Gute Dokumentarfilme leben oft von der Nähe zu ihren Protagonist_innen. Ihnen nahe zu sein und sie doch nicht zu vereinnahmen oder sich von ihnen vereinnahmen zu lassen, ist ein Kunststück, das nur selten gelingt. Dem Filmemacher Vadim Jendreyko ist es gelungen. Er hat Swetlana Geier zweieinhalb Jahre lang mit der Kamera begleitet und ein eindrucksvolles Porträt der Übersetzerin geschaffen. Fünf große Romane des berühmten russischen Schriftellers Fjodor M. Dostojewski hat sie ins Deutsche übersetzt und sich dafür fünfzehn Jahre Zeit genommen. Geier wurde 1923 in Kiew geboren, als in den 1940er Jahren dort die Nazis einmarschierten, profitierte sie von dem Sprachunterricht, den sie schon als junges Mädchen genossen hatte und konnte als Übersetzerin nach Deutschland reisen.
Als sie 60 Jahre später in ihre Geburtsstadt zurückkehrt, begleitet sie Jendreyko auf dieser Reise. Neben diesen sehr emotionalen und persönlichen Szenen ist Swetlana Geier auch bei ihrer Übersetzungsarbeit zu sehen: Satz für Satz diktiert sie einer Freundin, die sich jeden Tag in ihrem kleinen Haus einfindet und dabei stets auf Pünktlichkeit und Disziplin pocht. Jeder noch so banalen Situation verleiht Geier durch ihre klugen Kommentare einen philosophischen Anstrich, dabei wirkt es, als ob sie die Anwesenheit der Kamera längst vergessen hätte. Dass Swetlana Geier, die vergangenen November verstorben ist, erst durch diesen Film einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde, liegt wohl auch daran, dass Übersetzer_innen ein Schattendasein führen; Autor_innen schaffen große Werke und werden berühmt, Übersetzer_innen leisten ihre Arbeit im Hintergrund – und sind häufig Frauen. Gerade dieser Umstand macht „Die Frau mit den 5 Elefanten“ (2009) so sehenswert: