„Ob es in einer Beziehung immer Unzufriedenheit über die Aufteilung der Hausarbeit zwischen Mann und Frau gibt, ist weniger eine Frage der tatsächlichen Leistung als eine Frage von Beispielen und Vergleichen im Freundes- und Bekanntenkreis. Wenn der eigene Mann mehr tut als jener der Freundin, neigen Frauen dazu, das Ungleichgewicht positiver zu sehen und zu akzeptieren“, so ein APA-Beitrag, der diese Woche auf diestandard.at zu lesen war. Im Zuge der Studie gaben rund 84 Prozent der Frauen in Österreich, Deutschland und der Schweiz im Übrigen an, den Großteil der Hausarbeit alleine zu erledigen. (Ich nehme an, es wurden ausschließlich in heterosexuellen Partnerschaften lebende Frauen befragt – darüber wird keine Auskunft gegeben).
Wir schreiben das Jahr 2010. „Ob man mit der Frauengleichstellung vielleicht weiter ist, als manchmal gedacht?“ fragt sich Tom Schaffer auf zurpolitik.com (in Hinblick auf den Frauenanteil in Medienbetrieben). Für welche Bereiche das auch immer gelten mag – bestimmt nicht für die (unbezahlte) Hausarbeit. Und jetzt lasse ich ausnahmsweise die Kinder-, Alten- und Krankenpflege mal außen vor und spreche nur von repetetiven Tätigkeiten wie Putzen, Mülltrennung, Nahrungszubereitung oder Bügeln. Nahezu alle Menschen in meinem Bekanntenkreis sind von dem unbestimmten Gefühl geprägt, dass Frauen für diese Arbeiten eine gewisse Grundzuständigkeit aufweisen. Gleichberechtigung, das heißt, dass ein Mann auch im Haushalt arbeitet. Nicht, weil er es etwa müsste (abgesehen vom eventuell ausgeübten Druck der Partnerin / Mitbewohnerin / Mutter usw.), sondern weil er seinen „Beitrag“ leistet.
Biologie (bzw. die erfolgte Zuweisung zu einer Geschlechtsgruppe) ist 2010 noch immer Schicksal. Bei sämtlichen Familienfeiern oder sonstigen Zusammenkünften beobachte ich (haus)arbeitende Frauen und diskutierende Männer. Und woher kommt diese Verpflichtung? Fragt man nach den Gründen, warum in einer Partnerschaft, in der zwei Menschen 40 Stunden pro Woche einer Erwerbsarbeit nachgehen, die Frau alleine oder überwiegend für den Haushalt zuständig ist, gibt es wenig befriedigende Antworten. Irgendwie sei das eben Frauenarbeit. Und irgendwie sind wir nun alle so aufgewachsen: mit einer kochenden und putzenden Mutter und einem vor dem Fernseher sitzenden Vater.
Alexander Monro, ein schottischer Professor der Anatomie, hat das im 18. Jahrhundert noch „fundiert wissenschaftlich“ begründet. Bei seiner Erforschung der weiblichen Anatomie (insbesondere des Skeletts) kam er zu dem Schluss, dass der Körper der Frau ihren Ort in der Gesellschaft (dem „Heim“) erkläre. Später wurde die Erforschung des Kopfes und des Gehirns interessanter als der menschliche Körperbau und die „weibliche Intelligenz“ erforscht. Forschungsergebnisse besagten unter anderem, dass das weibliche Gehirn nur für schlichte, repetetive Tätigkeiten geeignet sei – Frauen könnten gut lernen, wiederholen und nachahmen, nicht jedoch erfinden und erschaffen.
Genau genommen kann man/frau also nicht wirklich sagen, dass diese Erkenntnisse der Wissenschaft heute nicht mehr relevant wären. Auch wenn es nicht mehr akzeptiert wäre, öffentlich davon zu sprechen, dass die weibliche Anatomie bzw. das weibliche Gehirn zur Hausarbeit verdamme. Wenn schon, dann wird solche Forschung weit gefinkelter verpackt. „Männliche“ und „weibliche“ Eigenschaften in den Genen und Gehirnen zu suchen – das ist nach wie vor ein lebendiger Forschungzweig innerhalb der Naturwissenschaften. Da wird uns dann erklärt, warum Frauen Details schneller erkennen (warum sollte also ein Mann nach den verlorenen Socken suchen?) und Männer feinmotorisch weniger begabt sind (was die Bedienung eines Geschirrspülers nahezu unmöglich macht).
S. (31) ist Informatikerin, ihr Parnter arbeitet in der Bank. Und dort muss er jeden Tag mit einem gebügelten Hemd erscheinen. Nach drei Jahren Hemdenbügeln am Sonntag Nachmittag (das sie zutiefst verabscheute) fragte S. sich das erste Mal, warum sie sich dafür zuständig fühlte. Nachdem ihr klar wurde, dass es keinen rationalen Grund dafür gibt, hat S. nun das Bügeleisen aus der Hand gelegt. Ob P. mit Knitterfalten im Büro erscheint, ist nun sein eigenes Problem. „Du lässt deinen Mann mit ungebügeltem Hemd am Sonntag in die Kirche gehen?“, fällt mir da ein. Das hat eine ehemalige Nachbarin einst meine Mutter gefragt. Im Zustand vollkommener geistiger Klarheit.
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