwicklung der menschlichen Sinne und der Kultur. Dürfen wir in Zeiten von Finanz- und Staatsschuldenkrise über solche Dinge nachdenken?

Die große Krise trifft die einzelnen ja nicht unmittelbar in der Form der Staatsschuld oder des Bankencrashs, sondern anders: als Bedrohung von Arbeitslosigkeit und Armut, als Zweifel an der Planbarkeit des Lebens. Kurz: Die Krise nötigt auch zur Besinnung auf den Sinn des Lebens, die eigene Stellung in der Gesellschaft, auf nützliches Tun. Dies ist ja genau der Moment, an dem über ein gutes Leben, jenseits von Konsum und immer mehr Konsum, nachzudenken ist. Zum guten Leben aber gehört für mich die Entwicklung aller Sinne, also auch künstlerische Potenziale in sich zu entdecken und zu pflegen, genussvolle Tätigkeiten anzustreben, kurz, sich als Mensch und eben nicht als KonsumentIn zu bejahen.

Die „Vier-in-einem-Perspektive“ verbindet die Bereiche der fürsorgenden Arbeit, des politischen Engagements, der persönlichen Entwicklung und der Erwerbsarbeit, die radikal gekürzt werden soll. Es geht dabei also um eine gerechtere Verteilung von Zeit – und nicht von Arbeit?

Natürlich geht es um eine gerechte Verteilung von Arbeit – d.h. um das Recht auf einen Erwerbsarbeitsplatz, das Recht auf fürsorgende Arbeit, auf die Entwicklung seiner Fähigkeiten, auf politische Arbeit. Um über diese vier Bereiche als Arbeit zu sprechen und gehört zu werden, braucht es eine Kulturrevolution. Zu fest sitzen die alten Gewohnheiten als Vorstellung in den Köpfen. „Willst Du im Ernst sagen, dass es genauso Arbeit ist, wenn ich zuhause Cello spiele, als wenn ich im Bergwerk arbeite?“, fragte mich eine Mitstreiterin empört. Man hört die Verachtung des Cellospiels als Luxus und erkennt den Blick auf Erwerbsarbeit festgeheftet an vergangene Formen männlicher Lohnarbeit und die damit einhergehende Achtung, dass nur dies zu respektieren sei. Reproduktionsarbeit verwandelt sich unvermittelt ins Windeln wechseln, als stünde hier nicht in Frage, wie Menschen sich menschlich zueinander verhalten. Hier umzudenken ist ein langer Prozess. Er ist notwendig. Einfacher, wenn auch abstrakter scheint die Einigung, dass in jedem Fall um die Verfügung über Zeit zu kämpfen ist – mit dem Ziel der selbstbestimmten Zeit für alle vier Bereiche. Arbeit ist Zeitverwendung. Ausbeutung ist Verfügung über fremde Arbeitskraft und somit Zeit. Die Themen hängen also ineinander.

In Diskussionen über eine Arbeitszeitverkürzung wird sehr schnell die Frage gestellt: Wer soll das bezahlen?

Diese Frage ist an sich ungeheuerlich. Sie fragt vor dem Hintergrund einer so großen Produktivkraftentwicklung, dass nur noch die Hälfte oder weniger der notwendigen Arbeitszeit gebraucht wird, um die gesellschaftlich notwendige Arbeit zu erledigen. Wenn man also die Erwerbsarbeitszeit nicht entsprechend verkürzt, heißt das, man schafft Arbeitslose. Wer zahlt diese? Oder steht hinter der Frage gar die Idee, man sollte die Arbeitslosen verhungern lassen und aus der Gesellschaft rauswerfen – sie „an den Rändern verlieren“, wie Peter Hartz, der Autor der Hartz-IV-Regelung, vorschlug? Mit anderen Worten: Die jetzige Lösung stuft einfach einen Teil der Bevölkerung aufs Existenzminimum und bezahlt nur den anderen Teil, stets weniger übrigens, wenn man nicht zu den ganz Oberen gehört. Aber bezahlt werden muss in jedem Fall. Gerechte Verteilung des erarbeiteten gesellschaftlichen Reichtums auf alle setzt eine radikale Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit voraus.

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Quo Vadis? Hochschulpolitik und Gleichstellung

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Im Ulrike Helmer Verlag ist das Buch „Gleichstellung im Reformprozess der Hochschulen. Neue Karrierewege für Frauen?“ erschienen. Die Autorinnen und Autoren setzen sich darin mit der neuen Hochschulreform und den Herausforderungen für die Gleichstellung, die damit verbunden sind, auseinander.

Die zwei zentralen Fragestellungen der Beiträge lauten, welche Chancen und Herausforderungen sich für Frauen durch das sich neu herausbildende Hochschul- und Wissenschaftsmanagement ergeben und welche neuen Möglichkeiten der Karriereförderung von Wissenschafterinnen es darin gibt.

Die Beiträge setzen sich zwar mit der Situation an den Universitäten in Deutschland auseinander, aber was für Deutschland gilt, gewinnt zunehmends auch für Österreich Bedeutung.

Empfehlenswert! Lesenswert!

weiterlesen (auf Genderraum.at) 

Gleichstellung im Reformprozess der Hochschulen. Neue Karrierewege für Frauen? Blättel-Mink, Birgit/Franzke, Astrid/Wolde, Anja (Hg.) (2011), Sulzbach/Taunus, Ulrike Helmer Verlag.

Querbeet

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Welche Auswirkungen hatte der Arabische Frühling auf Geschlechterdiskurse im Nahen Osten und Nordafrika? Dieser Frage ist die Redaktion von derstandard.at in einer internationalen Presseschau nachgegangen.

Auch in Wien wurde nun eine „Werbewatchgroup“ gegen sexistische Werbung nach dem Grazer Vorbild eingerichtet. Eure Beschwerden könnt ihr jederzeit online einreichen. (Artikel dazu auf diestandard.at)

Im Oktober 2011 hat die Plattform 20000frauen gemeinsam mit dem BKA Frauen die Enquete „Arbeit.Neu.Denken“ veranstaltet. Interessierte finden nun die Dokumentation mit allen Vorträgen und Unterlagen auf der Website des Ministeriums.

„Wie wollen wir im Netz füreinander Sorge tragen?“, fragt Lantzschi auf Medienelite.de. Weiterdenken ausdrücklich erwünscht.

In Österreich bringen aktuell ein Untersuchungsausschuss (und zahlreiche Journalist_innen) ans Licht, wie intransparente Parteienförderung, zwielichtiges Sponsoring und die Verhaberung zwischen Politikern (die weibliche Form ist hier im Grunde zu vernachlässigen) und Wirtschaftsbossen in diesem Land funktionieren. Diese Beiträge solltet ihr lesen / euch ansehen:
ZIB2 Interview mit Lobbyist Peter Hochegger
ÖVP mitten im Sumpf“ – Artikel im News zur Telekom-Affäre
Protokoll einer Dienstbesprechung“ – Florian Klenk über die Ermittlungen im Fall Grasser
Der Stand der Dinge“ – Die Akte Grasser zum Download auf Profil.at
U-Ausschuss live“ – Laufend aktuelle Berichte zum Untersuchungsausschuss auf standard.at
Die Aktivitäten von Gabriela Moser, Vorsitzende des U-Ausschusses, könnt ihr auf Facebook verfolgen.

Die SPÖ Frauen haben Johanna Dohnal eine neue Website gewidmet.

Pretty in Pink

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Nachdem LEGO sein Marketing jahrzehntelang auf Buben / Jungs ausgerichtet hat, wurde nun nach „intensiver Forschung“ eine Serie für Mädchen vorgestellt. Herausgekommen sind rosa Figuren, die Kuchen backen, sich die Haare machen und mit Haustieren spielen. Anita von Feminist Frequency erläutert wie immer fundiert diese furchtbare Strategie des Konzerns:

Teil 2 des Videos

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